Die Schlichem in Rotenzimmern nach dem Hochwasser Ende Juli. Hier lässt sich erahnen, warum die Büsche zurückgeschnitten werden sollten. Foto: Weißhaupt Foto: Schwarzwälder-Bote

Hochwasserschutz: Unterschiedliche Maßnahmen sollen zum Ziel führen / Informationen im Ortschaftsrat Rotenzimmern

Dietingen-Rotenzimmern. Der Schwerpunkt der Ortschaftsratssitzung in Rotenzimmern ließ sich an der Tagesordnung ablesen: Hochwasser kam gleich mehrfach darin vor.

Das Interesse der Bevölkerung war so groß, dass die Sitzung kurzfristig in den großen Mehrzweckraum verlegt werden musste. Im ersten Teil informierte Ortsvorsteher Frank Weißhaupt über die Sitzung zur Schlichemvoruntersuchung, die er zusammen mit Bürgermeister Frank Scholz und seinem Böhringer Amtskollegen Klaus Weisser im Schömberger Rathaus besucht hatte.

Ziel der Untersuchung sei, die Hochwasserproblematik gemeinsam mit den anderen Schlichemanliegergemeinden von der Quelle bis zur Mündung zu betrachten und mit deutlichen Zuschüssen aus Landesmitteln das Hochwasser in den Griff zu bekommen. Hierzu habe das Ingenieurbüro Heberle aus Rottenburg ein Regenrückhaltebecken im Tal vor Rotenzim- mern vorgeschlagen. Allerdings werden die Umsetzungen, sollten sie beschlossen werden, noch einige Jahre auf sich warten lassen.

Weiter wurde der Ortschaftsrat über eine Informationsveranstaltung zum Stauseemanagement informiert, die vom Regierungspräsidium Tübingen (dem Betreiber des Stausees) angeboten wurde. Hier habe man über Verbesserungen des Informationsflusses diskutiert, Schwachstellen festgestellt und verbesserte Meldewege festgelegt.

Interessant sei auch gewesen, dass das eine oder andere Gerücht, das während den Hochwassern der vergangenen Jahre umherschwirrte, nicht stimmen würde. Über beide Themen will der Ortsvorsteher die Bürger, eventuell zusammen mit der Böhringer Bevölkerung, informieren. Auch alle anderen Maßnahmen sollen in Abstim-mung mit dem Böhringer Ortschaftsrat erfolgen.

Im zweiten Punkt informierte Frank Weißhaupt über seine Gespräche und einen Ortstermin mit dem Landratsamt Rottweil. Obwohl es sich bei dem Lauf der Schlichem um ein FFH-Gebiet (Naturschutzgebiet) handele, können Büsche und Sträucher, die den Bachquerschnitt verengen, teilweise bis auf den Stumpf zurückgeschnitten werden.

Als Ausgleich soll mittels Bewuchs im oberen Bereich das Ufer nachhaltig entwickelt werden. Insgesamt sei das Klima der Gespräche mit dem Landratsamt freundlich, zielführend und beratend gewesen.

Der Ortschaftsrat stellte sich vor, den Rückschnitt zusammen mit Anwohnern und Bürgern anzupacken. Der Termin werde, so Weißhaupt, bei entsprechendem Wetter und Wasserstand kurzfristig veröffentlicht.

Der Ortsvorsteher hatte aber auch schlechte Nachrichten im Gepäck: Der ursprüngliche Beschluss des Gremiums, einen Damm in Höhe von etwa 30 Zentimetern entlang des Mühlackers aufzuschütten, lasse sich nicht, wie geplant, umsetzen. Zum einen habe sich die Rechtslage von Bauwerken im Uferbereich im vergangenen Jahr geändert, zum anderen konnten sich die Anlieger der angrenzenden Wiesen nicht dafür begeistern lassen.

Als Lösung wurde dem Ortschaftsrat vorgeschlagen, ein Ingenieurbüro damit zu beauftragen, die Möglichkeiten zum lokalen Hochwasserschutz in Rotenzimmern zu untersuchen. Das Ingenieurbüro solle zusätzlich prüfen, wie die Problemstelle "zwischen den Brücken" durch Ausbaggerungen verändert, der Bachlauf vergrößert und auch im Sinne des Naturschutzes gestaltet und entwickelt werden könne. Dem Vorschlag folgte das Gremium einstimmig. Es soll das Büro, das bereits die Schlichemvoruntersuchung leitet und dadurch die Problemstellung in den einzelnen Ortschaften kennt, dafür gewonnen werden.

Zum Schluss wurde das angedachte "Informationskonzept Hochwasser" für die Bevölkerung besprochen. Ziel soll sein, die Informationshoheit zu erlangen und die unterschiedlichen Informationsquellen zu bündeln, um den Gerüchten bei Hochwasser entgegenzuwirken.

Inzwischen wurde durch die Ortsverwaltung die Hochwassergefahrenkarten ausgewertet, im zweiten Schritt sollen die Bewohner der hochwassergefährdeten Häuser angeschrieben werden. Es sei angedacht, die Erreichbarkeiten der Anwohner zu erheben und diese im Hochwasserfall über eine Massen-SMS zu informieren.

Erste Versuche fanden bereits statt. Für den Teil der Bevölkerung, der nicht über ein SMS-fähiges Telefon verfügt, soll im Hochwasserfall ein Informationsstand in der Ortsmitte als Anlaufstelle dienen. Inzwischen wurde auf Kosten der Gemeinde Dietingen bereits ein Pegel in Dautmergen installiert, auch die beiden Brücken im Ort bekommen gut sichtbare Pegel vor der Brücke.