Um konkurrenzfähig zu bleiben, ist schnelles Internet auch für das Deißlinger Gewerbegebiet Breite dringend notwendig. Foto: Reinhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzept für flächendeckende leistungsstarke Vernetzung gefällt auch in Deißlingen / Doch die Zeit drängt

Deißlingen (shr/wis). In Sachen Breitbandverkabelung und damit schnelleres Internet tut sich was. Bürgermeister Ralf Ulrich berichtete in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats über den Sachstand, zu dem, wie berichtet, am 20. April im Rottweiler Kreistag maßgebliche Beschlüsse gefasst worden waren.

Der Landkreis Rottweil will bis in spätestens drei Jahren eine leistungsstarke und zukunftssichere Breitbandinfrastruktur aufgebaut haben. Für 75 Prozent der Gebäude eine Breitbandversorgung mit 50 Mbit/s gilt bei der von Fachbüros begleiteten Ausschreibung als vorrangige Devise, als Nebenangebot wird ergänzend das Ziel "30 Mbit/s für 95 Prozent der Gebäude" formuliert.

Schnelles Internet für möglichst viele gilt heute als herausragender Standortfaktor wie es auch zum Beispiel zukunftsorientierte Schulen und eine gute Verkehrsanbindung sind.

Insbesondere für die im Kreisgebiet angesiedelten Unternehmen stelle sich die Verfügbarkeit von breitbandigen Internetanschlüssen zunehmend als unverzichtbare Infrastrukturvoraussetzung sowie als harter Standortfaktor in einem europaweiten und teilweise sogar weltumspannenden Wettbewerbsumfeld dar. Die privaten Haushalte erhofften sich von einer breitbandigen Internetversorgung neuartige Unterhaltungs- und Freizeitangebote. Aber auch Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten seien aufgrund der gegenwärtigen Internet-Unterversorgung derzeit nicht abrufbar, so der allgemeine Kenntnisstand. Zur Behebung der Misere wollen sich Landkreis und Gemeinden nun gemeinsam stark machen.

Die Bandbreiten im Landkreis Rottweil liegen aktuell in weiten Teilen deutlich unterhalb von 30 MBit/s im Downstream; in vielen Ortslagen gibt es nicht einmal zwei MBit/s.

Durch den Ausbau einer bedarfsgerechten, nachhaltigen, flächendeckenden und ausbaufähigen kabelgebundenen "Next Generation Access" (NGA)-Breitbandversorgung soll die Internet-Tüchtigkeit im Landkreis nun möglichst flächendeckend auf ein annehmbares Level gebracht werden. Dabei soll die Zukunftsfähigkeit des Netzes auch im Hinblick auf einen eventuellen späteren FTTH-Ausbau ("Fibre to the Home") gestaltet werden. Die Anschluss-Infrastruktur soll es so auch problemlos ermöglichen, an den gebauten Strecken Bürgern bei Bedarf einen individuellen Glasfaseranschluss anzubieten.

Nach intensiven Beratungen in den vergangenen Monaten haben sich Gemeinden und Kreistag für einen sogenannten "kooperativen Ausbau" unter Gewährung einer Beihilfe an den nach einem Auswahlverfahren ausgesuchten Leistungsanbieter entschieden. Das bedeutet, dass Landkreis und Gemeinden keine eigene Infrastruktur aufbauen, sondern einem Telekommunikationsanbieter einen Zuschuss für den weitgehenden flächendeckenden Ausbau seiner eigenen Infrastruktur zur Verfügung stellen.

Die Ausschreibungskriterien sollen im Rahmen eines EU-weiten Ausschreibungsverfahrens den Interessenten zur Verfügung gestellt werden.

Der Vorteil dieser Lösung könnte neben dem Kostenaspekt für die kommunale Seite auch in einer zügigeren Realisierbarkeit liegen; drei Jahre für die leistungsstarke Verkabelung des Landkreises werden mit der gefundenen Lösung als realistisch angesehen.

Nun soll bis Ende des Jahres, so der Plan, ein Leistungsanbieter gefunden sein, der mit einer Zuschussvereinbarung auch ansonsten "nicht marktfähige Gebiete" in seinen Erschließungsplan mit einbezieht. Weitere Kosten für Unterhaltung und Betrieb des Netzes fallen demnach nicht an.

Nachteilig an dieser Lösung kann empfunden werden, dass zum einen zunächst nur ein Ausbau bis an die Kabelverzweiger erfolgen wird (FTTC), zum anderen die Infrastruktur im Eigentum des Netzbetreibers bleibt (verlorener Zuschuss).

Ein späterer FTTH-Ausbau kann damit nicht eingefordert werden und liegt deshalb im Ermessen des Netzbetreibers, der seine Entscheidungen abhängig von der Marktsituation treffen dürfte.

Im Deißlinger Rat war man sich durchaus einig, dass in Sachen Breitbandverkabelung noch einiges im Argen liegt. Für den Gewerbestandort Deißlingen sei ein Netzausbau mit schnellem Internet unabdingbar. Die Zeit dränge.