Boris R. Hauck, der Nesenbach, mit Pia Sophie Stahl und Paul-Ernst Knötzele Foto: Hauck

Der Nesenbach hat’s ihm angetan: Der Stuttgarter Schauspieler Boris R. Hauck bringt das Schicksal eines Flusses auf die Bühne, der zum Abwasserkanal verkommen ist.

Stuttgart/Rudersberg - London liegt an der Themse, Paris an der Seine – und Stuttgart am Nesenbach. Ganz korrekt ist diese Aufzählung freilich nicht. Denn Stuttgart liegt nicht am, sondern über einem Fluss, der zum Abwasserkanal heruntergekommen ist.

Die Stadt, die einen Bahnhof tiefer legen will, hat einst einen ganzen Fluss unter die Erde versenkt. Dies bietet Stoff für eine so schräge wie informative Enthüllungsshow, wie der Stuttgarter Schauspieler Boris R. Hauck beweist. „Ich, der Nesenbach – ein Fluss packt aus“, so heißt das Bühnenprogramm, mit dem er am 18. März um 15.30 Uhr im Theatercafé im Rudersberger Rathaus gastiert (mit Paul-Ernst Knötzele am Flügel und der Chanteuse Pia Sophie Stahl).

Beim Nesenbach denkt Hauck an die Toilettenfrau, die davon träumt, so schön zu singen wie die Callas, aber dann doch nur tagein, tagaus verschmutzte Klobrillen schrubbt. Das holde Flüsslein wollte eine Diva sein. Aus den Honigwiesen in Vaihingen entspringt es, führt aber wahrlich keinen Honig mit sich, wenn es runter in die Unterwelt muss, um nach 13 dreckigen Kilometern im Klärwerk Mühlhausen zu enden.

„Selbst heute hat der Stadtfluss keine Ruhe“

Um das Schicksal des einstmals stolzen Gewässers geht es in dem Programm, um die schöne Königin Katharina, die sich bei Spaziergängen im Bächlein spiegelte. „Selbst heute hat der Stadtfluss keine Ruhe“, sagt Hauck, „für den Tiefbahnhof wird er erneut umgebettet.“ Die Verlegung des überdeckelten Bachs unter den Bahnhofstrog war Voraussetzung für Stuttgart 21. Auch wenn es technisch kompliziert und bei Geologen umstritten ist – das Eisenbahnbundesamt genehmigte den Nesenbach-Düker.

Aus dem Auge, aus dem Sinn? Seit Jahren setzt sich der Verschönerungsverein dafür ein, den Bach freizulegen. Ein durch die Stadt plätscherndes Gewässer sei ein belebendes Element für die Innenstadt. Obendrein gäbe ein wieder aufgetauchter Nesenbach der Stadt ein Stück Identität zurück.