Die Bürgerversammlung des Wassersweckverbands Oberer Neckar (ZVON) vor einer Woche in Dietingen hat beim Deißlinger Gemeinderat Spuren hinterlassen.(Symbolfoto) Foto: dpa

Wasser-Streit hallt kräftig nach. Deißlinger Räte stinksauer über Geschehen im Zweckverband Oberer Neckar.

Deißlingen - Die Bürgerversammlung des Wassersweckverbands Oberer Neckar (ZVON) vor einer Woche in Dietingen hat beim Deißlinger Gemeinderat Spuren hinterlassen. Die Räte sind stinksauer.

Karin Schmeh, Fraktionssprecherin der CDU, fühlt sich "verschaukelt". Heftig ärgern tut sich auch Wolfgang Dongus (SPD). Man habe in der Sitzung so getan, als ob der Wasserpreis überhaupt keine Rolle spiele. Dongus: "Wir unterhalten uns seit Jahren über den Preis und wie wir ihn aus sozialen Gründen niedrig halten können. Bürgermeister Ralf Ulbrich verwies auf beschwichtigende Zahlen bei der Versammlung. Von einem landesweiten Durchschnittspreis für die Endabnehmer von 2,20 Euro je Kubikmeter sei die Rede gewesen. Der genannte Preis von etwa zwei Euro für die ZVON-Mitglieder sei der zu erwartende Einkaufspreis für die Kommunen. Der Bürger zahle dann als Endverbraucher bis zu einem Euro mehr. Dann liege der Endpreis bei drei Euro pro 1000 Liter. Es entstehe der Eindruck, dass die Verantwortlichen meinten, dass der Bürger einfach zahlen solle. Doch in Deißlingen gelte die Auffassung, die Bürger nicht zu sehr zu belasten. Dass das Argument der Keckquellennähe keinen trifftigen Grund für einen Deißlinger Ausstieg darstellen soll, ist für Dongus unverständlich. "Wir sollen das Wasser für Lauffen von der Neckarburg nehmen, obwohl wir eigene Quellen unmittelbar vor der Haustür haben. Das geht mir nicht ganz runter".

Dass der Dietinger Altbürgermeister und einstige Verbandsvorsitzende, Hubert Burkard ihm vorgeworfen habe, Äpfel mit Birnen zu vergleichen beim Blick auf die sehr unterschiedlichen Kosten von Neckarburg- und Keckquellenwasser will Dongus so nicht stehen lassen. Dongus wettert, es sei Burkard, der in Bezug auf den ZVON beschönigend argumentiere. Es sei ein klarer Fall, dass das Keckquellen-Wasser für 32 Cent pro 1000 Liter zu haben sei. Deißlingen könnte seinen Ortsteil Lauffen technisch problemlos an das Keckquellen-Wasser anschließen und somit viel Geld sparen, auch für seine Bürger aus Lauffen. Dongus und Schmeh betonen unisono: Das Vertrauen in die Verbandsspitze ist geschwunden. Karin Schmeh spricht von einer "unsäglichen Sitzung", in der die unterschiedlichen Interessenlagen nicht genügend zur Geltung gebracht worden seien.

Über die hohen Investitionskosten sei überhaupt nicht gesprochen worden, sondern nur davon, dass 2045 der Wasserpreis wieder sinken werde, so Schmeh. "Die haben Fehler gemacht, schlecht gewirtschaftet und wollen einfach so weiter machen", wetterte die CDU-Fraktionssprecherin am Dienstag.

Bürgermeister Ralf Ulbrich betont, dass hinsichtlich der Verbesserung der Strukturen des 90 Jahre alten Verbandes viel verschlafen worden sei. Darüber, dass hier für ein nachhaltiges Funktionieren der Solidargemeinschaft viel Positives geschehen müsse, sei man sich im Verband inzwischen immerhin einig.

Bei der Informationsveranstaltung in Dietingen war, wie berichtet, vor allem auch festgestellt worden, dass insbesondere aufgrund wasserrechtlicher Gesetze die Auflösung des Verbandes, wie von den Mitgliedern, Deißlingen, Wellendingen, Frittlingen und Rottweil in Erwägung gezogen, kaum machbar ist. Das Landratsamt verweise dazu auf kaum zu beseitigende Hürden. Dass nun das weitläufige Wassernetz aufwendig saniert und die Kosten von allen Mitgliedern finanziert werden soll, stößt dem Deißlinger Gemeinderat sauer auf. Insbesondere weil man sich voll aus den Keckquellen bedienen könnte.