Ehemaliger Leukämie-Patient berichtet von Erfahrungen / Typisierung findet am 28. September in Königsfeld statt

Von Jasmin Cools

Deißlingen/Königsfeld. Die Diagnose Blutkrebs verändert alles. Uwe Hirt aus Deißlingen hat das selbst erlebt. Eine Knochenmarkspende hat ihm das Leben gerettet. Darauf hofft auch Krebspatient Nils Zander aus Königsfeld.

"Alles ist zusammengebrochen. Ich dachte, ich sehe meine Heimat nie wieder", gibt Uwe Hirt aus Deißlingen offen zu. Der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) zufolge erhält alle 16 Minuten ein Patient die Diagnose Blutkrebs. Bei dem 53-jährigen Familienvater war dies an Pfingsten 2004 der Fall gewesen. Begonnen hatte alles mit Müdigkeit und Zahnfleischbluten. "So etwas nimmt man nicht ernst. Das bemerkt man vielleicht nicht einmal", sagt Maier. Einige Tage später hatte er Einschlüsse an seinen Füßen entdeckt und den Hausarzt aufgesucht. Die Überweisung ins Krankenhaus folgte unverzüglich. Der Verdacht einer Krebserkrankung lag nah.

Die genaue Diagnose wurde im Universitätsklinikum Tübingen in der Onkologie gestellt: Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) Leukämie – eine besonders aggressive Krebsart. Schon am darauffolgenden Samstag hatten die Ärzte mit der Chemotherapie begonnen. "Ich werde das nie vergessen. Damals wusste man, dass Leukämie das Ende ist. Ich war mir sicher, es wäre vorbei", erinnert sich Hirt. Erst bei einer ausführlichen Besprechung der Möglichkeiten in Tübingen habe er wieder ein wenig Hoffnung geschöpft. Heutzutage seien die Heilungschancen besser.

Die erste Suche nach einem geeigneten Knochenmark-Spender hatte zu keinem Ergebnis geführt. Auch aus Hirts Familie war niemand kompatibel. Die Ärzte hätten auch einen Versuch mit seinen eigenen Stammzellen durchgeführt, jedoch hatte Hirt eine zu geringe Zahl ausgeschwemmt, als für seinen Körper nötig gewesen wären. Somit blieb nur der zweite Versuch über die DKMS.

Dieses Mal kamen vier Spender in Frage – drei aus Deutschland und einer aus England. Die Ärzte entschieden sich für den englischen Spender, da dessen Merkmale mit Hirts am kompatibelsten waren. Schließlich kam der 5.Oktober 2004 – der Tag der Transplantation. "Man muss sich vorstellen: Der Körper und alle Werte werden heruntergefahren. Man existiert kaum noch." Es habe lange gedauert bis sein Körper sich erholt habe. Dennoch hätte er die Stammzellen nicht abgestoßen. Trotzdem musste Hirt aufgrund eines entzündeten Mundraums künstlich ernährt werden. Auch das Laufen lernte er nur langsam wieder. Außerdem hatte sich seine Blutgruppe geändert.

"Man muss sich Ziele setzen. Meines war es, an Ostern 2005 wieder arbeiten zu gehen." Der Familienvater hat sein Ziel erreicht. Heute gilt er als geheilt, hat bis auf ein paar Hautprobleme und beginnenden Grauen Star keine Beschwerden.

Hirt betont, dass ihm vor allem seine Frau und Kinder sowie sein Arbeitgeber durch die schwere Zeit geholfen haben. Kaum jemand würde an die Angehörigen eines Krebspatienten denken, die unter der Belastung Tag für Tag weiterhin zur Arbeit gehen müssten. "Ohne die Unterstützung und ihre Sicherheit hätte ich es nicht geschafft. Man muss sich vollkommen auf die Krankheit konzentrieren."

Er habe oft dem Spender Briefe geschrieben, um sich zu bedanken, doch es sei nichts zurückgekommen. Für den 53-Jährigen ist dieses Kapitel nun abgeschlossen. "Du musst nach vorne schauen und darfst nie aufgeben. Schlecht drauf sein bringt nichts."

Nils Zander, ein Krebkranker aus Königsfeld, steht noch am Anfang. Für ihn und andere Blutkrebspatienten veranstaltet die DKMS am Sonntag, 28. September, von 14 bis 18 Uhr eine Registrierungsaktion. Knochenmark spenden kann jeder gesunde Mensch zwischen 18 und 55 Jahren. Zur Typisierung werden fünf Milliliter Blut abgenommen. Auch Geldspenden werden benötigt, um die Typisierung weiter finanzieren zu können.

"Krebs – da rein, da raus. Ich dachte, es trifft mich nie. Dann hat es mich doch getroffen", sagt Hirt. Er lege jedem eine Typisierung ans Herz. "Es ist so einfach zu spenden", sagt Hirt.

Auch in Deißlingen gab es 2008 bereits eine Typisierungsaktion. Mit Erfolg: 540 Freiwillige ließen sich registrieren, in der Folge wurden zehn Menschenleben gerettet.

Im Vorfeld der Königsfelder Aktion findet am Sonntag, 21. September, ab 18 Uhr ein Benefizkonzert im Kirchsaal am Zinzendorfplatz statt.

Weitere Informationen: www.dkms.de