Am Donnerstag war für den Spezialtransport von früh bis spät ein Unterkommen auf diesem Parkplatz unterhalb des Stallbergs bei Deißlingen-Lauffen in Richtung Villingen-Schwenningen angesagt. Foto: Scheidel

30 Meter langer und 185 Tonnen schwerer Lkw rollt von Albstadt in Richtung Vöhrenbach und muss bei Deißlingen "rasten".

 Albstadt-Ebingen/Deißlingen - Unterhaltung in der Nacht zum Donnerstag bekamen Ebinger Nachtschwärmer geboten: Ein riesiger Spezialtransport, über 30 Meter lang und 185 Tonnen schwer, rollte durch die Stadt – im Schritttempo und mit vielen Pausen. Unterhalb des Stallbergs bei Deißlingen-Lauffen in Fahrtrichtung Villingen-Schwenningen musste sich der mächtige Transporter gestern am frühen Morgen mit Begleitfahrzeugen bis zur verkehrsärmeren Abendzeit auf den dortigen Parkplatz an der B 27 verkrümeln, der für diesen Zweck gesperrt war. Gegen 6.45 Uhr ist der Schwertransporter dann auf dem Parkplatz.

Die Straßen sind für den allgemeinen Verkehr zugelassen, erklärt Dieter Popp, Pressesprecher im Polizeipräsidium Tuttlingen. Jede Nutzung, die darüber hinaus geht, ist eine Sondernutzung und bedarf einer Genehmigung. Zum Beispiel ein Schwertransport. »Es hängt oftmals an den Dimensionen«, sagt Popp – Fahrzeuge sind also schwerer, breiter und höher als normal. Im Fall der Spedition Bender trifft alles zu. Deshalb wird der Schwertransport auch von der Polizei begleitet.

Sobald ein Fahrzeug überbreit sei, also auf mehr als 2,50 Meter Breite kommt, sei dies normalerweise der Fall. Schließlich nimmt das Gefährt dann nicht mehr nur eine Spur in Beschlag.

Die Strecke, die solche Riesen nehmen dürfen, legt die zuständige Straßenbehörde fest. Weil der aktuelle Schwertransport auch über Bundesstraßen führt, ist das Regierungspräsidium zuständig, erklärt der Polizist.

Letzte Etappe mit Polizeibegleitung

Am Donnerstagabend um 22 Uhr sollte der Schwertransport weiterfahren und seine letzte Etappe von Lauffen nach Vöhrenbach bewältigen. Natürlich mit Polizeibegleitung.

30,5 Meter misst der Sattelzug vom Bug bis um Heck, fünf Meter ist er breit und 55 Tonnen schwer – ein Leichtgewicht, verglichen mit seiner Ladung. Diese, eine Industriepresse, die im Fahrzeugbau eingesetzt wird, wiegt 130 Tonnen – 14 Achsen benötigt der Auflieger, der es tragen soll; zusammen mit den vier der Zugmaschine bringt das Gespann es auf 18 Achsen. Beladen ist es 5,60 Meter hoch, und damit ist bereits klar, wo es nicht fahren kann: auf Autobahnen. Denn über diese führen entweder Brücken, die zu niedrig sind – oder die Trasse führt über Brücken, die zu lang sind für einen 180-Tonnen-Koloss. Ohne Pfeiler oder Pylon, nichts als nur Waagrechte – das hält eine Standardbrückenkonstruktion nicht aus.

Was bedeutet: Transporte dieser Art müssen Nebenstrecken nehmen und gelegentlich große Umwege machen, wenn eine Bahnstrecke ungünstig verläuft. Und sie sind ausschließlich nachts unterwegs. Tagsüber stehen sie auf dem Parkplatz; der Fahrer schläft sich aus und wartet auf den Einbruch der Dunkelheit.

So geschehen am Mittwoch auf dem Parkplatz des Flugplatzes Degerfeld. Dort hatte der 185 Tonnen schwere Spezialtransport der Friedrichshafener Spedition Bender, der am Montagabend in Göppingen aufgebrochen war, zweite Zwischenstation gemacht – die erste Pause hatte er am Dienstag in Lenningen südlich von Kirchheim/Teck eingelegt, die dritte dann eben gestern in Deißlingen; heute morgen müsste er sein Ziel, die Firma Dold in Vöhrenbach bei Villingen, erreicht haben.

Was sich in den drei Nächten zuvor abspielte, hatte viel mit Maß- und Schwerarbeit zu tun. Die größte Herausforderung an Logistiker und Fahrer stellte dabei neben der Haarnadelkurve am Fuß der Hermannsdorfer Steige und der Gefällestrecke zwischen Unterkirnach und Vöhrenbach die Fahrt durch Ebingen dar.

Begonnen hatte sie eine Viertelstunde nach 22 Uhr auf dem Degerfeld. Über Bitz, vorbei am Galthaus und am Süßen Grund waren die 185 Tonnen zum Ebinger Ortsschild gelangt und dann langsam die Bitzer Steige hinabgerollt. An der Kellenburg wartet die erste Schikane auf Zug und Fahrer: Die Bogenstraße wird weiter unten wegen der Verkehrsinsel zu schmal; als Alternative bleibt die Spitzkehre: hinein in die untere Bitzer Steige und hinunter zu Unteren Vorstadt. Fahrer Tino Schöps hat die ganze Strecke schon vor Tagen mit dem Personenwagen abgefahren und kennt die Schlüsselstellen, aber manchmal geht Probieren halt über Studieren.

Stuttgarter Statiker haben sich die Frage gestellt, ob die Brücken über die Bahnlinie und die B 463 bei Albstadt dem ungeheuren Gewicht gewachsen sind und sagten Ja – aber nur, wenn das Gespann so verlängert wird, dass es rechtzeitig einen Pfeiler unter die Reifen bekommt und die Last sich auf eine größere Fläche verteilt. Der Auflieger muss verlängert werden; drei weitere Achsen kommen hinzu. Das Verlängerungsteil wird aus einem weiteren Lastzug, der im Tross mitfährt, herausgehievt, und zwar von einem Kran, der ebenfalls zur Entourage gehört – die Spedition Bender hat an alles gedacht.