Eine ehrenamtliche Initiative ließ einen Barfußpark (links oben), zahlreiche Hinweisschilder und einen kleinen Kletterbereich entstehen. Der Rundlauf (links unten) ist nicht nur wegen dem Schwarzwild ein Erlebnis. Die Wildschweine fühlen sich sauwohl in ihrem Gehege, aber die Pflege wächst den Dietingern über den Kopf. Fotos: Schmidt Foto: Schwarzwälder-Bote

Schwarzwaldgehege in Dietingen soll auf Vordermann gebracht werden / Doch lieber pflegeleichtes Rotwild?

Von Anja Schmidt

Dietingen. Das Schwarzwildgehege in Dietingen soll wieder auf Vordermann gebracht werden. Mit diesem Wunsch aus dem Dietinger Ortschaftsrat wird sich der Gemeinderat in einer kommenden Sitzung befassen.

Der Spaziergang rund ums Wildgehege in Dietingen ist ein beeindruckendes Erlebnis. Zwischen den Bachen und den mit Imponiergehabe beschäftigten Keilern begeistern vor allem die zahlreichen Frischlinge, die hungrig an den Zitzen ihrer Mütter saugen, und neugierig ihre Umgebung erkunden. Die zutraulichen Tiere kommen bis an den Zaun, der mit einem Elektrodraht gesichert ist. Füttern ist nicht erlaubt, dennoch verfolgt die große Herde Spaziergänger bis hoch zur Hütte.

Am Dienstagvormittag ist nur eine junge Frau mit ihren beiden Kindern zu Gast. Um das Wildschweingehege zu besuchen, nehme sie die Fahrt von Sulz sehr gerne in Kauf, sagt sie, und normalerweise sei "richtig viel los". Schlecht findet sie die Zustände nicht, es sei "doch normal, dass in Wildschweingehegen der Matsch überwiegt".

Der Ortschaftsrat ist da kritischer. "Nichts Grünes ist mehr da", monierte Ortsvorsteherin Bettina Baur. Zwar würden immer wieder Tiere rausgeschossen, aber nur Keiler und nicht die Bachen. Das habe in den vergangenen Jahren zu einem Übersatz geführt, den die Natur nicht mehr verkrafte. Zudem könnten die Tiere nicht mehr Suhlen, weil es an Wasserstellen fehle. Neben dem Wildschweingehege treibt auch die Gestaltung um das Gehege die Gemüter um. Etwa die "verwilderte Schutzhütte oder der mit Unkraut überwucherte Barfußweg.

Vor acht Jahren wurde von Bürgern ehrenamtlich ein Erlebnispfad errichtet, der seinem Namen auch gerecht wird. Unzählige Hinweisschilder mit Erklärungen zum Wald und seinen Bewohnern begleiteten die Spaziergänger auf ihrem Weg, es wurde ein Bienenhotel, ein Klangspiel aus Hölzern, eine Spielstelle und auch ein Barfußweg eingerichtet. Inzwischen wuchs die Pflege den Bürgern aber über den Kopf, gestand Georg Schneider ein. Die helfenden Hände blieben aus.

Das Wildschweingehege aufzugeben, kommt für die Räte nicht in Frage. Wie Bürgermeister Frank Scholz betonte, ist das Gehege der einzige touristische Anziehungspunkt der Gemeinde. Im Ensemble mit der Kristallwelt und dem Rottweiler Testturm könnte die Anziehungskraft sogar noch wachsen.

Ratlos blieb das Gremium dennoch nicht. "Das ist ein typisches Leaderprojekt", unterbreitete Baur strahlend die Lösung. Leader ist ein Entwicklungsprogramm, das von der EU und dem Land gefördert wird. Bürger werden dazu eingeladen sich aktiv an der Gestaltung ihrer Region zu beteiligen, auch mit Blick auf die touristische Entwicklung.

Der Ortschaftsrat hofft jetzt auf die Zustimmung im Gemeinderat, aber einige zukunftsorientierte Ideen wurden vorneweg gesammelt. Etwa den Bestand zu reduzieren und im Gehege eine Grenze zu ziehen, damit der andere Teil rekultiviert werden kann, oder ganz auf das suhlende Wildschwein zu verzichten und pflegeleichteres Rotwild zu beheimaten.

Auch wurde darüber nachgedacht eine Einnahmequelle zu generieren, etwa über einen Futterautomat oder Getränkeautomat für die Spaziergänger.