Wohin verschwindet das Wasser im Schacht? Das lässt sich aus dem neuen Generalentwässerungsplan der Gemeinde Deißlingen herauslesen. Foto: © Gina Sanders/Fotolia.com Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Ingenieur stellt Deißlinger Gemeinderäten den Generalentwässerungsplan vor

Es gibt tatsächlich Spezialisten, die Regentropfen auf der Spur sind. Einer von ihnen ist Thomas Brendt. Warum? Das berichtete der Diplomingenieur den Deißlinger Gemeinderäten.

Deißlingen. Generalentwässerungsplan: Hinter diesem sperrigen Begriff verbirgt sich "quasi unser Masterplan zur Gemeindeentwässerung", erklärte Thomas Brendt von BIT Ingenieure (Freiburg) in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Und bei der Arbeit am Masterplan spielt der Regentropfen eine entscheidende Rolle. Brendt und seine Kollegen verfolgen ihn nämlich bei seinem Weg durch die Deißlinger Kanalisation. Denn die Arbeit am Plan beginnt damit, den Bestand zu erfassen: Welche Kanäle gibt es überhaupt? Wo verlaufen diese und wie groß sind sie?

Schließlich müssen sie groß genug sein, um das Niederschlagswasser, also auch alle Regentropfen, ableiten können – damit nicht ständig die Keller volllaufen. Das dient auch dem Schutz der Gewässer: Denn alles Wasser, das nicht in der Kläranlage landet, landet dort. Egal wie dreckig es ist.

Grundlage für die Sanierung von Kanälen

Ein Generalentwässerungsplan hilft Kommunen, Richtlinien und Normen einzuhalten, erklärte Brendt. Zudem ist der Plan eine gute Grundlage, um bestehende Kanäle zu sanieren oder zu erweitern. Gleichzeitig weiß eine Kommune dank der Übersicht, welche Investitionen in den kommenden Jahren auf sie zukommen werden. Bei seiner Arbeit schaut der Ingenieur nicht nur nach den Regentropfen, sondern auch, ob der Regentropfen auf eine Wiese fällt, auf die Straße oder andere asphaltierte Flächen. Weil der Generalentwässerungsplan 15 Jahre lang gültig sein soll, wird auch geschaut, welche Auswirkungen zukünftige Baugebiete auf die Kanalisation haben werden.

Tja, und dann geht es ans Rechnen. Dazu gehört die Berechnung der sogenannten Überstauhäufigkeit. Bei einem Überstau ist der Kanal – in dem nicht nur Regen, sondern auch anderes Abwasser zusammenkommen – voll, und der Schacht läuft über. Laut Brendt gibt es Vorgaben: In einem Wohngebiet einer Gemeinde wie Deißlingen darf es maximal alle drei Jahre zum Überstau eines Schachts kommen, in einem Gewerbegebiet alle fünf Jahre. Ganz verhindern ließe sich so etwas nicht. "Es gibt Regen, die führen einfach zu Überstauungen", erklärte der Fachmann.

Gemeinderat Bernd Krause (CDU) fragte dazu: "Sind wir denn gegen Starkregen gewappnet?" Antwort: "Wir reden schon von Starkregen." Zu "urbanen Sturzfluten", die alle 50 Jahre einmal vorkommen – als Beispiel nannte Brendt Braunsbach – könne er hingegen nichts sagen. Sie waren nicht Bestandteil der Untersuchung.

Landratsamt muss Werk genehmigen

Die gute Nachricht für Deißlingen ist Thomas Brendts Einschätzung der Lage: "Alles völlig im Rahmen." Auch Bürgermeister Ralf Ulbrich betonte, "das Kanalnetz ist in ordentlichem Zustand". Die Gemeinde komme ihrer Aufgabe nach. Dies hob der Schultes auch mit dem Hinweis hervor, dass ein Bürger bei der Kandidatenvorstellung in Lauffen Ende November gemutmaßt hatte, Deißlingen vergesse angesichts der vielen "Prestigeprojekte" die Instandhaltung der Kanäle.

Das trotz des guten Zustands in den kommenden Jahren Sanierungsbedarf besteht, ist den Deißlingern klar. Ins Kanalnetz müssen insgesamt 3,7 Millionen Euro investiert werden, in Regenentlastungsanlagen circa 170 000 Euro. Für den Großteil davon, für 100 000 Euro, muss ein neuer Regenüberlauf bei Lauffen gebaut werden. Die fast vier Millionen seien, verteilt auf mehrere Jahre, bereits durchfinanziert, erklärte Ralf Ulbrich.

Nun muss das Landratsamt den Generalentwässerungsplan noch genehmigen. Dann hat sich die Verfolgung der Regentropfen endgültig gelohnt.