Klimaschutzkonzept: Zwischenbilanz soll auf Weg zu klimaneutraler Gemeinde weiter anspornen

Von Siegfried Reinhardt

Für den Klimaschutz will Deißlingen bis zum Jahr 2050 viel erreichen. Klimaneutral wollen sich die beiden Dörfer bis dahin aufstellen. Ob das klappt? Auf jeden Fall will man mit viel Energie am Ball bleiben.

Deißlingen. Die Bundesregierung hat in 2007 für Deutschland eine Reduzierung der Klimagasemissionen bis 2020 gegenüber 1990 um 40 Prozent als Ziel formuliert. Bundesweit wurde laut Erhebungen mittlerweile eine Reduktion von 22 Prozent erreicht. Knapp die Hälfte wird dabei den Umstrukturierungen in den neuen Bundesländern Beginn der 1990er-Jahre zugeschrieben. Demnach sind die Anstrengungen zur Klimagasreduktion bis 2020 mindestens zu verdoppeln, um das angestrebte Ziel zu erreichen.

Um bis 2050 klimaneutral zu werden, wie es im Gemeindeentwicklungsplan für Deißlingen und Lauffen auf die Fahnen geschrieben wurde, muss ebenfalls noch einiges initiiert werden.

Das Klimaschutzkonzept aus dem Jahr 2013 wurde in den vergangenen Monaten zusammen mit dem Büro 21 aus Donaueschingen fortgeschrieben und mit den Daten des Basisjahres 2014 aktualisiert. Jochen Spiess vom Energiebüro 21 trug die Ergebnisse in der jüngsten Sitzung des Deißlinger Gemeinderats vor. Demnach liegt die Gesamtemission für Deißlingen bei zirka 82 000 Tonnen CO² pro Jahr. Dabei sind Emissionen aus regenerativen Energieträgern wie Holz noch nicht berücksichtigt. Bei einer Einwohnerzahl von etwa 6000 zeige sich die Emissionsgröße in Deißlingen bei 13,4 Tonnen pro Person. Gegenüber den 17,1 Tonnen aus der Bestandsaufnahme von 2010 bedeute dies eine deutliche Minderung, betonte Spiess. Dieser Rückgang sei zum einen deutlich größeren Anteil an erneuerbaren Energien auf dem Gemeindegebiet zu verdanken, wesentlich aber auch dem deutlich gesunkenen Emissionsfaktor für Strom in Deutschland.

Bei der Straßenbeleuchtung sieht Jochen Spiess noch Einsparungspotenzial, zum Beispiel durch Austausch der Leuchtmittel. Mit Abstand sei die Aubert-Schule mit Halle und Schwimmbad der größte kommunale Wärmeverbraucher. Die Aubert-Schule verbrauche im Jahresschnitt 650 000 kWh an Wärme. Auch beim Stromverbrauch sei die Aubert-Schule Spitzenreiter mit einem jährlichen Verbrauch von 120 000 kWh.

Auf den Verkehr, so der Experte aus Donaueschingen, habe man als Kommune nur begrenzten Einfluss auf die Emissionsentwicklung. Rechne man die Zahlen für Baden-Württemberg auf die Einwohner in Deißlingen herunter, lägen die verkehrsbedingten CO²-Emissionen bei etwa 12 900 Tonnen pro Jahr. Dass hier der ÖPNV merkliche Verbesserungen leisten könnte, sieht Spiess im Augenblick nicht, da dieser nur mäßig attraktiv sei und deshalb wenig genutzt werde. Das in Deißlingen betriebene E-Mobil ist – angesichts dieser Gegebenheiten – in Sachen CO²-Reduzierung erst einmal nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Für den Klimaschutz sei es außerordentlich wichtig, die CO²-Emissionen im Verkehr deutlich zu reduzieren. Dies könne durch Verkehrsvermeidung oder Verlagerung, aber auch durch Verkehrsoptimierung wie mit Fahrgemeinschaften angestrebt werden.

Das Deißlinger Klimaschutzkonzept zeigt noch viele Einsparpotenziale auf. Will man bis 2050 eine klimaneutrale Gemeinde sein, gibt es noch viel zu tun, auch wenn man angesichts der sonstigen "Klimazustände in der Republik" vergleichsweise noch gut dazustehen scheint. Manch’ ein Gemeinderat hätte sich ergänzend zum Vortrag konkretere Vorschläge dazu gewünscht, was vor Ort getan werden kann. Die schrittweise Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes soll auf der Agenda der Gemeinde weiter einen hohen Stellenwert haben.