Bürgermeisterwahl: Ein Abend mit Uwe Bidlingmaier / Förderung des Vertrauens / Der einzige, der von außen kommt

Von Anja Schmidt

Mit Uwe Bidlingmaier begann die Vorstellungsrunde der Bürgermeisterkandidaten in Dietingen. In Rotenzimmern besuchten ihn etwa 30 Bürger.

Dietingen-Rotenzimmern. Uwe Bidlingmaier ist einer von vier Kandidaten für den Bürgermeisterposten in Dietingen. Er ist der Fremde, der Auswärtige, der einzige, der seine Person erst vorstellen muss, während die anderen, wie der amtierende Bürgermeister Frank Scholz, Gemeinderat Ferdinand von Bissingen und Karl Herter aus Rotenzimmern, den Bürgern weitreichend bekannt sein dürften.

Seine Runde begann er in Gößlingen, sie führt ihn über Rotenzimmern nach Irslingen. Morgen, Mittwoch, besucht er Böhringen, am Tag darauf Dietingen-Ort. Seine Erkundungstour durch die Ortsteile begann er indes schon früher. Nennt sie alle "liebenswert". Er habe sie in ihrer Eigenart, die er weiter fördern und unterstützen möchte, kennengelernt.

Zu seinem Bedauern habe er in Gößlingen keinen Ortsvorsteher, mithin keinen Ortschaftsrat, angetroffen. Für die notwendigen Maßnahmen im Ort sei ein solches Gremium aber unabdingbar. Nur mit ihm könne gewährleistet werden, dass wichtige und für den Ort notwendige Projekte nicht unter den Tisch fallen und der Gemeinderat informiert werde.

Uwe Bidlingmaier ist ruhig, aufmerksam und besonnen. Ein Mensch, der ankommen möchte. Schon in jungen Jahren träumte er davon, in die Verwaltung zu gehen. Sein Elternhaus, erzählt der heute 49-Jährige, ermöglichte ihm die Ausbildung zum Maschinenschlosser. Sein Fachabitur holte er später nach, er arbeitete daraufhin in leitender Position.

Seinen Wunsch verlor er aber nicht aus den Augen und begann 2001 ein Studium an der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Stuttgart. 2003 machte er sich als Unternehmer selbständig, vertiefte seine Verwaltungskenntnisse parallel an der Bundeskommunalakademie Frankfurt. Auf Dietingen fiel seine Aufmerksamkeit beim Kontaktstudium in Kehl.

Was genau er erfahren hatte, berichtete er nicht, aber sein Interesse war geweckt. Die Gemeinde und ihre Bürger gefielen ihm auf Anhieb. Den Fauxpas, den er sich bei der Schulleitereinsetzung erlaubte, für ihn umso schmerzlicher. "Ich habe einen Fehler gemacht und bedaure ihn zutiefst", sagte er gleich zu Beginn seiner Vorstellung.

Aufgegriffen wurde das Thema von den Bürgern nicht mehr. Viele Fragen wurden auch nicht gestellt, sie hörten zu. Bidlingmaier sprach von seiner Familie, seinen persönlichen Interessen, von Motorradausflügen mit Freunden, von seiner langjährigen Tätigkeit als Vorsitzender der SPD einer großen Kommune, vom Übertritt zu den Freien Wählern. Teamarbeit habe er verinnerlicht. Gemeinsam mit dem Gemeinderat und den Bürgern Projekte auf die Beine zu stellen, sei sein Ziel.

Für Zukunftswerkstatt

Als sein persönliches Anliegen nannte er die Ankurbelung der Dietinger Wirtschaft. Dietingen habe das zweischwächste Steueraufkommen im Kreis Rottweil. "Wir empfangen Geld von außen", sagte er. Indes befinde sich die Gemeinde an einem "sehr guten Standort". Nur wenige Kilometer vom Rottweiler Industriegebiet Berner Feld entfernt.

Es sei nicht nachvollziehbar, warum es in Dietingen nicht funktionieren sollte, insbesondere mit den "hervorragenden Fachkräften" innerhalb der Verwaltung, lobte er Hauptamtsleiter Matthias Barth und Kämmerer Christian Fix. "Wir müssen unsere Selbständigkeit erhalten", so Bidlingmaier.

Die Verbundenheit der Gesamtgemeinde und das Vertrauen untereinander sollte gestärkt und gefördert werden. "Und das möchte ich gerne tun." Zusammen mit dem Gemeinderat und den Bürgern eine Zukunftswerkstatt einrichten, in der die Potentiale der Ortsteile ausgelotet und angepackt werden könnten. Themen wie der Nahverkehr könnten genauso auf den Tisch landen wie die Breitbandversorgung oder etwa in Rotenzimmern und Böhringen der Wunsch nach einem Rückhaltebecken.

Er sei bereit, seine ganze Schaffenskraft für die Belange der Bürger einzubringen, und habe als Mediator gelernt, Konfliktsituationen zu vermeiden und einen Ausgleich zu finden. "Ich bin der einzige, der von außen kommt, und kann daher unbelastet starten", schloss Bidlingmaier.