Betonpoller sollen die Zugänge zum Wasen sichern – hier beim vergangenen Volksfest Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Betonsperren sollen mehr Sicherheit für Veranstaltungen bringen. Bei einem Dekra-Test haben Lkw mobile Poller jedoch durchbrochen. Beim Frühlingsfest sollen Verankerungen und Polizisten den Schutz verbessern.

Stuttgart - Seit dem Anschlag in Berlin, bei dem ein Attentäter mit einem Lkw in den Weihnachtsmarkt gerast ist, sind die Sicherheitsvorkehrungen in Deutschland noch einmal erhöht worden. Vor allem bei Veranstaltungen. So gehören zum festen Programm, zum Teil bereits vor dem Anschlag, auch Betonsperren, die Attentäter davon abhalten sollen, mit Fahrzeugen auf das Gelände zu gelangen. Diese Absicherung hat es zum Beispiel beim Stuttgarter Weihnachtsmarkt gegeben, sie ist jetzt auch bei den Zugängen zum Frühlingsfest auf dem Cannstatter Wasen Standard. Doch es kommen Zweifel auf, wie wirkungsvoll diese Schutzmaßnahme überhaupt ist.

Die Stuttgarter Prüfgesellschaft Dekra hat im Auftrag des MDR-Fernsehmagazins „Umschau“ einen Versuch gemacht. Dabei sind auf einem Testgelände mobile Betonpoller aufgestellt worden. Die handelsüblichen Blöcke wogen 2,4 Tonnen, die beladenen Test-Lkw zehn Tonnen. Sie fuhren mit einer Geschwindigkeit von 50 Stundenkilometern auf das Hindernis auf – einmal frontal und einmal schräg. Die Wirkung war verheerend: In beiden Fällen brach der Lkw durch. „Bei der Frontal-Variante sind die Betonsperren fünf Meter mitgerutscht, bei der schrägen Anfahrt 25 Meter weit wie Billardkugeln weggestoßen worden. Das hätte große Schäden verursacht“, sagt Dekra-Versuchsleiter Marcus Gärtner. Sein Fazit: „Nur mobile Blöcke hinzustellen bringt nichts. Das gaukelt Sicherheit vor, wo keine ist.“

Der Test ist Polizei und Veranstaltern bekannt

Bei Polizei und Veranstaltern in Stuttgart ist die Testreihe bekannt. Auf dem Frühlingsfest werden unterschiedliche Modelle von Pollern verwendet, etwa rund um die Stadtbahnhaltestelle oder am Zugang vom Parkplatz. Manche stehen dauerhaft, andere nur während der Feste. „Allerdings sind alle unsere Barrieren zusätzlich mit Metallstangen im Boden verankert“, sagt Christian Eisenhardt von der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart. Zudem würden die Poller wo immer möglich s-förmig aufgestellt. „Wir gehen deshalb bei uns von mehr Stabilität aus“, so Eisenhardt.

„Solche Sperren haben zunächst einmal eine mentale Wirkung und dienen der Abschreckung“, sagt Polizeisprecher Stefan Keilbach. Sie böten keine absolute Sicherheit, sondern signalisierten möglichen Attentätern, dass sie hier nicht ohne weiteres zum Ziel gelangen könnten. „Dazu kommt, dass die Polizei sehr aufmerksam ist und an manchen Stellen zusätzlich durch Beamte mit Maschinenpistolen sichert.“ Außerdem gebe es einen Puffer zwischen den Pollern und den Besucherströmen. Das verschaffe im Ernstfall Zeit und Luft, um sich in Sicherheit bringen zu können.

„Pauschallösungen gibt es nicht“, sagt Dekra-Experte Gärtner. Man müsse immer aus der individuellen Situation das Beste herausholen. Immerhin: Die Verankerung und die Pufferzone in Stuttgart hält er für hilfreich. „Eine feste Verbindung mit dem Boden ist immer sinnvoll, denn man muss enorme Kräfte abtragen“, so Gärtner.