Die Spurensicherung untersucht den Tatort auf dem Heiligenhof bei Deißlingen. Foto: Eich

Wohnsitzloser hat vermutlich Schlafplatz auf Heiligenhof gesucht. Landwirt will Schwägerin helfen und wird erstochen.

Deißlingen - Der kreisende Polizeihubschrauber ist das auffälligste Zeichen am Dienstagmorgen, dass etwas nicht stimmt: Auf dem Heiligenhof zwischen Deißlingen und Niedereschach ist ein 38-jähriger Mann erstochen worden.

Auf dem Heiligenhof müssen sich am frühen Morgen dramatische Szenen abgespielt haben. Im Laufe des Tages ergeben sich immer neue Erkenntnisse, am frühen Abend scheint festzustehen, was geschehen ist. Zum Biolandbetrieb, den eine Familie betreibt und der an der Kreisstraße 5555 liegt, gehört ein Hofladen. Offenbar war ein 61-Jähriger, wohnsitzloser Mann im Bereich des Ladens in das Gebäude eingedrungen. Dies schon am Abend zuvor oder in der Nacht zu Dienstag, wie Frank Grundke, Sprecher der Staatsanwaltschaft Rottweil, auf Nachfrage unserer Zeitung mitteilt. Vermutlich hatte der Mann einen Schlafplatz gesucht.

Bluttat erschüttert ländliche Idylle

Am Morgen traf er auf die Schwiegertochter des älteren Landwirtsehepaars. "Wir gehen davon aus, dass der Täter Wertgegenstände herausgefordert hat", erklärt Grundke. Die Frau war gefesselt.

Offenbar kam in dieser Situation das spätere Opfer hinzu, der 38-jährige Sohn der Landwirte. Er wollte seiner Schwägerin helfen. Es kam in der Folge zu einer Rangelei und dabei zu den tödlichen Messerstichen, an denen der 38-Jährige Landwirt starb. Das Messer stammte wahrscheinlich aus dem Laden. Auch die Eltern bekamen offenbar mit, was sich im Laden abspielte. Sie konnten am Dienstag noch nicht vernommen werden.

Die Tat hat sich am frühen Morgen ereignet, gemeldet wurde sie der Polizei nach eigenen Angaben gegen 7.30 Uhr. Der mutmaßliche Täter, der aus Ungarn stammt und in Deutschland nirgends gemeldet ist, flüchtete nach der Tat in ein Waldstück und versteckte sich. Dort wurde er auch bald danach festgenommen.

Noch ist nach Angaben der Polizei unklar, ob er sein Opfer absichtlich oder versehentlich tödlich verletzt hat. Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der Mann keine Verbindung zum Heiligenhof. Trotz der schnellen Festnahme suchte die Polizei zunächst vorsorglich nach weiteren verdächtigen Personen, unter anderem mit einem Hubschrauber und Hunden. In der Nähe des Hofs war ein aufgebrochener Wagen gefunden worden. Über Verkehrsfunk wurde deshalb davor gewarnt, im Raum Rottweil Anhalter mitzunehmen. Die erste Annahme der Polizei, dass ein weiterer Täter eine Rolle spielen könnte, bestätigte sich im Verlaufe der bisherigen Recherchen jedoch nicht.

Weitere Ermittlungen zum genauen Tatgeschehen laufen. Die Kriminalpolizeidirektion Rottweil hat dazu die Ermittlungsgruppe "Hof" eingerichtet. Am Mittwoch wollen das Polizeipräsidium und die Staatsanwaltschaft Rottweil weitere Informationen über den Stand der Ermittlungen bekannt geben. Am Mittwoch soll der 61-jährige Beschuldigte auch dem Haftrichter vorgeführt werden.