Viele Anwohner, die nahe der B 27 leben, interessieren sich dafür, was Bastian Reuße zum Thema Lärm zu sagen hat. Foto: Reinhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

B 27: Bei Infoveranstaltung erfahren Bürger, wie dem Lärm von der Bundesstraße beizukommen ist

Von Siegfried Reinhardt

Der Lärm von der Bundesstraße ist in Deißlingen und Lauffen nicht zu überhören. Ideen, um das Lärmproblem zu lösen, gibt es etliche: Ein Tempolimit und ein stationärer Blitzer gehören dazu.

Deißlingen. Das Thema Lärm treibt Deißlingen und die Gemeinderäte schon länger um. Deshalb wurde bereits vor einiger Zeit die Planung ein Lärmaktionsplans in Auftrag gegeben. Das Büro "BS Ingenieure" wurde damit betraut. Mit im Boot ist Rechtsanwalt Bastian Reuße von der Kanzlei "W2K Wurster Weiß Kupfer". Ziel war es insbesondere, verkehrsbedingte Lärmprobleme und Lärmauswirkungen entlang der beiden Orte durch die B 27 zu ermitteln und zu reduzieren. Vor rund vier Wochen gab der Gemeinderat grünes Licht für die weiteren Planungen.

Bei einer Bürgerinfomationsveranstaltung zum Thema gab Rechtsanwalt Reuße am Dienstagabend einen Überblick, was aus rechtlicher Sicht alles beachtet werden muss. Wenn zum Beispiel die zuständigen Behörden einem Projekt zustimmen, tragen Bund oder Land die Kosten für die Maßnahmen und zwar in vollem Umfang.

Wolfgang Schröder ("BS Ingenieure") wartete dann mit konkreten Zahlen auf. So wurden am Tag durchschnittlich Werte von über 65 Dezibel (dB) und in der Nacht von mehr als 55 dB gemessen. Betroffen hiervon seien am Tag 43 und in der Nacht 58 Anlieger der Bundesstraße 27. Die vom Bundesumweltamt empfohlenen Richtwerte liegen bei den Tagwerten bei 65 dB und nachts bei 55 dB. Die gemessenen Werte in Deißlingen und Lauffen, so Schröder, seien sehr hoch – teilweise über 70 dB. Durch eine Studie sei erwiesen, dass Lärm krank mache, Herz-Kreislauf-Beschwerden seien die Folge. Also bestehe Handlungsbedarf.

Der Maßnahmen-Katalog mit Vorschlägen zur Lärmminderung hat es in sich. So wird eine Geschwindigkeitsreduzierung auf der B 27 auf 70 Stundenkilometer in beiden Fahrtrichtungen vorgeschlagen. Dieses Tempolimit müsste mit einer stationären Geschwindigkeitsüberwachung einhergehen. Zudem, schlug Schröder vor, sollten die mobilen Kontrollen verschärft werden. Auch das Anbringen von Anzeigetafeln sei sinnvoll. Allein diese Maßnahme reduziere den Lärm für die Anwohner um drei dB.

Betroffene Anlieger diskutieren mit

Der Einbau eines lärmmindernden Fahrbahnbelages bringt weitere drei bis vier Dezibel. Weiter soll die Lärmsanierung geprüfte werden, wie etwa die Verlängerung der Lärmschutzwand in Lauffen oder der Einbau von Lärmschutzfenstern entlang der B 27.

Auch die betroffenen Anlieger diskutierten mit und stimmten dem Maßnahmenkatalog zu. Es müsse etwas geschehen, meinte Marianne Kienzler. Im Sommer könne man in ihrer Wohnung nachts die Fenster nicht öffnen, so laut sei der Lärm von der B 27. Auch andere Anlieger haben dieses Problem.

Winfried Woszidlo war immer noch sauer auf das Straßenverkehrsamt, weil die Behörde den Grüngürtel an der B 27 in Lauffen radikal abgeholzt hatte (wir berichteten). Dies sei jedoch, so Bürgermeister Ralf Ulbrich, nicht Thema. Es gehe um Lärm und nicht um den Feinstaub, den die Bäume und Büsche erwiesenermaßen absorbieren. Man werde jedoch in Zukunft darauf achten, dass keine totale Rodung mehr vorkomme.

Alle Anlieger waren sich einig, dass eine Geschwindigkeitsreduzierung in beiden Fahrtrichtungen kommen sollte und einhergehend die Kontrollen verschärft werden sollten, mobil und stationär.

Wie geht es jetzt weiter? Dem Gemeinderat wird nun ein Entwurfsbeschluss vorgelegt. Stimmt der Rat dem zu, wird dieser Entwurf für öffentlich ausgelegt, und es gibt eine erneute Bürgerinformation. Danach beschließt der Gemeinderat den Lärmaktionsplan. Dann wird mit den zuständigen Behörden Kontakt aufgenommen, um die beschlossenen Maßnahmen durchzusetzen.

Danach geht es an die Maßnahmenplanung und an die Wirkungsuntersuchung. Auch Kosten und Nutzen werden geprüft.