Protest: Vorstand der Ortsgruppe kritisiert Ratsbeschluss heftig

Deißlingen. Beim Thema Kindergärten und Kinderkrippen braucht sich Deißlingen nicht zu verstecken. Das wird auch beim SPD-Ortsverband Deißlingen-Lauffen sehr positiv registriert. Auch die jüngst vom Gemeinderat beschlossene Höhergruppierung der Zweitkräfte in den Kindergärten gefällt den Genossen. Was den Sozialdemokraten aus den beiden Ortschaften nicht behagt, ist die Umlegung des Kostenaufwandes auf die Nutznießer, also die Eltern der betreuten Kinder.

In einem offenen Brief der Vorstandsmitglieder des SPD-Ortsverbands an Bürgermeister und Gemeinderat heißt es unter anderem: "Dieser Schritt ist das richtige Zeichen zur Wertschätzung und Achtung des Berufes der Erzieherinnen und ihrer umfangreichen und wertvollen Tätigkeit. Damit ist die Gemeinde Deißlingen sicher auch in Zukunft gewappnet, dem Personalmangel im pädagogischen Bereich im ländlichen Raum entgegenzutreten. Fakt ist, dass bereits heute Metropolregionen wie Stuttgart oder Karlsruhe ihr pädagogisches Personal auch bei uns suchen und oft bessere Löhne anbieten, als es der ländliche Raum kann". So weit der positive Tenor des Schreibens.

Stark kritisiert wird von dieser Seite hingegen die Umlegung der Kosten auf die Eltern. Dazu heißt es auch: "Wir als Deißlinger SPD waren schon sehr verwundert über die zeitgleiche Erhöhung der Kindergartengebühren. Dass Gebührenerhöhungen auf längere Sicht und für eine gewisse Kostendeckung unumgänglich sind, ist wohl jedem Bürger bewusst. Wenn wir aber die Regelkinderbeiträge betrachten, sieht es wie folgt aus: Im Jahr 2015 lagen die Elternkosten pro Kind bei 65 Euro. Die Gebühren wurden dann in 2016 auf 75 Euro erhöht, also eine Erhöhung um etwa 15 Prozent. Nun soll 2017, 2018 und 2019 jeweils eine Erhöhung um zehn Euro pro Monat erfolgen. Dies hört sich erst einmal als nicht allzu viel an. Bedenkt man aber, dass die Eltern nun von 2015 bis 2019 pro Jahr 120 Euro mehr bezahlen müssen (480 Euro), ist dies eine Erhöhung um sage und schreibe 61 Prozent. Dies ist unseres Erachtens sehr ungerecht und unverhältnismäßig. Welcher ›normale‹ Arbeitnehmer bekommt jährliche eine Gehaltserhöhung von 15 Prozent oder 60 Prozent in vier Jahren. Für eine gerechtere Entlohnung von Angestellten, in diesem Fall der Erzieherinnen, die Eltern so zur Kasse zu bitten, bringt Unruhe in die Gemeinde. Den Eltern wird vermittelt, dass die bessere Eingruppierung unmittelbar durch die Elternbeiträge finanziert werden muss und bringt dadurch die Erzieherinnen in eine vermutlich sehr schwierige Situation. Hat man sich als Gemeinderat und Verwaltung nicht immer damit gerühmt, die niedrigsten Kindergartengebühren weit und breit zu haben?", wird von der SPD rekapituliert, um gleich auf eine Mitteilung an die Elternbeiräte (O-Ton: ... Mit unseren Beiträge liegen wir voraussichtlich weiterhin unter der Empfehlung des kommunalen Landesverbandes ...) hinzuweisen, in dem die Gemeinde einräume, nicht zu wissen, ob auch in Zukunft solch günstige Kindergartengebühren geboten werden könnten. Dies lese sich wie eine Voraussage für weitere Erhöhungen.

In einer Zeit, in der über künftig kostenfreie Kindertages- und Kindergartenplätze diskutiert werde, und die skandinavischen Länder Vorreiter mit kostenloser Bildung vom Kleinkind bis zum Studenten seien, setze die Gemeinde Deißlingen ein völlig falsches Signal, das es mit seiner gesamten Tragweite zu überdenken gelte.

"Bitte gehen Sie weiter den Weg, Familien mit Kindern, also unsere Zukunft, zu unterstützen. Dies gelingt Ihnen durch weiterhin günstige und sozial verträgliche Kindergarten- und Betreuungsgebühren. Und dies führt langfristig zu Chancengleichheit und sozialem Aufstieg. Das liegt uns ganz besonders am Herzen", lautet der Schlussappell des SPD-Vorstands an den Schultes und die Gemeinderäte.