Lautlos gleitet die erstaunliche Tierart durch die Nacht / Bei altem Bahnhof interessante Beobachtungen

Deißlingen. Fasziniert beobachteten um die 30 Interessierte ein lautloses und elegantes Spektakel auf einer großen Leinwand am alten Deißlinger Bahnhof. Mit Hilfe einer speziellen Kamera, einer Infrarotlampe und eines Beamers, konnte sozusagen "live" miterlebt werden, was sich derzeit in einer großen Fledermauskolonie tut, die unter strengem Schutz steht und unter anderem von der Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz (AGF) und ihren Spezialisten betreut wird.

Zu diesem sehr engagierten Team gehören auch die Referenten Stefan Walther aus Hardt und Ina Hartmann aus Lauffen. Sie führten im evangelischen Gemeindezentrum die Zuhörer zunächst mit einem Bildervortrag in die Besonderheiten unserer heimischen Fledermäuse ein: "Sie sind nicht nur geschickte Flugkünstler, sondern als Insektenfresser unverzichtbare Mitglieder in der Nahrungskette und dadurch auch hilfreich für den Menschen."

Dazu berichteten die Referenten von ihren vielfältigen Aufgaben. Gerade an diesem Tag waren sie im Einsatz und retteten eine Zwergfledermaus, die bei Umbauarbeiten versehentlich zum Waisenkind geworden war. "Leider passiert das ab und zu, wenn Bauherren sich nicht frühzeitig an die Ansprechpartner für den Fledermausschutz wenden, die jederzeit über die untere Naturschutzbehörde zu erreichen sind. Dann kommt es zu der Situation, dass wir von Hand den Nachwuchs aufziehen und pflegen müssen", wurde betont.

Wie aufwändig das ist, konnte Ina Hartmann gleich vorführen, denn sie hatte das "Baby" dabei. Spätestens alle drei Stunden braucht es Flüssigkeit, die sie mit einer Tropfpipette dem kleinen Tierchen anbietet.

So wurde auch umgehend klar, dass alle Fledermausarten zu den Säugetieren zählen und hochentwickelte Tiere sind, die trotz dunkler Nacht ihre Beute und ihre Flugrouten blitzschnell orten können. "Jede Fledermausart sendet ihre charakteristischen Ultraschalllaute aus, aufgrund derer man auch die Art bestimmen kann", erklärte Stefan Walther und verdeutlichte dies auch draußen mit den Fledermaus-Detektorgeräten.

Bei fortgeschrittener Dämmerung war die gesamte Zuhörerschaft zum alten Bahnhof gewandert, um dort gespannt zu warten, bis das Spektakel losgeht. Am Ausflugloch ist es bereits Gedränge, und dann wagt die erste Fledermaus der Kolonie des "großen Mausohrs" tatsächlich den Ausflug, gefolgt von zahllosen anderen Müttern der sogenannten Wochenstube. Die Jungen bleiben jetzt bis zum Morgengrauen allein, und erst, wenn die Mütter gesättigt heimkehren, wird "in den eigenen vier Wänden" wieder gesäugt.

Bei dieser Ausflugsbeobachtung konnte auch der Bestand gezählt werden. Alle schauten gespannt, ob es noch die 400 Tiere der letzten Zählung ergeben würde. Doch bereits nach dreihundert Fledermäusen war leider Schluss. Über die Gründe des Rückgangs kann man nur spekulieren. "Spätestens, wenn andere Kolonien im Kreis gezählt werden, kann das negative Ergebnis besser eingeordnet werden", erklärte Walter. Jedenfalls liege es nicht am Quartier, denn der neue Bahnhofseigentümer sei Mitglied bei der AGF und setze sich auf außerordentlich bemerkenswerte Weise für seine "Obermieter" ein.

Die Teilnehmer, die teilweise bis Mitternacht ausharrten, bedankten sich für die sehr gelungene Veranstaltung des BUND-Deißlingen-Lauffen.