In einem offenen Brief an Bürgermeister Ralf Ulbrich und die Gemeinderäte nehmen die Elternbeiräte Stellung und erläutern, warum sie der Erhöhung der Kindergarten- und Krippengebühren nicht zustimmen können. (Symbolfoto) Foto: dpa

Elternbeirat schreibt offenen Brief. Gebühren würden bis 2019 um 38 Prozent steigen. 

Deißlingen - Für Diskussionen sorgt der Beschluss des Deißlinger Gemeinderats, die Mehrkosten für die Höhergruppierung der Zweitkräfte im Kindergarten auf die Eltern umzulegen. Jetzt meldet sich der Elternbeirat des Kindergartens Fronhof zu Wort.

In einem offenen Brief an Bürgermeister Ralf Ulbrich und die Gemeinderäte nehmen die Elternbeiräte Stellung und erläutern, warum sie der Erhöhung der Kindergarten- und Krippengebühren nicht zustimmen können.

In dem Brief heißt es: "Zuerst einmal freuen wir uns sehr, dass der Gemeinderat entschieden hat, dass die Zweitkräfte nun in der Entgeltgruppe S8a eingruppiert werden. Wir und viele Eltern unterstützen diese Entscheidung. Jedoch finden wir es sehr bedauerlich, dass der Gemeinderat in der selbigen Sitzung eine Erhöhung der Elternbeiträge beschlossen hat. Dies wertet die Entscheidung zur höheren Eingruppierung der Zweitkräfte ab. Es gibt leider auch unter den Eltern Stimmen, die den Erzieherinnen nun die Schuld daran geben, dass Eltern nun höhere Kindergarten- und Krippengebühren in Kauf nehmen müssen. In den sozialen Netzwerken war dies bedauerlicherweise schon so zu lesen. Das haben die Erzieherinnen, die jeden Tag eine wertvolle Arbeit zum Wohle unserer Kinder machen, nicht verdient."

Enorme Mehrbelastung für Familien ist nicht gerecht

Der Erhöhung der Kindergarten- und Krippengebühren könne man nicht zustimmen. Man sehe durchaus, dass grundsätzlich eine moderate Anpassung von Gebühren notwendig ist. So habe der Elternbeirat auch der Erhöhung der Gebühren zum 1. März 2016 zugestimmt. Vor allem auch, da die Gemeinde Deißlingen sehr um die gute Ausstattung der Kindergärten bemüht ist. "Mit dem jetzigen Beschluss steigen die Gebühren, erstmals zum 1. März 2016 bis zum Jahr 2019 um 38 Prozent. Das halten wir nicht für angemessen", heißt es in dem Brief. Vielmehr scheine der Gemeinderat in den vergangenen Jahren eine andere Strategie verfolgt zu haben, da die Gebührenerhöhung 2016 die erste seit vielen Jahren war.

Und nun müssten die Eltern, deren Kinder jetzt, beziehungsweise in den nächsten drei Jahren die Einrichtungen der Gemeinde besuchen, eine nicht vorhersehbare und nicht eingeplante starke Erhöhung stemmen. "Das halten wir nicht für gerecht, denn dies führt in einer relativ kurzen Zeit zu einer Mehrbelastung für die Familien." Man sehe zwar, dass die Gebühren im Vergleich mit umliegenden Gemeinden sehr günstig sind. Aber genau aus diesem Grund hätten sich auch etliche junge Familien für den familienfreundlichen Lebensort Deißlingen entschieden. Der Elternbeirat fragt sich nun auch, wie sich die Gebühren in der Zukunft weiterentwickeln werden, da nur die vage Aussage bestehe, dass man 2019 mit den Gebühren noch immer unter den Empfehlungen des Kommunalen Landesverbandes liegen.

Wegen Bastelabend Gemeinderatssitzung vorzeitig verlassen

Der Landesverband wiederum schlägt eine jährliche Anpassung der Kindergartengebühren von drei Prozent vor. "Dem können wir zustimmen, denn dies halten wir für angemessen und von allen Familien zu tragen."

Der Elternbeirat spricht außerdem die Notwendigkeit an, dass Eltern die gute Arbeit im Kindergarten unterstützen: "Wir als Elternbeirat sehen, dass es immer schwieriger wird, Eltern zu motivieren, bei Kindergartenfesten oder sonstigen Aktionen mitzuwirken. Es gibt viele Eltern, die dies gerne tun. Erst kürzlich konnten wir zusammen mit den engagierten Erzieherinnen und durch die wundervolle Mitarbeit der Eltern am Weihnachtsmarkt in Deißlingen rund 600 Euro erwirtschaften. Dieses Geld geht wieder zu 100 Prozent zurück an die Kinder und die Einrichtung, zum Beispiel durch den Kauf von Spielmaterial", heißt es in dem Brief. Das sei auch Geld, dass die Gemeinde nicht einbringen muss, was bei den Entscheidungen berücksichtigt werden sollte.

Im Übrigen hätten die Erzieherinnen des Fronhof-Kindergartens die Gemeinderatssitzung am 22. November vorzeitig verlassen, weil zeitgleich ein Bastelabend für den Weihnachtsmarkt im Kindergarten stattfand, zu dem sie noch geeilt sind.

Abschließend schreibt der Elternbeirat: "Wir hoffen auf eine erneute Diskussion der Gebührenerhöhung und sind zuversichtlich, dass der Gemeinderat seine Entscheidung noch einmal überdenkt."