Foto: Schwarzwälder-Bote

Ortsvorsteher: Nach Wahl mit Ecken und Kanten: Karl Heinz Maier ist wieder Amtsinhaber

Von Winfried Scheidel

Es war nach dem missglückten Versuch vor drei Wochen nur Formsache, die Inamtsetzung eines neuen Lauffener Ortsvorstehers durch den Deißlinger Gemeinderat gestern Abend in der Lauffener Halle. Dennoch war es eine Wahl mit Ecken und Kanten.

Bürgermeister Ralf Ulbrich machte eingangs des Tagesordnungspunktes vier gestern Abend keinen Hehl daraus, dass das schnöde Düpieren des Kandidaten Karl Heinz Maier der Gemeinde nicht gut getan hat. Weder was Außenwirkungen betrifft, noch was das Innenverhältnis in der Gesamtgemeinde angeht. Karl Heinz Maier sei vom Ortschaftsrat erneut für das Amt auserkoren worden, weil er in Lauffen eine Identifikationsfigur darstelle, die mit großem Zeitaufwand und Engagement Ortsinteressen vertrete und dabei auch die Befindlichkeiten der Gesamtgemeinde im Auge habe. Dass beim ersten Wahlgang entgegen der sonstigen Gepflogenheit, dem Vorschlag der Ortschafrat vorbehaltslos zuzustimmen, Maier um eine Vorstellung gebeten worden sei, habe für eine Schärfe mit den bekannten bedauernswerten Konsequenzen gesorgt, sagte der Schultes. Bedenklich habe ihn aber auch die daraufhin stattgefundene Keilerei Lauffener Bürger gegen den Gemeinderat gestimmt. Die Gesamtgemeinde sei eine funktionierende Einheit, in der es keinen Anlass gebe, sich vom anderen Dorf übervorteilt oder bevormundet zu sehen.

Ähnlich argumentierten Wolfgang Dongus (SPD) und Karin Schmeh (CDU), die auch darauf verwiesen, dass die Deißlinger Rathausarbeit auch wegen ihrer sachlichen Diskussionskultur weit über die Ortsgrenzen hinaus einen guten Ruf genießt.

Weniger diplomatisch äußerte sich gestern Georg Fietz (DUL), der nochmals begründete, wieso er ein weiteres Mal mit Nein stimmt. Von der Sache her sei ein Ortschaftsrat 42 Jahre nach der Gemeindereform nicht mehr angemessen. Durch die Abschaffung des Gremiums könne gutes Geld gespart werden. Allein für das Ortsvorsteher-Amt müssten monatlich 1600 Euro berappt werden. Dem Lauffener Gemeinderat Bernd Krause schmecken solche Abrechnungen überhaupt nicht. Diese für das gesamte Gemeinwesen so wertvolle Ortsvorsteher-Arbeit sei mit Geld überhaupt nicht aufzuwiegen.

Da hier Glaubensbekenntnisse ziemlich frontal aufeinanderprallen, wird in den kommenden Monaten und Jahren wohl vor allem auch das Geschick des Bürgermeisters dabei gefragt sein, die sich jetzt aufzwingenden Diskussionen zu dem Thema zielführend zu moderieren. Drei Jahre lang hat man Zeit, ein Resümmee zu ziehen, um schließlich die Frage zu beantworten, ob es auch noch nach 2019 einen Ortschaftsrat Lauffen geben soll.

Es ist vollbracht: Karl Heinz Maier wurde gestern Abend vom Gemeinderat zum Lauffener Ortsvorsteher gewählt. Nach dem skandalösen ersten Wahlgang am 19. April, bei dem der Kandidat schnöde abserviert worden war, ging gestern alles den erwarteten Gang. Sechs Gegenstimmen bei elf Befürwortern zeigen aber, dass die Causa Ortschaftsrat in der Kommunalpolitik der beiden Dörfer am oberen Neckar ein Thema bleiben wird. Braucht es ein solches Gremium noch, ist mit Blick auf das fruchtbare gemeinsame Schaffen der beiden Ortschaften für die Belange der Gesamtgemeinde in der Tat eine Frage, die erlaubt sein muss. Doch deren Beantwortung steht auf einem anderen Blatt. Dazu kann zu gegebener Zeit trefflich gestritten werden. Jetzt sollte man sich wieder auf die feine gemeinsame Gangart besinnen, die das Gemeinwesen Deißlingen-Lauffen so stark und sympathisch macht.