Mit großem Engagement und viel Leidenschaft widmet sich die große Schauspielerschar der Aufführung des geschichtsträchtigen Stücks. Fotos: Reinhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Theaterspiel im Kehlhof erweist sich im Jahr der 40-jährigen Gemeindeehe als besonderer Höhepunkt

Von Siegfried Reinhardt

Deißlingen. 40 Jahre Deißlingen und Lauffen, und dazu eine Theateraufführung der Superlative. Es stimmte einfach alles bei der Premiere des "Grafen Aubert von Calw". Sogar das Wetter zeigte sich trotz vorherigem Gegrummel von seiner besten Seite am Freitagabend.

Der Musikverein unter der Leitung von Robin Nikol garnierte den gelungenen Festabend mit Blasmusik vom Feinsten. Mit dabei im Rahmenprogramm waren auch die Mädels der Sportgemeinde unter der Leitung von Tina Siring. Dazu sorgten auch Deißlinger Vereine mit Snacks und Getränken für gute Laune.

Auch eine Delegation aus Calwer mit OB Ralf Eggert an der Spitze ließ es sich nicht nehmen, bei der Aufführung des spannenden Rührstücks um Graf Aubert von Calw dabei zu sein.

Was die Zuschauer zu sehen bekamen, war Volkstheater vom Feinsten. Das Gassentheater, das Lauffener Dorftheater und viele weitere Mitwirkende spielten sich in einen wahren Rausch. Obwohl einige der Laienschauspieler Doppelrollen zu spielen hatten war keine Spur von Nervosität zu spüren. Alles lief wie von Geisterhand gezogen.

Dem Regisseur und Autor Paul Siemt ist mit dem Grafen "Aubert von Calw", schon zum zweiten Mal ein Meisterstück gelungen. Bereits vor zwölf Jahren, bei der 1200-Jahr Feier, kam das Thema in der Turn- und Festhalle der Aubert-Schule zum Tragen. Siemt hat sich dieses Mal an eine Freilichtaufführung gewagt. Mit dem Kehlhof war auch schnell das passende Ambiente gefunden. Etliche Monate war dann geprobt worden, Kostüme kamen auch von der Narrenzunft Bräunlingen, vieles wurde selbst geschneidert.

Eindrucksvoll bewiesen sich die zahlreichen Akteure in den vielfältigen Szenen. Wie beim Überfall von Räubern (Wolfgang Dongus und Stefan Schuler) auf den als armen Mann verkleideten Grafen Aubert.

Halb tot wurde er geschlagen, um ihn dann auch noch auszurauben. Diese Szene wurde eindrucksvoll in Zeitlupe abgespult, was seitens des Publikums mit viel Beifall quittiert wurde.

Überhaupt das Publikum, das mit Szenenapplaus die Schauspieler immer noch weiter anspornte. Auch Witz und Humor kamen bei der Darbietung trefflich zur Geltung. So in der Szene, in der Aubert für die Deißlinger die Schafe hütet. Da krochen auf einmal viele Akteure auf allen Vieren über die Bühne und mähten, was das Zeug hielt. Und Harald Bucher machte der Vorstellung als Hütehund alle Ehre.

Ganz besonders den Hut zu ziehen gilt es vor der Figur der Ahne, die von der 90-jährigen Hilde Hengstler mit viel Witz und Charme dargestellt wird. Trotz ihrer 90 Jahre : Wer mag bei ihrem erfrischenden Auftritt von altem Eisen sprechen?

Untermalt wurde das Stück mit zeitgenössischer Musik des Ensembles "I flauti gioiosi".

Die Inszenierung beleuchtet vor allem die sozialen Unterschiede der damaligen Zeit (vor 1200 Jahren). Aubert (Uwe Günter) bringt Licht und Freude in die tristen Lebensabläufe der früheren Bewohner von Deißlingen. Durch Güte und Ratschläge sowie die Weitergabe seines Wissens konnte er – sollte er tatsächlich gelebt haben – über seinen Tod hinaus bemerkenswert wirken. Ein Stück, das auch in heutiger Zeit zum Nachdenken animiert!

Weitere Informationen: Weitere Aufführungen: 31. Juli, 1. bis 3. August. Beginn ist jeweils um 20.30 Uhr. Platzöffnung ist um 19 Uhr. Karten gibt es an der Abendkasse zum Preis von 15 Euro.

Graf Aubert (Uwe Günter), Gräfin Maria (Silvia Zimmermann).

Graf Eberhard von Wilden-stein (Wolfgang Köhler), Gräfin Frederike (Elisabeth Baur), Ritter Ulrich (Wolfgang Dongus) und dessen Frau Elisabeth (Doris Köller), der Staufer (Harald Bucher), die Stauferin (Claudia Roth), Graf Heinrich zweiter Gemahl von Maria (Stefan Schuler), Cunrad (Wolfgang Dongus) und seine Frau Urschel (Daniela Maier) sowie die Söhne Guschtl (Heiko Bovet) und Bartl (Tobias Murello), Johanna, Cunrads Schwester (Elisabeth Baur), Hans (Harald Bucher) und seine Frau Adelheid (Carolin Bodmer) sowie die beiden Töchter Lena (Ute Flaig) und Lotte (Deborah Schuler).

Ahne – Mutter von Adelheid (Hilde Hengstler), Witwe Mechthild mit dem Ruf einer Dirne (Claudia Roth) und ihre Tochter Anna (Julia Maier), Kräuterfrau Kätter (Doris Köller), arme Witwe Rosa (Silvia Zimmermann), die Räuber (Wolfgang Dongus und Stefan Schuler), die Soldaten (Wolfgang Dongus und Harald Bucher), Lehrerin (Ute Flaig) und die Kinder (Jette und Jonas Dier, Lukas Flaig, Niklas Schuler, Marco Murello, Hanna Vögtle).

Trompeter (bei den verschiedenen Aufführungen in wechselnder Besetzung, bei der Premiere mit): Florian Biller beck, Steffen Lohrmann, Phlipp Eschbach, Leonhard Baumann und Ingo Österreicher.

Ensemble "I flauti gioiosi": Annika Dautel (Sopranflöte), Hannah Cazzanelli (Altflöte) und Irene Cazzanelli (Tenorflöte) sowie Lea Schlotterbeck (Bassflöte).