Zum Thema Islam wurde im Hagestall auch ausführlich diskutiert. Foto: Reinhardt Foto: Schwarzwälder-Bote

Islam: Expertin vermittelt zwischen den Kulturen und beschreibt Einstellungen

Islam im Alltag: Fatima Majsoub berichtete am Montagabend über viele Aspekten. Dies natürlich auch vor dem Hintergrund der in Deißlingen und Lauffen lebenden Flüchtlinge.

Deißlingen. Am Montagabend war die studierte Politik- und Kulturwissenschaftlerin, die als Journalistin viel Zeit in Syrien verbrachte, von wo ihr Vater stammt, zu Gast im Deißlinger Hagestall. Es war ein Vortrag, der nicht nur die Deißlinger Flüchtlingshelfer in seinen Bann zog. Dass der Umgang mit den muslimischen Flüchtlingen so manchen kulturell-religiösen Fallstrick birgt, ist in Helferkreisen nur zu gut bekannt. Fatima Majsoub, die auch Islamkunde studiert hat, erläuterte beispielsweise, dass der Ausruf "Allah Akbar" wegen des IS als Ausruf des Schreckens gelte, der mit Terroranschlägen und anderen blutigen Auseinandersetzungen in Verbindung gebracht werde. Eigentlich sei der Ausruf aber gleichbedeutet mit "Mein Gott" in der christlichen Kultur.

Majsoub zog auch Vergleiche zwischen Islam und Christentum. Der Ramadan, das Fasten vor einem großen religiösen Fest, sei nichts anderes als die vorösterliche Fastenzeit im Christentum. Der Ruf des Muezzins, die Einladung zum Gebet, sei gleichzusetzen mit den Kirchenglocken hierzulande. "Er lädt auch mich als Atheistin ein, innezuhalten", sagt Majsoub. Und: Die Gebetskette der Muslime habe im Rosenkranz ihr christliches Gegenstück, und ihren Ursprung in einem aus Indien stammenden Brauch.

Fatima Majsoub berichtete von ihrer syrischen Großmutter, die ständig vor sich hin murmelte: Obwohl die Oma nie die Möglichkeit gehabt habe, lesen zu lernen, habe sie den Koran auswendig gekonnt. Dabei habe sie die Suren immer vor sich hin gesagt. Fatima Majsoub, Tochter eines Sunniten, erzählte aber auch von den unterschiedlichsten Ausrichtungen des Islam. Dabei spielten die Kulturen des jeweiligen Landes eine große Rolle.

Die Beschneidung von Jungen sei etwa in der Türkei ein großes Fest, in Syrien hingegen sei man dafür schlicht ins Krankenhaus gegangen, und fertig! In arabisch-islamischen Ländern sei die Beschneidung von Mädchen unüblich, ganz im Gegensatz zu afrikanischen Ländern wie dem Sudan. Viele Muslime glaubten auch an die Existenz von Geistern und Engeln. Und an den bösen Blick, gegen den man sich gern mit einer blauen Perle schütze. Die Referentin betonte, dass auch die Christen in arabischen Ländern an so etwas glaubten. Sie erläuterte auch, dass es im Islam viele Ausdrücke gebe, die im Alltag ständig benutzt würden. So würden Neugeborenen Suren in das eine und der Gebetsruf in das andere Ohr geflüstert, um es zu beschützen. Früher seien bei der Geburt eines Sohnes zwei Schafe geschlachtet worden, bei einer Tochter eines. Das sei heute aber nicht mehr üblich, man schenke Goldschmuck, sozusagen als Kapitalanlage.

Es war ein aufschlussreicher Vortrag einer ausgezeichneten Islamkennerin. Fatima Majsoub konnte im Anschluss noch zahlreichen Fragen der Zuhörer beantworten.