Für die Brückenbauer ist die Seniorenarbeit ein großes Herzensanliegen, für das man sich jetzt aber auch politisch eine noch größere Legitimation erhofft. Foto: Reinhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Bachelor-Arbeit: Student gibt mit seinen Thesen Gemeinde und Brückenbauern weiteren Rückenwind

Im Mittelpunkt der jüngsten Deißlinger Gemeinderatssitzung stand die Seniorenpolitik in der Gemeinde.

Deißlingen. Bürgermeister Ralf Ulbrich erläuterte, dass der Kreistag beschlossen habe, eine 30 Prozentstelle, speziell für die Senioren, zu fördern. Diese Stelle gibt es bereits in Deißlingen. Allerdings ist Jennifer Engesser derzeit nur mit zehn Prozent ihrer Tätigkeit mit den Senioren beschäftigt. Dies soll sich ändern.

Ohne die Brückenbauer, die sich zur Aufgabe gemacht haben, für die älteren Mitmenschen in vielfältiger Weise da zu sein und zu helfen, wäre vieles nicht möglich. Egon Kalbacher, der Vorsitzende der Brückenbauer, war in die Sitzung gekommen, um den Räten den Kreisseniorenplan zu erläutern. Mit einer PowerPoint Präsentation veranschaulichte Kalbacher die Aufgaben und Ziele für die Zukunft. Denn, so Kalbacher, "die Schere zwischen Alt und Jung geht immer weiter auseinander". Auch in Deißlingen gebe es bereits Fälle von Vereinsamung und Altersarmut. Dem müsse man entgegenwirken.

Aus noch vielen anderen Gründen schlägt der Kreisseniorentag eine hauptamtliche Stelle bei den Gemeinden des Landkreises vor, die als "Kümmerer" zur Stelle sind, wenn’s brennt. Diese Person wäre als Dreh- und Angelpunkt ein entscheidender Ansprechpartner, wenn Senioren Unterstützung suchen.

Dem in Deißlingen nicht zuletzt aufgrund des Engagements der Brückenbauer frühzeitig erkannten und bearbeiteten großen Thema kam auch der Student Clemens Weh in seiner Bachelorarbeit für die Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl gründlich auf die Spur. Zu einer "nachhaltigen Seniorenpolitik – Entwicklung eines seniorenpolitischen Handlungskonzepts für die Gemeinde Deißlingen" machte er sich monatelang Gedanken.

Zahlreiche Recherchen bei Organisationen wie "Brückenbauern" und kirchlichen Stellen flossen in seine Arbeit ein, um wichtige Fragen nicht zuletzt in Bezug auf die Deißlinger Verhältnisse und Gegebenheiten zu beantworten. "Um das bürgerschaftliche Engagement in der Ortsgemeinschaft weiter zu unterstützen, wird der Ausbau der Mitwirkung seitens der Kommune unerlässlich sein", ist ein Fazit seines konzeptionellen Schaffens. Unterstützung könne es durch das das Bereitstellen von Räumlichkeiten und Sachmitteln beziehungsweise finanzielle Zuwendungen geben.

Ein wichtiger Eckpunkt der Seniorenpolitik ist die problemlosere Ermöglichung politischer Teilhabe und überhaupt von Gestaltungsmöglichkeiten durch Senioren. Clemens Weh rät, eine Seniorenvertretung in der Gemeinde zu etablieren. Er verweist auch gleich auf eine Möglichkeit, dies zu schaffen. Weh: "Ein zu wählender Seniorenbeirat wäre eine hervorragende Möglichkeit, den Senioren im Gemeinwesen mehr Gewicht zu geben". Zum Stichwort "tragende soziale Infrastruktur" wird ein Ausschuss gefordert, der sich insbesondere mit den strategischen sozialen Gemeinschaftseinrichtungen in Deißlingen auseinandersetzen könnte. "Wie soll die Gemeinde in fünf, zehn oder 15 Jahren aussehen", heißt dazu die zentrale Fragestellung. Für die Besetzung schlägt Weh ein Team aus Bürgermeister, je einem Mitglied der Fraktionen des Gemeinderats, einem Mitglied der Brückenbauer, einem Vertreter der Seniorenresidenz St. Laurentius sowie je einem Vertreter der Kirchengemeinden vor. Auch Themen wie Öffentliche Infrastruktur, Mobilität kommen neben anderen wichtigen Aspekten in der Arbeit nicht zu kurz. Dabei attestiert der Student der Gemeinde durchaus, dass schon vieles auf den Weg gebracht wurde. Am Erfolgsfaktor Vernetzung der unterschiedlichen Einrichtungen könne aber auch noch erfolgversprechend "geschraubt" werden. Vielleicht auch, um ein manchmal doch aufblitzendes Konkurrenzdenken durch gutmeinende Hände, die helfen wollen, zu vermeiden.

Es müsse noch bewusster gemacht werden, dass die Bevölkerung immer älter werde, betont Wolfgang Dongus (SPD). Bernd Krause (CDU) hebt die Wichtigkeit eines Kümmerers hervor. In dieser Funktion gelte es eine sehr umfangreiche Arbeit zu leisten. Solchen Erkenntnissen stimmen auch Bürgermeister Ralf Ulbrich und Brückenbauer Egon Kalbacher vorbehaltlos zu. Auf Dauer sei solch eine Aufgabe nicht von ehrenamtlichen Personen zu meistern. Darüber waren sich alle Räte einig. Dem Vorschlag der Verwaltung, ab dem kommenden Jahr den Stellenanteil in der Kernverwaltung für die Seniorenarbeit von derzeit 0,1 Stellen auf 0,3 Stellen zu erhöhen wurde so einhellig zugestimmt. Einer noch nachhaltigeren Seniorenpolitik und -arbeit soll dadurch ein weiterer Schub verliehen werden.