Da das Pfarrhaus ein historisches Gebäude ist, unterliegt es dem Denkmalschutz: Es soll energetisch saniert werden, was sich äußert schwierig gestaltet. Foto: Reinhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirchengemeinderat steckt bei der energetischen Erneuerung des Pfarrhauses in der Bredouille

Von Siegfried Reinhardt

Deißlingen. Bereits vor sieben Jahren, im Jahr 2008, wurde von der Diözese Rottenburg ein Fonds "zur Förderung von energetischen Maßnahmen an Gebäuden der Diözese und Kirchengemeinden" aufgelegt. Ziel ist und war es, beim Energieverbrauch Einsparungen von etwa 20 Prozent zu erreichen.

Edgar Natschke von der gleichnamigen, Deißlinger Baubetreuungsfirma erläuterte den Kirchengemeinderäten am Dienstagabend die weitere Vorgehensweise in Sachen Pfarrhaus.

Ein Schritt sei bereits gemacht worden, indem man Pfarrhaus und Gemeindezentrum an das Nahwärmenetz der Gemeinde angeschlossen habe. Nun geht es an die Fenster und die Dämmung des Pfarrhauses selbst. Dies gestaltet sich allerdings äußerst schwierig.

Bei dem historischen Backstein-Gebäude ist beispielsweise eine Volldämmung im Außenbereich undenkbar. Also müsste man die Dämmung nach innen verlegen. Seit 2012 beschäftigt man sich nun damit, welche Maßnahme sinnvoll und im Kosten-Nutzenverhältnis machbar wäre. Bei den Fenstern habe man fünf bis sechs Varianten durchgerechnet, so Edgar Natschke. Der Diözesan-Architekt Giese habe vorgeschlagen, die Varianten einmal durchzurechnen, beziehungsweise den Einbau von modernen Fenstern zu simulieren.

Dies habe man dann auch in Zusammenarbeit mit dem Energieingenieur Thomas Zöphel aus Lauffen gemacht. Dabei kam heraus, dass durch die neuen, hochmodernen Fenster das Pfarrhaus wohl in kürzester Zeit verschimmeln würde. Grund: Das Mauerwerk ist energetisch als deutlich schlechter als die Fenster zu bewerten.

Also was macht man? Natschke: "Außen kann man nicht dämmen, also dämmt man innen." Dies würde jedoch bedeuten, dass das gesamte Gebäude zurück in den Rohbauzustand versetzt werden müsste, da eine Dämmung von mindestens sechs bis acht Zentimeter aufgebracht werden müsste.

Dies wäre ein "völliger Wahnsinn", so der Fachmann, denn dann passten nicht einmal mehr die Heizkörper. Es müsste alles neu gemacht werden, und es entstünden Kosten, die in keinem Verhältnis zur Maßnahme stehen würden.

Zwischenzeitlich habe man auch mit dem Denkmalamt Freiburg einen Ortstermin gehabt.

Die damalige, zuständige Mitarbeiterin des Amts habe von vornerein bestimmt, dass keine neuen Fenster eingebaut werden dürfen.

Dies habe sich nun jedoch relativiert. Der nun zuständige Mitarbeiter habe signalisiert, dass die Fenster wohl ersetzt werden können. Der Grund ist, dass die Fenster bereits schon einmal, nämlich 1932, ausgetauscht worden seien. Deshalb könnten diese auch nicht mehr als historisch bezeichnet werden.

Was nun? Die Fenster müssten im energetischen Maßstab schlechter sein als normale Fenster nach heutigem Stand der Technik. Bei diesen liegt der U-Wert bei 0,5 bis 0,6, die Fenster des Pfarrhaus müssen jedoch bei 1,6 U liegen, um dem Schimmel vorzubeugen. Dies wurde ebenfalls in der Simulation errechnet.

Berechnungen lassen nichts Gutes ahnen

Wie es allerdings nachher in der Praxis aussieht, steht noch in den Sternen. Jedoch sei dies die einzige Vorgehensweise, die wirklich sinnvoll ist.

Auch die Belüftung des Gebäudes wird schwierig. Man dürfe keine Belüftungsschächte einbauen. Bliebe also nur eine Belüftung innerhalb des Gebäudes. Dies könnte vom Treppenhaus bis oben zum Dach mit Querverbindungen zu den einzelnen Räumen bewerkstelligt werden. Doch bei Kosten von über 20 000 Euro wurde diese Möglichkeit verworfen.

Vor ungefähr drei Wochen hatte Giese einen weiteren Vorschlag: Dabei werden neue Fenster eingebaut, jedoch nur an den Rahmen gedämmt. Alles andere sei nur Kosmetik. Auch die Kellerdecke werde gedämmt, der Dachboden allerdings nicht, da bereits eine Dämmschicht von 10 Zentimetern Dicke vorhanden ist.

Die Kosten von 2000 Euro pro Fenster sind für den Kirchengemeinderat jedoch ein Knackpunkt. So kommen immerhin 100 000 bis 150 000 Euro zusammen. Genehmigt sind von der Diözese jedoch weit weniger.

Deshalb beschloss der Kirchengemeinderat auf Antrag von Christian Renz, noch mal nachzuhaken, ob man wirklich historische Fenster einbauen muss oder eventuell Fenster "von der Stange" nehmen könne.

Edgar Natschke wird dies übernehmen und in einer der nächsten Sitzungen darüber berichten. Eine weitere Alternative, so Natschke, sei noch, dass nur die Fenster ausgetauscht werden, die marode sind.

Georg Fietz meinte, dass man nach der ersten Verbrauchsrechnung mit der Nahwärme durchaus sagen könne, dass das heizen teurer geworden ist. Im Pfarrhaus liegen die Kosten für die Wärme bei rund 7000 Euro und somit deutlich über dem Wert von Öl. Dies sei schon ein kleiner Dämpfer, der allerdings nachgeprüft werden sollte. Auch die Räume müssten natürlich nach dem Einbau der Fenster neu gerichtet werden. Die Abstimmung erfolgt einstimmig.