Nein, das Auto darf nicht diese rückwärtige Zufahrt über die Raststätte zur A 81 wählen und Richtung Singen losbrausen. Das Verkehrsschild "Durchfahrt verboten für Fahrzeuge aller Art" spricht eine eindeutige Sprache. Gab es jedoch vor etwa zehn Jahren die Möglichkeit einer offiziellen Zufahrt? Ein Bürger meint: Ja. Der Bürgermeister antwortet nicht eindeutig, und dem Regierungspräsidium ist von einer solchen Möglichkeit "nichts bekannt". Foto: Pfannes

Für Dietinger Fahrer künftig nicht mehr Umweg über Rottweil oder Oberndorf? Bürgermeister antwortet ausweichend.

Dietingen - Es klingt verlockend. Autofahrer aus der Raumschaft Dietingen, die auf die Autobahn 81 auffahren wollen, dürfen die Raststätte Neckarburg benutzen und müssen nicht den "Umweg" über Rottweil oder gar Oberndorf wählen. So verlockend, dass etliche diese nicht erlaubte Variante praktizieren.

Wie schön wäre es, wenn das Verbotene nicht mehr verboten wäre. Oder bereits erlaubt worden wäre, wenn die Gemeinde eine Vorleistung erbracht hätte. Diese Gedanken hatte ein Bürger im Hinterkopf, als er Mitte Mai von einer Realisierung dieser Möglichkeit vor etwa zehn Jahren gehört habe, wie er sagt. Deshalb wollte er von Bürgermeister Frank Scholz eine Antwort erhalten, ob es richtig sei, dass dem aktuellen Dietinger Schultes während seiner Amtszeit das Angebot gemacht worden sei, eine reguläre Zufahrt auf die A 81 über die Raststättenauffahrten Neckarburg zu ermöglichen. Er wollte vom Bürgermeister die damit verbundenen Auflagen und Kosten, die damals auf die Gemeinde zugekommen wären, erfahren und auch die Gründe, dieses Projekt nicht weiterzuverfolgen. Auch interessierte den Bürger, in welcher Form Frank Scholz damals die Gemeinde über diese Möglichkeiten und deren Ablehnung informiert hatte.

Doch es gab keine Antwort aus dem Rathaus. Besser gesagt, keine befriedigende Antwort auf diese Fragen. Der Bürgermeister fragte zurück, "wer und in welcher Form ein solches Angebot unterbreitet haben will". Da jedoch der Bürger genau dieses vom Bürgermeister wissen wollte, kam es zu weiteren Briefwechseln. Der jüngste Versuch Richtung Rathaus, mit der Bitte bis zum 1. Juli die oben gestellten Fragen zu beantworten, beendete dieses Ping-Pong-Spiel jedoch nicht (Scholz: "Ohne Ihre Mitarbeit können wir leider Ihre Anfrage nicht beantworten").

Immerhin bestätigte der Bürgermeister Anfang Juni auf eine Anfrage des Schwarzwälder Boten, dass er "Gespräche schon geführt hat, zum Beispiel mit dem damaligen Bundestagsabgeordneten Burgbacher von der FDP, der damals verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion war. Das war vor etlichen Jahren bei einem Besuch in der Gemeinde, wahrscheinlich beim vorletzten Bundestagswahlkampf. Er versprach damals, Möglichkeiten zu erkunden, musste aber recht schnell wieder zurückrudern".

Gero Morlock, Leiter des zuständigen Referats im Regierungspräsidium Freiburg, ist von einer rückwärtigen Zu-/Abfahrt zur Autobahn 81 "persönlich nichts bekannt". "Ich habe zwischenzeitig auch mehrere Kollegen befragt – sie alle wissen ebenfalls nichts von einem solchen Vorhaben." Morlock kann sich die Umsetzung dieser Idee sowieso schwer vorstellen: "Nach den Richtlinien des Bundes ist ein solches Vorhaben meines Erachtens auch völlig undenkbar. Der Bund hat zum Beispiel gerade im Zusammenhang mit der Maut-Erhebung sehr darauf gedrängt, dass alle diese rückwärtigen (Not-)Zufahrten zu den Tank- und Rastanlagen für den allgemeinen Verkehr streng geschlossen bleiben. Außerdem wäre es bundesweit völlig ungewöhnlich und auch gefährlich, einen von und zur Autobahn ab- und zufließenden Verkehr durch eine Tank- und Rastanlage zu leiten."

Scholz’ Vorgänger, Hubert Burkard, der bis 2000 Bürgermeister von Dietingen war, weiß, dass es während seiner Amtszeit immer wieder Versuche gegeben hatte. Weil jedoch die Straßen zu den beiden Rastanlagen zu schmal seien, selbst wenn sie nur für Autos offen gewesen wären, wurden die Vorstöße über das Regierungspräsidium und Bundespolitiker Volker Kauder abgelehnt. Auch der damalige Besitzer des "Hohenstein", so Burkard, habe Kontakte gehabt. Nicht bloß Kostenfragen haben, so erinnert sich Hubert Burkard, zur Ablehnung einer Autobahnauf- und -abfahrt geführt.