Sielhautaufwuchsflächen-Körper wurden ins Kanalnetz eingelassen. Foto: Huber

Für schnellen Alarm "SAFs" installiert: Abwasserzweckverband Oberer Neckar reagiert auf Gifteinleitung im Mai.

Deißlingen/Villingen-Schwenningen - Die Versenkung von insgesamt zehn "Wunderwaffen" gegen Umweltsünder im Schwenninger Industriegebiet Ost ist abgeschlossen.

Alle Sielhautaufwuchsflächen-Körper, kurz SAF, sind ins Kanalnetz eingelassen. In drei Monaten soll es die ersten Probemessungen geben. Hinter der Aktion steckt der Abwasserzweckverband Oberer Neckar in Abstimmung mit den zuständigen Behörden.

Die letzte Gifteinleitung ins Kanalnetz Anfang Mai, die, wie ausführlich berichtet, die Kläranlage bei Deißlingen fast zum Umkippen gebracht hatte, schreckte den Zweckverband nach mehreren früheren, ebenfalls mit Fischsterben verbundenen Vorkommnissen so auf, dass umgehend zusätzliche Kontrollmaßnahmen beschlossen wurden.

Das erste unscheinbare Teil ließ Rolf Fußhoeller, der Zweckverbandsvorsitzende und Bürgermeister in Villingen-Schwenningen, im Beisein von Mitarbeitern des Wasserwirtschaftsamtes und des Stadtbauamtes im Kanalnetz nahe dem Schwenninger Flugplatz verschwinden. In seiner Funktion als Vorsitzender des Abwasserzweckverbandes stellte er die "Wunderwaffe" gegen mögliche Umweltsünder aus dem Bereich der metallverarbeitenden Industrie vor.

Deshalb wurden die SAFs in der Nähe jener Handvoll Schwenninger Firmen versenkt, die als Einleiter in Frage kommen. Dank neuester Analysetechnik werden nicht nur recht schnell Abweichungen im Netz registriert, gleichzeitig werden auch die "Störenfriede" und deren Konzentration ausgemacht.

Firmen sollen für Ersatzstoff sensibilisiert werden 

Nach dem jüngsten Fischsterben hat der Abwasserzweckverband zur Überwachung der Wasserqualität an zehn Stellen, in der Nähe von Betrieben Sielhautaufwuchsflächen-Körper versenkt. Anfang Mai war – mutmaßlich aus einem Betrieb in Villingen-Schwenningen – giftiges Organosulfid, das bei der Fällung von Schwermetallen und für Desinfizierungszwecke angewendet wird, ins Kanalnetz gelangt.

Beim nächsten Störfall soll der Kreis der möglichen Verursacher minimal gehalten werden. "Die Chancen sind erheblich gestiegen, den Verursacher heraus zu finden", so Fußhoeller. Ganz abgesehen von weiteren möglichen Störfallen wird künftig im Turnus von drei Monaten an allen zehn Kontrollpunkten der Neckarstadt die Wasserqualität gemessen.

Die Versenkung der SAFs ist das eine, das andere sind Informationsgespräche mit den Unternehmen der Metallverarbeitung aus dem Gebiet. "Wir möchten die Firmen für dieses Thema sensibilisieren", so Fußhoeller im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Durch den Austausch will man darüber hinaus auch Alternativen zu dem toxischen Organosulfid vorstellen. "Die gibt es bereits". Allerdings seien diese etwas teurer.