Auf Karten werden die Ideen und Wünsche der Jugendlichen zusammengetragen. Foto: Reinhardt

Vom Kinoabend bis zur Mitfahr-App - bei Jugendhearing kommen viele Ideen zur Sprache.

Deißlingen - Auch in Deißlingen hat man sich zum Ziel gesetzt, eine jugendgerechte Kommune zu werden, in der auch die Jugend mitredet und Vorschläge machen darf. Ein erster großer Schritt in diese Richtung war das Jugendhearing am Donnerstag.

Dazu waren alle in der Gemeinde lebenden Jugendlichen per Briefpost eingeladen worden. Die Antwort sollte per Whatsapp erfolgen. Dem Aufruf folgten 70 junge Leute. Unter der Anleitung von Moderator Udo Wenzl nahmen sie sich sämtliche, aus ihrer Sicht wichtige Themen vor. Es wurden mehrere Gruppen gebildet. In denen wurde überlegt, was in der Gemeinde gut und weniger gut ist, was fehlt und was wünschenswert wäre.

Wie bei einem Meeting wurden die Wünsche, Ziele aber auch Kritik auf unzählige, farbige Karten geschrieben und letztendlich nach Prioritäten geordnet. Beispiele sind: ein Café für Deißlingen, längere Öffnungszeiten des Jugendclubs, bessere Busverbindungen, Plätze zum Treffen und Chillen, möglichst überdacht, aber auch Tempo 30 auf den Durchgangsstraßen. Nicht zuletzt hätte man den Zebrastreifen bei der Schule in Deißlingen gerne wieder. Die Ideen sprudelten nur so und waren sehr vielfältig.

Das gilt auch für die Wünsche. Da wurde diskutiert um mehr Spielplätze und Mülleimer. Auch eine E-Sport-Abteilung bei der SG Deißlingen wurde angeregt. Und die Öffnung des Lehrschwimmbeckens für alle. Eine bessere Straßenbeleuchtung wäre nach Meinung der Jugendlichen sinnvoll, auch einen Kinoabend im Jugendclub und einen Bauwagen wünscht man sich.

Es sollte mehr Feste und Events für Jugendliche geben. Die sollten dann möglichst mit den Rottweilern abgestimmt werden, damit es keine Kollisionen gibt, wie kürzlich bei der Halleneinweihung, die zeitgleich mit dem Rottweiler Turmfest stattfand.

Die Liste dessen, was den jungen Leuten schon jetzt in ihrem Ort gefällt, lässt sich gut an: Es ist ruhig, man ist schnell im Grünen, es gibt Radwege und gute Verkehrsanbindungen und: Die Gemeinde hört auf die Jugend, das fanden alle gut.

Auf die Frage von Bürgermeister Ralf Ulbrich, wer denn auch in Zukunft an solchen Jugendhearings teilnehmen möchte, gingen alle Finger nach oben. Auch bei der Frage, ob es sinnvoll sei, einen Jugendgemeinderat zu bilden, waren alle begeistert.

Manche Ideen vom Jugendhearing könnten gut umgesetzt werden. So beispielsweise eine App, die die Mitfahrbänkle ergänzt und dadurch mobiler macht. Diese gibt es schon, von Jugendlichen im Schwarzwald angestoßen, berichtete Moderator Udo Wenzl. Erfreut zeigten sich die anwesenden Gemeinderäte über das Engagement der jungen Leute, dämpften aber teilweise die Erwartungen in Sachen Realisierung. Im Bereich Mobilität zum Beispiel. "Das sind alles Dinge, die wir schon lange bemängeln", sagte Jürgen Traber. "Ich kann ich euch jeden Punkt dazu unterschreiben!"

Simone Matzka meinte zum Thema Jugendclub, hier müsse man kompromissbereit sein, eine neue Musikanlage wäre wünschenswert, aber die Nachbarn würden das möglicherweise nicht so gut finden. Karin Schmeh war positiv überrascht, dass so viele Jugendlichen in die Mehrzweckhalle gekommen sind. Sie habe dabei auch ein neues Wort gelernt: Chillpark.

Wie gut die jungen Leute ihre Gemeinde finden, zeigte sich auch an einem kleinen Spiel: Moderator Wenzl hatte die Jugendlichen aufgefordert, ihre Gemeinde auf einer Skala von eins bis zehn zu bewerten: Keiner stellte sich dabei unter die fünf, die Mehrheit Richtung zehn.

Den Abschluss des gelungenen Nachmittags machte die Absperrband mit Coversongs, die allerdings manchem der Jugendlichen schon wieder ein bisschen zu alt waren: "Man hat mir gesagt, sie wären Oldschool!", so der Schultes, der schließlich sogar noch das Tanzbein schwang. Der Bürgermeister versprach den Jugendlichen auch: "Diese Anregungen werden im Gemeinderat ihren Platz finden."