Jean Lukombo berichtet aus seiner Heimat. Foto: Scheible Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Menschen brauchen ehrliche Hilfe zur Selbsthilfe / Fluchtursachen vermeiden

Dietingen. Drei Afrika-Kenner haben es bei einem Vortrag der Erwachsenenbildung Dietingen auf den Punkt gebracht: Der Kontinent ist reich an Kultur, reich an Bodenschätzen, hat Menschen mit Überlebenswillen und Heimatgefühlen. Doch ethnische Konflikte, Hunger, Beschäftigungslosigkeit, Klimawandel, religiöse Verfolgung, Korruption, Misswirtschaft und Unterdrückung stellen Afrika vor Herausforderungen, die es alleine nicht Schultern kann.

Über 50 Afrika-Interessierte folgten in der Dietinger Zehntscheuer der einführenden Problemanalyse von Albert Scheible und Roland Ober. Mit zunehmender Betroffenheit. Afrika gleicht an vielen Stellen einem Pulverfass. Die Folgen der willkürliche Einteilung der Staaten sind bis heute kriegerische Konflikte, Zerstörung, Unterernährung, Willkürherrschaften und Millionen auf der Flucht. Hinzu kommt die geringe Wirtschaftsleistung und Ausbeutung der Rohstoffe. Wegschauen oder helfen – aber wie ? Das war die große Frage an die Experten. Pfarrer Albrecht Zepf, der nach seinem Studium ein Jahr in Sambia, Kongo und zeitweise in Malawi war, erfüllte Afrika für die Zuhörer nach der nötigen Theorie mit pulsierendem Leben. Er berichtet über seine Arbeit in jungen Jahren als Lehrer und über seine handwerklichen Tätigkeit dort. Er war fasziniert von der Lebensfreude und Lernbereitschaft der Menschen. Zepf ging auch auf Afrikas Geschichte ein und setzte sich sehr kritisch mit den Hinterlassenschaften der Kolonialmächte auseinander. Große Abhängigkeiten wurden geschaffen, ohne die Eigenentwicklung nachhaltig zu stärken. Auch nach der Entlassung in die eigene Souveränität haben die Weltmächte diese Politik gegenüber Afrika fortgeführt.

Pfarrer Jean Lukombo (53) ist in der Demokratischen Republik Kongo geboren und stammt aus einfachen Verhältnissen. Er hat es einer deutschen Frau zu verdanken, dass er zur Schule ging. In seiner Doktorarbeit befasste er sich mit Gesamtproblemen Afrikas und überzeugte als authentischer Afrikaversteher. Er warb für den Facetten-Reichtum und die Andersartigkeit seiner Heimat. Zudem forderte er einen faireren Umgang bei der Nutzung der Rohstoffe. Afrika brauche neben nachhaltiger Wirtschaftshilfe vor allem Hilfe zur Selbsthilfe. Nur mit dem massiven Ausbau der Bildung sei mehr Eigenständigkeit zu erlangen. Afrika müsse seinen Bewohnern eine lebenswerte Heimat bieten.

Gebhard Jauch, einst Rektor der Epfendorfer Schule, war von 2011 bis 2013 über längere Zeiträume in Guinea. Er beschrieb seine Erfahrungen. Grundaussage: Fast alle jungen Menschen können lesen und schreiben. Doch es fehlt an beruflicher Bildung und an Arbeitsmöglichkeiten. Die Folge ist hohe Jugendarbeitslosigkeit. Die Bildungsförderung müsse massiv verbessert werden. Nachhaltigkeit für Afrika und fairer Handel sind Forderungen Jauchs an die Politiker. Sein Fazit: Wir müssen Afrika so helfen, dass Flucht nicht der einzige Ausweg ist.