Zufrieden verfolgen die Bürger die Gemeinderatssitzung der Dietinger Räte. Für den Hochwasserschutz wurden zwei Gutachterbüros bestellt. Foto: Schmidt

Dietingen beauftragt zwei Büros. Bürgerinitiative: Schutzmauer muss schön und effektiv werden.

Dietingen - Am Ende gab es Beifall. Der Dietinger Gemeinderat entschied sich bei einer Enthaltung, die Hochwasserproblematik von zwei Gutachtern unter die Lupe nehmen zu lassen.

Bürgermeister Frank Scholz holte weit aus. Detailliert schilderte er die bisherigen Bemühungen um den Hochwasserschutz und informierte über die jüngsten Ergebnisse. Hildegard Flaig fand dazu deutliche Worte. Böhringen und Rotenzimmern empfinde sie als Schlusslicht in den Anstrengungen der Landesbehörden um den Hochwasserschutz entlang der Schlichem. Während in anderen angrenzenden Gemeinden durchaus ansehnliche Lösungen erarbeitet worden seien, bekomme Böhringen eine "700 Meter lange Schutzmauer".

Linienschutz akzeptiert

Der Linienschutz, den Flaig damit anspricht, wird von der Bürgerinitiative (BI) inzwischen mehr oder wenig akzeptiert. Die favorisierte Lösung, ein Rückhaltebecken in Rotenzimmern zu verwirklichen, lehnten die Behörden als finanziell unwirtschaftlich ab.

Was die Bürgerinitiative ganz im Sinne von Flaig nach wie vor umtreibt, ist die Veränderung ihres Ortsbildes. Wenn schon, dann wenigstens schön, und mit dem bestmöglichen Schutz, so der Konsens. Ruhig schlafen können die Bürger in Böhringen nur dann, so der Vorsitzende der Bürgerinitiative, Edgar Kramer, wenn der Linienschutz seine Aufgabe erfülle. Der Forderung nach einer umfangreichen Prüfung, unter Einbeziehung aller von den Bürgern angesprochen Faktoren, sei von den Behörden nicht zur Zufriedenheit vorgenommen worden. Mithin wurde angeregt, ein weiteres Gutachten vom Büro Heberle erarbeiten zu lassen. Die finanzielle Last ist dann allerdings von der Gemeinde zu tragen.

Frank Scholz sagte seine Unterstützung ausdrücklich zu. Das Büro werde beide Varianten noch einmal untersuchen und darüber hinaus ein geologisches Gutachten erstellen lassen. Die Kosten für diese Untersuchung belaufen sich auf etwa 45.000 Euro. Allerdings könne mit einem Fördermittelanteil von 70 Prozent gerechnet werden.

Darüber hinaus werde mit dem Büro Wald und Corbe noch ein weiteres Gutachterbüro beauftragt. Laut des Böhringer Ortsvorstehers Detlef Langrock soll von diesem die "noch nicht untersuchte Hangwassersituation" unter die Lupe genommen werden. Des Weiteren werde über eine Aufwertung der Schlichem nachgedacht, um bei der Brücke die Sogwirkung zu verstärken, über ein Rückhaltebecken beim Waldsee und Polder, die die Höhe der Mauern reduzieren könnten. "Ich bin mir sicher, dass die Firma Wald und Korbe noch eine Vielzahl anderer Alternativen in ihre Überlegungen mit einbeziehen kann", so Langrock.

Weißhaupt: unzuverlässig

Die Kosten für die Untersuchung legte das Büro Wald und Corbe auf knapp 27 000 Euro fest. Frühestens im März, wahrscheinlich eher im Mai würden die Ergebnisse vorliegen, sagte Scholz. Dann werde auch über den Beitritt in den Zweckverband entschieden.

Während die Räte die Überlegungen wohlwollend begrüßten, bereiten sie dem Ortsvorsteher von Rotenzimmern, Frank Weißhaupt, Magengrummeln. "Wir hätten mit dem heutigen Tag einen großen Schritt gehen können", sagte er. Stattdessen würden Gutachter beauftragt, von gleich zwei Büros, denen dieselben Daten zugrunde liegen. "Was machen wir bei zwei unterschiedlichen Meinungen? Ein drittes Gutachten erstellen?", fragte er in die Runde. "Haben wir die Zeit?" Weißhaupt meint nein.

Ohne die Gründung eines Zweckverbandes falle der Hochwasserschutz komplett ins Wasser. Fördermittel gebe es nur in der Gemeinschaft, sprich in einem Zweckverband, dem die vom Hochwasser betroffenen Gemeinden angehören. Mit der Verzögerung signalisiere Dietingen vor allem eines: "Unzuverlässigkeit." Jetzt und heute hätte mit den Verhandlungen für einen zügigen Abschluss begonnen werden können. Insbesondere die notwendigen Gespräche mit denjenigen Gemeinden, die sich weit weniger vom Hochwasser gefährdet sehen als Dietingen, wo daher Überzeugungsarbeit geleistet werden müsse.

Frank Scholz konnte die Bedenken von Weißhaupt nachvollziehen, er teilt sie aber nicht. Auch die Gemeinde sehe die Notwendigkeit eines Zweckverbands. Anders wie Weißhaupt gehe er aber nicht davon aus, dass die Verzögerung zum Nachteil gereiche. Sein Anliegen sei eine breite Entscheidungsbasis unter Einbeziehung und Mitwirkung der Bürger, die Gutachten würden dafür die Grundlagen bilden.

Dem schlossen sich die Räte in ihren Wortbeiträgen an, insbesondere sahen sie es als gerechtfertigt an, dass zwei Gutachterbüros beauftragt werden. Nur einer enthielt sich seiner Stimme. Nicht Frank Weißhaupt, der dem Gremium zwar beisitzt, aber ohne Mandat kein Stimmrecht innehat. Bernd Kirholzer enthielt sich, hatte sich aber auch nicht an der Diskussion beteiligt.