Schon bald sollen neue Fenster dem Bauwerk ein offeneres Ansehen geben. Foto: Schwarzwälder-Bote

Wegen Vergabe für DRK-Haus größere Irritationen im Gemeinderat / Hat Architekt bei Ortstermin zu viel versprochen?

Von Winfried Scheidel

Deißlingen. Auf den ersten Blick kein aufregender Tagesordnungspunkt: Für knapp 43 000 Euro sollen für das DRK-Haus 27 neue Fenster installiert werden. Doch im Gemeinderat war am Dienstag die Verwunderung groß. Der Betrag liegt erheblich über dem Kostenrahmen, der bei einem Ortstermin am 24. Juni genannt worden war.

"Als Architekt Dominik Burkhard in der anschließenden Sitzung seine Vorschläge präsentierte, wurde klar, dass neue Fenster um einiges günstiger wären. Nachdem sich Gemeinderat Jürgen Traber vehement für zweiflügelige Fenster eingesetzt hatte, beschloss der Gemeinderat, diese auch einzubauen. Die Kosten liegen pro Fenster bei 640 Euro. Traber argumentierte, dass man keine Fenster wie vor 250 Jahren brauche, zumal auch das Denkmalamt diesbezüglich nichts vorschreibe. Traber wörtlich: ›Wir haben uns eine Kostengrenze gesetzt und diese darf nicht leichtfertig überschritten werden‹", so berichtete der Schwarzwälder Bote am 26. Juni 2014 über die "Fenster-Besprechung".

In der damaligen Berichterstattung war auch festgehalten worden, "dass auf der Bühne des Baudenkmals noch Fenster lagern. Diese müssten jedoch aufwendig saniert werden, um sie wieder einsetzen zu können. Dass dies eine erhebliche Kostenfrage darstelle, wurde deutlich, als Gemeinderat Alexander Röhrle (DUL) die Summe von 1500 Euro pro Fenster in den Raum stellte. Er hatte vor zwei Jahren sein eigenes Haus aufwendig saniert und für die Restaurierung seiner Fenster rund 1300 Euro berappen müssen."

Diese Diskussionen und Erörterungen hatten die Mitglieder, die bereits in der vorigen Sitzungsperiode im Gremium vertreten waren, im Hinterkopf, ohne aber selbst genaue Zahlen präsent zu haben, als es um die Vergabe-Beschlussfassung für den günstigsten Bieter – die Firma Moosmann, Tennenbronn, ging.

Bürgermeister Ralf Ulbrich versuchte am Dienstag mit dem Hinweis zu beruhigen, dass man sich bei dem auch von viel Eigenarbeit der Ortsgruppe des Roten Kreuzes getragenen großen Restaurierungsvorhaben bisher im berechneten Kostenrahmen befinde.

Diese Feststellung hält aber Wolfgang Dongus nicht von einem verbalen Seitenhieb in Richtung des Architekten, was Erwartungen an die von diesem grundsätzlich geforderte Kostendisziplin bei dem auf 800 000 Euro veranschlagten Vorhaben betrifft.

Sein junger Ratskollege Tobias Vierkötter, Neuling im Gemeinderat – und daher mit der Beratungsvorgeschichte nicht vertraut – merkt an, er habe beruflich mit Fensterbau viel zu tun, und der vorliegende Angebotspreis scheine ihm auf den ersten Blick nicht zu hoch.

Als Bernd Angst schließlich wissen ließ, dass er unter dem Vorbehalt einer Prüfung zur Einhaltung des ursprünglich für die Fenster fixierten Kostenrahmens der Auftragsvergabe zustimmen könne, wurde diesem Vorschlag schließlich einstimmig Rechnung getragen. Geprüft werden soll dabei auch, ob die in den früheren Kalkulationen möglicherweise nicht enthaltene Scheunentor-Verglasung den Preis nach oben gezont hat.

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