Tänzerin Ksenia Kotina gibt regelmäßig High-Heels-Kurse in Stuttgart / Richtiges Training wichtig für die Füße

Von Ina Armbruster Stuttgart. Schwarze lange Haare, Minirock – und diese Schuhe! Einige Zentimeter Plateau unter dem Ballen, Nieten zieren das Fußgewölbe und die Ferse schwebt in der Luft – der Schuh hat keinen Absatz. "Ich weiß, ich gehe zu einem High-Heels-Kurs, und dieser hat gar keine Heels", lacht Norbert. Kein Problem. Schließlich hat er noch einige andere Paare aus seiner Sammlung mitgebracht – Minimum zehn Zentimeter.

Norbert ist eigentlich ein Mann, aber macht sich in seiner Freizeit gerne mal als "Elvira" (Namen geändert) chic – das passende Schuhwerk inbegriffen. Damit bringt der einzige Mann in der Runde auch die meiste Stöckel-Erfahrung mit. Die restlichen Teilnehmerinnen warten – wie ich auch – lieber in flachen Schuhen auf die Trainerin, die uns gleich den eleganten Gang beibringen soll.

Nicht unter Laufstegprofis

Meine Schuhe sind erst ein paar Wochen alt, vor Kurzem habe ich mich das erste Mal getraut, einen Abend darin herum zu staksen. "Unsere sind auch noch neu. Wir konnten anfangs nicht mal richtig darin stehen", verraten die Freundinnen Mareike und Bettina. Ich freue mich, dass ich nicht unter Laufstegprofis gelandet bin.

Aber Models sind auch gar nicht Ksenia Kotina Zielgruppe. Doch was ist schon eine Zielgruppe für Stöckelschuhe? "Als ich vor ein paar Jahren angefangen habe, High-Heels-Unterricht zu geben, dachte ich, es kommen wahrscheinlich Frauen etwa zwischen 16 und 40 Jahren. Doch prompt meldete sich eine Dame über 70 an", sagt sie. Und Männer wie Norbert.

Ksenia – im Kurs duzen sich alle – kommt mit hohen Keilschuhen angespurtet. "Meine Turnschuhe", sagt sie lachend. Schon während ihrer Ballett-Ausbildung im Stuttgarter Internat hat Ksenia gerne hohe Schuhe getragen – und bereits damals die bewundernden Blicke ihrer Mitschülerinnen geerntet.

Mittlerweile wohnt die gelernte Tänzerin- und Musicaldarstellerin in Berlin und hat aus dem Talent ihren Beruf gemacht: "Ich war die Erste, die High-Heel-Kurse in Europa angeboten hat", sagt sie.

Dass es mittlerweile Nachahmer gibt, nimmt sie gelassen. "Das zeigt , dass das Interesse groß ist." Ksenia legt Wert darauf, dass das Laufen auf hohen Schuhen nicht zum Gesundheitsrisiko wird. Deswegen geht es erstmal barfuß los. Ksenia überprüft kritisch den Gang. "Es kommt leider ab und zu vor, dass ich jemanden nach Hause schicken muss."

An diesem Tag dürfen alle mitmachen. Einige Kräftigungsübungen für den Fuß mit einem Gymnastikband und schon kann es losgehen: Immer wieder stöckeln wir der Reihe nach durch den Raum, bei jeder Runde steht eine andere "Problemzone" im Mittelpunkt: Füße, Knie, Hüfte, Haltung.

Eine schwingt die Hüften zu wenig, eine bewegt die Arme kaum, die nächste macht zu große Schritte. Ich selbst kippe zu sehr nach hinten. Als Ksenia mir sagt, dass ich gerade stehe, habe ich bereits das Gefühl, ich kippe vorne über. "Das ist normal", beruhigt sie. Die Konzentration steht den meisten Teilnehmerinnen ins Gesicht geschrieben. Perfektion sieht anders aus – noch. Nur Elvira stellt die anderen Frauen in den Schatten.

Egal. Hauptsache, wir trainieren richtig und vermeiden das, was Ärzte – allen voran Orthopäden – am Tragen von Stöckelschuhen kritisieren. "Deswegen habe ich die Kursinhalte in Absprache mit Ärzten und Physiotherapeuten entwickelt", betont die Tänzerin. Außerdem gibt sie Tipps, worauf die Freundinnen der hohen Absätze beim Kauf achten sollten: Standfestigkeit, Qualität – und vor allem nicht zu hoch für den eigenen Fuß. Ksenia führt seit Jahren ein Leben auf hohem Fuß: "Ich habe zwei paar flache Schuhe, aber nur zum Autofahren. Und ich fahre nicht oft Auto", erzählt sie augenzwinkernd.

Treppensteigen, Kopfsteinpflaster und gar Gitter – mit ein paar Tricks fast kein Problem mehr, wie der Praxistest auf der Straße zeigt. "Es ist toll, wie schnell sich alle verbessert haben", sind sich Mareike und Bettina einig. "Aber jetzt müssen die Blasen erstmal heilen, dann werden wir uns sicher bald treffen, um die Schuhe noch mal auszuführen". Übung macht schließlich die Meisterin.

Weitere Informationen: www.walkonheelz.de