Eine Menge Bauchweh verursacht Gemeinderäten der bisherige Plan zur Modernisierung der Deißlinger Turn- und Festhalle an der Aubert-Schule. Foto: Scheidel Foto: Schwarzwälder-Bote

Modernisierung der Deißlinger Turn- und Festhalle wird immer mehr zu besonderer Herausforderung für Gemeinde

Von Winfried Scheidel

Deißlingen. Miese Stimmung herrschte am Dienstag im Deißlinger Gemeinderat bei der Besprechung des Vorhabens Modernisierung der Turn- und Festhalle bei der Aubert-Schule. Statt den Plan des Aldinger Architekten zu genehmigen, ging die Runde ergebnislos auseinander.

Was war passiert? Dem Beobachter drängt sich der Eindruck auf, dass das mittlerweile auf Kosten von 3,677 Millionen Euro taxierte Projekt der Gemeinde über den Kopf zu wachsen droht. Immer mehr am Ratstisch reden von einem Wunschkonzert der Vereine, die nahezu vorbehaltlos in die Planungen eingeflossen seien. Das Architekturbüro muss sich teilweise heftige Vorwürfe gefallen lassen, sowohl wegen der Ausarbeitung und Präsentation der Pläne für das Großprojekt, aber auch wegen der Kostenentwicklung, die sich von der ursprünglichen Kostenschätzung von 3,38 Millionen Euro vor einigen Monaten stetig nach oben entwickelt hat.

So spricht Gemeinderat Bernd Krause vor allem mit Blick auf die im Raum stehenden Kosten von einer "großen Enttäuschung" und stellt dazu fest, dass man in Deißlingen und Lauffen mit seinen 6000 Einwohnern über vier Hallen verfügt. Das sei im Vergleich mit anderen Kommunen ein wahrer Luxus.

SPD-Fraktionssprecher Wolfgang Dongus schmecken die Planentwicklung und die damit verbundenen Kostensteigerungen schon lange nicht mehr.

Sein Fraktionskollege Hartmut Storz gibt am Dienstagabend polternd den Eindruck preis, "mit der holprigen Präsentation des Architekten und ohne gescheite Tischvorlage soll die Halle durchgewunken werden".

Dietmar Kargoll (CDU) und seine Fraktionssprecherin Karin Schmeh reden vor allem bezüglich der spärlichen WC-Anlagen von einer mangelhaften Konzeption. Anja Stumpf (SPD) kann nicht nachvollziehen, dass der Planer plötzlich auf einen stark gestiegenen Kostenposten für die Elektroerneuerung verweist. Das liege in einem 50 Jahre alten Gebäude doch von vornherein auf der Hand.

Bürgermeister Ralf Ulbrich registrierte mit zunehmenden Unmut die teilweise harsche Kritik. Dem Plan sei nach vielen Sitzungen und Besprechungen zugestimmt worden, jetzt habe man auch eine genaue Kostenkalkulation auf dem Tisch. Dabei seien auch erhebliche Brandschutzauflagen kostspielig.

Sichtlich angefressen ließ der Schultes wissen, dass er zwar Verantwortung für den Handlungsauftrag trage, dass der Rahmen dafür aber durch die Wünsche der verschiedenen Nutzergruppen entstanden sei, denen der Gemeinderat das Wort geredet habe. Mit Blick auf die verfahrene Beratungssituation zog Ulbrich schließlich die Notbremse. Das Thema ist vertagt. Die beabsichtigte Neueröffnung zum Jahreswechsel 2016/17 damit deutlich in Frage gestellt.

Bis zum Beratungsneueinstieg im September will sich das Gremium nach Möglichkeit nochmals intensiv der Detailplanung widmen.

Ob es dabei auch ans Eingemachte in Form von Abspeck-Vorschlägen, zum Beispiel hinsichtlich der Bühnentechnik, geht, muss abgewartet werden. Kargoll wiederum sind die Zugeständnisse an eine Hallennutzung für den Sport deutlich zu viel des Guten.

Neben der harschen Kritik vieler Gemeinderäte zum Plan und dessen Fortentwicklung in den zurückliegenden Monaten wurden auch verbindlichere Töne zur Geltung gebracht.

So von Tobias Vierkötter (SPD), der auf "ein Riesenprojekt verweist, bei dem sich im Verlauf die Kostenschätzung verändert".

Kommentar

Von Winfried Scheidel

Deißlingen hat eine glänzende neue Volksbank-Sporthalle, auf die viele andere Gemeinden neidisch sein könnten. Dazu gibt es zwei weitere Hallen in Lauffen und die Turn- und Festhalle bei der Aubert-Schule. Vier Hallen bei 6000 Einwohnern ist üppig, auch wegen der laufenden Kosten. Derzeit tüftelt der Gemeinderat zusammen mit Vereinen und anderen potentiellen Nutzergruppen an der Modernisierung der Aubert-Halle. Mit dem jetzt – neben den Investitionen für den Brandschutz und dringenden Verbesserungen bei der Gebäudesubstanz – auf dem Tisch liegenden konzeptionellen Wunschkonzert nähert man sich bedrohlich der Vier-Millionen-Euro-Kostengrenze. Ein Brocken, den die meisten Gemeinderäte nicht mehr schlucken wollen. Bürgermeister Ulbrich muss jetzt beim Krisenmanagement in die Pedale steigen und beim Architekten mehr Planungsklarheit einfordern.