Sabine Wölfle (rechts) informiert sich über das AWO-Pflegeheim in Dietingen. Ihre Gesprächspartner waren (von links) Inge Schaplewski, Peter Hirsch, Aufsichtsrat Hans Heckel und Hans-Peter Faißt. Foto: Witkowski Foto: Schwarzwälder-Bote

Wahlkampf: Sabine Wölfle besucht Pflegeheim in Dietingen

Dietingen (wit). Deutschland gehen die Fachkräfte aus. Dies ist keine voreilige Befürchtung für die Zukunft, sondern bereits heute vielerorts ein Problem.

Für die Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Landkreis Rottweil ist diese Entwicklung Grund genug, öffentlich immer wieder auf das Thema aufmerksam zu machen. So war unlängst die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Sabine Wölfle, in den Landkreis Rottweil gekommen, um gemeinsam mit der AWO das Thema zu vertiefen.

Ziel war das Pflegeheim in Dietingen, wo derzeit 24 Einzelzimmer und sechs Plätze in der Kurzzeitpflege entstehen. Dort wurde sie von mehreren Vertretern der AWO, so von der Leiterin der Einrichtung, Inge Schaplewski, und dem Vorsitzenden des AWO-Kreisverbands Rottweil, Hans-Peter Faißt, begrüßt. Als Landesvorsitzende des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB), der sowohl einen Rettungsdienst, als auch Pflegeheime betreibt, kennt sie das Thema aus eigener Anschauung.

Nur acht Jahre im Schnitt

Die fertig ausgebildeten Fachkräfte könnten sich ihren Arbeitgeber quasi aussuchen. Ganz schwierig sei die Situation an der Schweizer Grenze, wo in Deutschland ausgebildet werde und die Fachkräfte mit deutlich höheren Gehältern in die Schweiz abgeworben werden. Auch im Landkreis Rottweil sei es für die Betreiber von Senioren- und Pflegeheimen nicht leicht, ausreichend Mitarbeiter zu gewinnen. Nach einer dreijährigen Ausbildung bleiben die Fachkräfte im Schnitt gerade mal acht Jahre im Beruf.

Dabei stehe nicht die Bezahlung an erster Stelle, wenn es um die Frage gehe, wie der Beruf attraktiver werden könne, sondern die Arbeitsbedingungen sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. So komme es immer wieder vor, dass sich eine Altenpflegerin darauf freue, endlich nach drei Wochen wieder einmal am Wochenende frei zu haben, den Kinobesuch oder andere Aktivitäten mit der Familie plane und dann am Tag vorher erfahre, dass sie als Krankheitsvertretung einspringen müsse.

Zumindest bei der Bezahlung tut sich derzeit etwas. So sollen im Zuge der Vereinheitlichung der Ausbildung die früher unterschiedlich bezahlten Krankenpfleger, Kinderpfleger und Altenpfleger künftig gleich bezahlt werden. Weitere Schritte müssten folgen. Geht es nach der AWO, dann soll es ein verpflichtendes soziales Jahr für alle jungen Menschen geben, sobald diese ihre Schule abgeschlossen haben.

In Dietingen ist man im Pflegeheim sehr froh über die zahlreichen ehrenamtlichen Helfer. Der Geschäftsführer der AWO Soziale Dienste gGmbH, Peter Hirsch, zu der die AWO-Einrichtung in Dietingen gehört, fordert eine weitere Entbürokratisierung. So wünscht er sich, dass der Medizinische Dienst der Krankenkassen und die Heimaufsicht ihre Prüfungen miteinander abstimmen und gemeinsam kommen, "anstatt den ganzen Laden zwei Mal komplett lahm zu legen".