Narrenzunft: Bei der Mitgliederversammlung geht es auf keinen Fall bierernst zu / Auf Wahlrede verzichtet

Deißlingen (shr). Die Narrenzunft Deißlingen hat mit Michael Schmitt einen neuen Kassier. Martin Amann hatte sechs Jahre lang die Finanzen des Traditionsvereins hervorragend verwaltet. Amann: "Aus beruflichen Gründen muss ich das Amt aufgeben."

Zuvor hatte Amann noch einen satten Gewinn verkündigen können und dies trotz weniger Einnahmen und widriger Umstände während der Fasnetstage.

Bei der Mitgliederversammlung wurde für den scheidenden Kassier Michael Schmitt zum neuen Säckelmeister der Hageverwürger gewählt. Martin Amann will indessen nicht untätig bleiben. Er wird seinem Nachfolger mit Rat und Tat beistehen.

Zunftmeister Rainer Schmeh hatte zuvor einen detaillierten Jahresrückblick gegeben. Vom Benefizkonzert mit den Flüchtlingen bis hin zu Bürgerball, Schmotziga Durschdig und Fasnetzeischdig reichten seine Ausführungen. Beim Narrenbaum legte Schmeh mit Hand an. Unter seiner tatkräftigen Mithilfe war der ausgesuchte Baum schnell gefällt.

Flüchtlinge grüßen mit "Hage"

Doch "narrenzunft-like" touchierte das fallende Prachtstück im letzten Drittel seine "Kollegen", und der Gipfel lag zwei Meter abseits vom Stamm. Schmeh: "Nach kurzer Beratung war klar, dass man diesen nicht mehr ankleben konnte." So wurde kurzerhand ein neuer Baum gefällt, das Baumstellen war gerettet.

Eine neue Erfahrung durften der Zunftmeister und sein Stellvertreter, Klaus Kapala, machen. Sie hielten nämlich einen Vortrag über das Deißlinger Brauchtum vor mehr als 70 Flüchtlingen. Das Ziel war, so Schmeh, den Zuhörern die Historie, das Brauchtum und die einheimische Veranstaltungen näherzubringen. Die Vortragssprache war in Englisch, ein Dolmetscher übersetzte ins Arabische. Der Zunftmeister: "Es wurde vielleicht nicht alles verstanden, aber ich wurde danach auf der Straße während der ganzen Fasnet von Flüchtlingen mit ›Hage‹ begrüßt. Es muss also was hängen geblieben sein."

Vor allem Bürgerball und Hemdglonkerball verlangte den Narrenräten und Helfern vieles ab. An zwei Abenden ging im katholischen Gemeindezentrum der Bürgerball über die Bühne, da die Turn- und Festhalle saniert und umgestaltet wird. Da ist es für 2017 kein Wunder, wenn das Motto des Bürgerballs mit der "Halle" aufwartet. Es heißt sinnigerweise: "Zwei Johr Bau – des glaubt koa Sau".

Und dann löscht Petrus auch noch die Hexe

Schülerbefreiung, Kinderumzug, Besuch des Seniorenheims und Hemdglonkerball waren die Stationen am Schmotzigen. Der Fasnetdienstag begann nicht vielversprechend, es regnete. So war es kein Wunder, dass bei der Fasnetsverbrennung die Hexe nicht in Feuer und Flamme aufging. Es dauerte eine kleine Ewigkeit. Der Zunftmeister meinte nur: "Kein Mensch hat Petrus gesagt, er solle die Hexe löschen." Und selbst das Sommerfest, das im Bärengarten vorgesehen war, fiel dem Regen zum Opfer.

Wie jedes Jahr machte es Materialverwalter Klaus Bantle kurz und schmerzlos. Souverän gab er seinen Bestandsbericht ab. Dass die Narrenzunft ein Schwergewicht ist, machte Beitragskassier Joachim Wein deutlich. Er hatte ausgerechnet, dass alle Mitglieder zusammen 91 Tonnen wiegen: bei einem Durchschnittsgewicht von 65 Kilogramm bei den Frauen und 75 Klogramm bei den Männern. Das heißt: Derzeit hat die Narrenzunft 1296 Mitglieder.

Die Entlastung des Vorstands und des Narrenrats zelebrierte Bürgermeister Ralf Ulbrich. "Keine Wahlrede hier, sonst drehen wir dir den Saft vom Mikro ab", meinte Zunftmeister Schmeh. Die Mitglieder zollten ihren Oberen Respekt und dankten es mit der einstimmigen Entlastung des Präsidiums und der Narrenräte.