Pistenraupe gefällig? Antonios Karakikes (mit Sohn Loukas) könnte dafür schnell eine Lösung finden. Foto: IHK Foto: Schwarzwälder-Bote

Antonios Karakikes: Der Unternehmer mit Migrationshintergrund hat mit "made in germany" weltweit Fuß gefasst

Deißlingen/Dietingen-Böhringen. Die Unternehmensgründer von heute sind die Arbeitgeber von morgen betont man bei der IHK und verweist dabei auch gerne auf Antonios Karakikes aus Deißlingen. Der liefert Pistenraupen in die ganze Welt.

Die Regierungsparteien fordern im Koalitionsvertrag eine neue Gründerzeit in Deutschland. Die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg unterstützt die Gründung neuer Unternehmen in der Region mit einem breiten Beratungsangebot und vielfältigen Hilfen.

Firmengründer mit ausländischen Wurzeln übernehmen dabei eine zunehmend wichtige Rolle. Im vergangenen Jahr wurden 21 Prozent der neuen Unternehmen von Migranten ins Leben gerufen. "Mit ihrer höheren Neigung, sich selbstständig zu machen und dabei auch Arbeitsplätze zu schaffen, stellen Migranten eine tragende Säule des Gründungsgeschehens in Deutschland dar", wird bei der Förderbank KfW betont.

In der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg gibt es eine große Anzahl erfolgreicher Gründungen von Unternehmern mit Migrationshintergrund. Dieser Unternehmergeist, der zum Teil neue Marktsegmente eröffnet und neue Geschäftsmodelle generiert, tue der Region sehr gut, stellt Jörg Hermle, Außenwirtschaftsexperte bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, fest.

Wenn Antonios Karakikes von Pistenraupen spricht, leuchten seine Augen. Der griechische Unternehmer aus Deißlingen, dessen Firmengelände in Dietingen-Böhringen ist, hat mit Aufbereitung und Verkauf gebrauchter Pistenraupen eine Marktlücke entdeckt und konsequent besetzt: Sein Unternehmen mit Namen "Pistentech" befindet sich auf Wachstumskurs. "Wir haben ständig eine große Auswahl an Pistenraupen am Lager", verweist Karakikes auf das gewachsene Geschäft. Am Anfang, klar, da sei es beschwerlich gewesen, aber seit 2010 betreibt der Unternehmer das Geschäft hauptberuflich, "und das war eine gute Entscheidung".

Verkaufte er in den ersten Jahren vornehmlich im Winter ausschließlich an Skigebiete, läuft das Geschäft mittlerweile ganzjährig, was die Liquiditätsplanung erheblich erleichtert. Unlängst ging eine Raupe in die Niederlande zur Pflege von Biotopen, ein Kunde im Raum Osnabrück orderte zwei Maschinen für den Sommereinsatz, wie Mulchen, Torfabbau und Maissilage in Biogasanlagen.

Neue Geräte wären für diese Anwendungen zu teuer: "Es gibt Skigebiete, die sich neue Pistenraupen einfach nicht leisten können", beschreibt Karakikes die Hauptkundschaft. Ob in Asien, Europa oder den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, das Unternehmen aus Deißlingen hat schon weltweit ausgeliefert, "auch aus Nepal, Chile und Argentinien haben wir zur Zeit Anfragen". Mehrere aufbereitete Pistenraupen dürfte Pistentech dieses Jahr absetzen, und die Tendenz ist steigend.

Aber wie kommt’s, dass ein Grieche im Kreis Rottweil ein weltweites Geschäft mit gebrauchten Pistenraupen aufzieht? Antonios Karakikes ist klar, dass diese Frage immer wieder mal gestellt werden wird und antwortet gern. Er sei als Jugendlicher zu seiner Familie nach Deutschland gekommen, eine Beschäftigung in der Gastronomie im Familienbetrieb war vorgezeichnet. "Doch das war nicht das, was ich machen wollte", stellt er in astreinem Deutsch fest. Er begann mit dem Im- und Export von Waren und erhielt von einem griechischen Baukonzern, der ein Skigebiet projektierte, den Auftrag, entsprechende Waren und Dienstleistungen im Alpenraum einzukaufen. Das war der Beginn, und die Geschäftsidee war geboren. Bei den Banken, die er für eine Finanzierung anfragte, stieß Karakikes aber erst einmal auf "eine Mauer". "Die haben gesagt, dass der Wert einer gebrauchten Pistenraupe nicht zu ermitteln ist. Das lag aber vermutlich am fehlenden Wissen und mangelndem Vertrauen in die Idee." Aber mit Familienhilfe und privaten Investoren, die an die unternehmerischen Fähigkeiten Karakikes glaubten, hat er den Betrieb aufbauen können.

Als ausgesprochen hilfreich empfindet der 39-jährige das Image, das deutsche Unternehmen im Ausland genießen. Die Mischung aus Qualität und Seriosität, die dem "made in germany" per se zugeschrieben werde, mache vieles einfacher. "Man muss das so offen sagen: In Griechenland oder in anderen europäischen Ländern hätte ich die Firma wahrscheinlich nicht aufbauen können, einfach weil da am Markt nicht dieses grundlegende Vertrauen herrscht."

Die andernorts als deutsche Tugenden bekannten Eigenschaften wie Zuverlässigkeit und Termintreue hat Karakikes nach vielen Jahren im Schwabenland längst verinnerlicht und zu unumstößlichen Grundsätzen seines Geschäftes gemacht.

Während hierzulande gerne über die ausufernde Bürokratie geklagt wird, hat Karakikes auch dafür Lob parat: "Wenn Sie aus Griechenland kommen, freuen Sie sich über die minimale Bürokratie: Verwaltungsentscheidungen fallen schnell, das Finanzamt funktioniert mit der zügigen Erstattung der Mehrwertsteuer, die Zollabwicklung ist geradezu perfekt, die Infrastruktur für den Transport gut." Sehr hilfreich sei dazu die Unterstützung der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg, deren Rechtsauskünfte und Hilfestellungen bei Exporten unverzichtbar für das junge Unternehmen seien.

Und was ist mit schlechten Erfahrungen als – zumindest dem Namen nach – ausländischer Unternehmer in Deutschland? Nein, da könne man nicht meckern. Vielmehr profitiere er ja vom guten Deutschland-Image. Und im Vertrieb gehe es ohnehin international zu, "da habe ich etwa durch die traditionell guten Verbindungen Griechenlands in Osteuropa eher noch Vorteile". Es sei die richtige unternehmerische Entscheidung gewesen. Ein neues Betriebsgelände für optimierte Abläufe könnte sich bei weiterem Wachstum bald als notwendig erweisen.