Der Betreuung in den Kindergärten in Deißlingen und Lauffen wird eine gute Qualität bescheinigt. Schade nur, dass sich bei der Nachfrage Rückgänge abzeichnen. Foto: Umweltakademie Foto: Schwarzwälder-Bote

Wie kann auf Überkapazitäten in den Kindergärten reagiert werden? / Personal auch in Schulen einsetzbar?

Von Winfried Scheidel

Deißlingen. Familienfreundlich mit vorbildlicher Kinderbetreuung: Deißlingen braucht sich hinsichtlich der Optimierung dieser Standortkriterien nichts nachsagen lassen. Im Gegenteil. Doch der erhoffte Lohn in Form steigender Geburtenzahlen bleibt weitgehend aus. Das sorgt für Überkapazitäten bei den Kindergartenplätzen und Diskussionen im Gemeinderat.

Für alle Kindergärten inklusive Kinderkrippen in Deißlingen und Lauffen gibt es eine Betriebserlaubnis für 277 Plätze. Zum 1. September 2014 war bei der Gemeinde eine Belegung von 173 Plätzen konstatiert worden. Bis zum Ende des Kindergartenjahres wird allerdings mit 227 belegten Plätzen gerechnet. Die Reserve läge dann aber immer noch bei 50 Plätzen.

Mit Blick auf diesen prognostizierten Puffer sehen Gemeinderäte Handlungsbedarf. So gibt es von Dietmar Kargoll die Forderung, zu prüfen, inwieweit Kindergartenpersonal bei der Betreuung in den Schulen Verwendung finden könnte. Dieser Vorstoß findet auch Zustimmung bei anderen am Ratstisch.

Bürgermeister Ralf Ulbrich sichert eine Prüfung zu, verweist aber auch auf die rechtlichen Fußangeln und vertragliche Gegebenheiten, die – quasi aus dem Ärmel zu schüttelnden – Personalrochaden entgegenstehen. Außerdem müssten aus aufsichtsrechtlichen Gründen auch in kleinen Gruppen immer zwei Fachkräfte zur Verfügung stehen. Ulbrich bittet den Gemeinderat, das bestehende Konzept trotz der momentanen Überkapazitäten nicht in Frage zu stellen, auch weil neue Betreuungsformen, zum Beispiel in Richtung Ganztagsbetreuung, künftig ergänzende Anstrengungen erforderten.

Während Ulbrich mit Engelszungen für diese Marschrichtung wirbt, nimmt Gemeinderat Jürgen Traber hinsichtlich der teilweise großen Belegungslücken in den Einrichtungen kein Blatt vor den Mund und stellt im Hinsehen auf die zum Ende des laufenden Kindergartenjahrs mindestens zu erwartende Überkapazität fest: "50 freie Plätze sind ein Haufen Geld. Eine solche Reserve können wir uns nicht leisten." Wolfgang Dongus konstatiert: Die Entwicklung sei traurig, aber wahr. Die weitreichenden Angebote in den beiden Orten würden leider nicht von gebührender und auch erhoffter Nachfrage begleitet.

(wis). Abnehmende Geburtenzahlen bedingen in der Regel auch eine sinkende Nachfrage bei Betreuungseinrichtungen für Kinder. In der Gesamtgemeinde ist ein Abwärtstrend erkennbar. Nach dem Tiefstand im Jahr 2011 mit 42 Geburten (33 in Deißlingen, neun in Lauffen), wurden in diesem Jahr bis einschließlich August 30 (22 bzw. acht) notiert. Im Vergleich bis zum Jahr 2000 gab es 2004 mit 72 Geburten einen Höchststand. 2012 wurden 48, 2013 52 Geburten bei Bürgern in der Gesamtgemeinde verzeichnet.

Eine Kapazitätsreserve von mindestens 50 freien Plätzen weist der Kindergartenbedarfsplan 2015 für Deißlingen und Lauffen aus.

Die Belegungssituation in den Kindergärten im einzelnen:

Kiga Fritz-Kiehn-Straße Deißlingen: Betriebserlaubnis 47 Plätze (für 25 Kinder in einer integrativen Gruppe, für 22 Kinder in einer Gruppe mit verlängerten Öffnungszeiten und ab 2,75 Jahren). Belegung 1. 9. 2014: 28 Plätze, Prognose Ende Kigajahr: 44 Plätze.

Kiga Fronhof Deißlingen: BE 75 in drei Gruppen. Beleg. 1.9.2014: 49; Ende Kigajahr: 58.

Kiga Gute-Beth Deißlingen: BE 44 Plätze. Belegung 1.9. 2014: 25; Ende Kigajahr: 38. Kinderkrippe: BE 10. Beleg. 1.9.2014: 8; Ende Kigajahr: 9.

Kath. Kiga St. Josef, Lauffen: BE 81 (für 56 Kinder in zwei Regelgruppen und 25 Kinder in Gruppe mit verl. Öffn.zeiten). Belegung 1.9. 2014: 52; Ende Kigajahr: 62. Kikrippe: BE 20 (zwei Kleinkindgruppen mit verl. Öffn.zeiten). Belegung 1.9. 2014: 11; Ende Kigajahr: 16.