Der Gastgeber Dominik Kammerer Fotos: Cools Foto: Schwarzwälder-Bote

6. Deißlinger Wirtschaftsforum bei der Alwa

Von Jasmin Cools

Deißlingen. Im Fokus des diesjährigen Wirtschaftsforums standen der Niedrigzins und das Wesen des Kunden. Neben der Präsentation der Firma Alwaund einem Überblick über die Wirtschaftslage in den beiden Dörfern bekamen die Unternehmer, Freiberufler und Gewerbetreibenden Tipps vom Wirtschaftsprofi.

"Mit Kunststoff die Zukunft formen", leitet Dominik Kammerer, geschäftsführender Gesellschafter der Firma Alwa, den Abend ein und spricht damit das zentrale Thema an – die wirtschaftliche Zukunft von Unternehmen. Seit über 30 Jahren erbringt Alwa vielfältige Leistungen im Bereich Formenbau und Kunststoffspritzguss. Besonders stolz ist Kammerer auf die vielen Betriebserweiterungen, die Zweigstelle Weingarten und das 2011 erschienene Eigenprodukt "smartPins", ein Trägersystem.

Alwa-Kunststofftechnik findet man im Auto, bei der Ladestation fürs Handy, in Türklingeln und in vielen anderen Bereichen.

Nach einem guten Einblick in das Unternehmen, sprach Bürgermeister Ralf Ulbrich die Deißlinger Zukunft an. Mit der Verbesserung der Mobilität im ländlichen Raum, dem Breitbandausbau sowie der Gestaltung der Ortsmitte gebe es drei große Themen. Man wolle einen lebendigen Ortskern gestalten, der neue Wohnformen erlaube. Des Weiteren sprach er das leidige Thema des Gewerbesteuerhebesatzes an. So werde dieser 2015 auf 330 Prozentpunkte angehoben. Dies rechtfertigte Ulbrich mit einem strammen Investitionsprogramm. "In den nächsten fünf Jahren wollen wir 14 Millionen Euro investieren. Allein eine Investition in die Schule und das Projekt Festhalle kostet bereits sieben Millionen", legte er dar. Da dies jedoch eine Investition in künftige Fachkräfte sei, lohne es sich. Außerdem wolle man das Betreuungsangebot in Kindergärten und Krippen überprüfen sowie Bestandspflege bei den Unternehmen betreiben. Dafür werde eigens eine Dienstleistungsstelle eingerichtet.

Daraufhin präsentierte der Bürgermeister stolz den Redner des Wirtschaftsforums, Professor Bernd Nolte, Vorsitzender der Geschäftsführung "4 P Consulting" in Stuttgart.

In seinem Vortrag "Umbruchzeiten sind Unternehmerzeiten" stieg er mit einem Ereignisüberblick im Jahr 2014 ein und erklärte anschaulich die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Unternehmer.

Neben politischen Herausforderungen treffe der Deutsche auch auf soziale Herausforderungen wie den demographischen Wandel. Die Bevölkerung werde immer älter und habe immer weniger Nachkommen, was auch Auswirkungen auf die Finanzen habe. "Ab einem gewissen Alter braucht man andere, die für einen die Finanzen regeln. Wir haben eine Abrechnungsstudie in Altersheimen durchgeführt und eine Beschiss-Quote von 30 Prozent festgestellt. Da ist es klar, dass man Fremden nicht so vertraut wie den eigenen Verwandten", resümiert Nolte.

Danach ging es um die Subvention der Schwächeren innerhalb Europas. "Das ist, wie wenn drei von Omas neun Enkeln Dackel sind. Wenn diese Mist bauen, bekommen sie das Geld von der Oma. Die Schwachmaten werden also mitfinanziert", erklärte er und erntet einige Lacher für das anschauliche Beispiel. Ferner sorge der Niedrigzins für eine Bestrafung der Sparer. Früher habe man gesagt, wenn man eine Million verdient hat, kann man davon leben. Heute reiche sparen allein nicht mehr. Man müsse das Geld sinnvoll anlegen.

In jeder Problemlage, seien es nun Weltkonflikte, Niedrigzins-Situationen oder Technologie-Herausforderungen, stecke auch eine Chance für ein Unternehmen. Das große Problem, dem Deutschland entgegensteuere, sei der Verlust seiner Top-Position im Weltvergleich. So steigen zwar die Lohnansprüche, jedoch bei stagnierender Leistung. Ein ungleiches Lohn und Produktivitäts-Gefüge sei problematisch, warnte der Professor. Dann philosophierte er über die Frage des Glücks. "Wir sind so reich wie noch nie, aber nur einigermaßen zufrieden. In Bhutan, einem der ärmsten Länder, sind 40,9 Prozent überglücklich. Das heißt, dass Wohlstand und Status nicht allein Glück bestimmen." Des Weiteren habe man herausgefunden, dass 80 Prozent der Entscheidungen emotional getroffen und danach rational erklärt werden. Kaufe die Frau also ihre 21. Handtasche, so sei das ein emotionaler Kauf. Anschließend würde sie ihrem Mann jedoch erklären, dass diese ja so ganz anders aussehe als die anderen 20 Taschen. In Bezug auf den Kunden müsse man im Kopf behalten, dass es drei Gehirnbereiche gäbe, die aktiviert werden könnten, gab er einen Einblick in die Neuro-Forschung. "Ist die Stimulanz aktiviert, geht es um Abenteuer und etwas Neues. Bei der Dominanz handelt es sich um Status und Vergleich zu anderen. Der Bereich der Balance ist auf Sicherheit bedacht", erklärte Nolte. Man habe eine Studie mit 2000 Deutschen gemacht und festgestellt, dass die Mehrheit aus Harmonisieren und Traditionalisten bestehe. Offenheit und Abenteuer sei nur in Einzelfällen aktiviert. Das sei die große Herausforderung für den fordert Nolte, sich in die Welt der Kunden einzudenken und Innovationen zu kreieren. Zum Abschluss wurden die sehr interessierten Besucher zu einem Rundgang durch die Firma Alwa sowie zu Speis und Trank eingeladen.