Geschichte: Erika Raupp referiert zur Machtergreifung der Nationalsozialisten in Baden

Erika Raupp aus Remseck beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Geschichte der NS-Zeit und setzt sich auf allen gesellschaftlichen Ebenen dafür ein, dass diese Ereignisse in Erinnerung bleiben und sich nicht wiederholen.

Deißlingen/Karlsruhe. Ein Zeichen des Erinnerns und der Mahnung setzt Raupp am Freitag, 28. April, im Hagestall in Deißlingen auf Einladung des SPD-Ortsvereins Deißlingen/Lauffen. Unter dem Titel "Mein Großvater hing rote Fahnen auf" referiert sie zur Machtergreifung der Nationalsozialisten in Baden.

Der 16. Mai 1933 war ein dunkler Tag für die Demokratie in Baden. Die Doppelstrategie, mit der die Nationalsozialisten den Aufbau der Diktatur betrieben, machte auch vor dem badischen Landtag mit Sitz in Karlsruhe nicht Halt. Dieses Datum steht als der Tag in den Geschichtsbüchern, an dem die gewaltsame Auflösung des badischen Landtages durch die Nationalsozialisten erfolgte.

An diesem Tag wurden sieben prominente Karlsruhe Sozialdemokraten in einer sogenannten "Schaufahrt" auf einem offenen Polizeilastwagen öffentlich gedemütigt. Die vorangegangenen Verhaftungen, unter anderem von Landtagspolitikern, in den Wochen zuvor zeigten, dass die Schaufahrt lange geplant worden war. Im Karlsruher Naziblatt "Der Führer" wurde die Fahrt in zynischem Nazijargon angekündigt und die Karlsruher Bürger dazu aufgerufen, der öffentlichen Demütigung der SPD-Politiker beizuwohnen.

Nach Angaben des Karlsruher Stadtarchivs standen die Zuschauer zu Tausenden dicht gedrängt am Straßenrand und riefen den "Schutzhäftlingen" auf dem offenen Lastwagen Beschimpfungen und Beleidigungen zu.

Endstation der Fahrt war schließlich das neu installierte Konzentrationslager Kieslau bei Bruchsal. Nach und nach kamen die Häftlinge wieder frei, nachdem sie unterschrieben hatten, sich künftig nicht mehr politisch zu betätigen.

Am selben Tag verkündete der in Parteiuniform auftretende Landtagspräsident bei der Sitzung das Ende der verfassungsmäßig garantierten Rechte des Landtags. Damit unterstrich er zugleich die Zerschlagung des Parlamentarismus in Baden und die Herabstufung des Landtages zu einem Instrument bloßer Akklamation. Am 9. Juli 1933 kam der Landtag ein letztes Mal zusammen, als er in einem badischen Ermächtigungsgesetz die letzten seiner Rechte auf die Regierung übertrug. Das absolute Ende des Landtags gipfelte in der formellen Auflösung am 14. Oktober 1933, das Gesetz vom 30. Januar 1934 übertrug die Eigenstaatlichkeit der Länder auf das Reich.

Diese und andere Schattenseiten der NS-Zeit in Baden erläutert SPD-Frau Erika Raupp am Freitag, 28. April, ab 19 Uhr im Hagestall.

Weitere Informationen: stadtlexikon.karlsruhe.de ka.stadtwiki.net