Beim Besuch Franz Unterstellers am Mittwoch in Deißlingen soll das Windkraft-Projekt im Mittelpunkt stehen

Deißlingen (jm/wis). Seit zweieinhalb Jahren arbeitet die Gemeinde Deißlingen zusammen mit Trossingen an einem Konzept, um einen Windkraftstandort zu errichten. Jetzt erhofft man sich auch Rückenwind von MdL Franz Untersteller, Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes.

Dieser soll sich bei einem Gemeindebesuch am 25. Februar ein Bild machen von den nachhaltigen Bemühungen vor Ort, auch mit Windkraft einen soliden Beitrag dafür zu leisten, auf dem Weg zu einer klimaneutralen Gemeinde voranzukommen.

Momentan investieren Deißlingen und Trossingen zusammen 31 000 Euro für eine Windmessung, um die Wirtschaftlichkeit der Anlage zu überprüfen. Der bislang größte Unsicherheitsfaktor für eine Windkraftnutzung an der Grenze zur Gemarkung Trossingen ist die tatsächliche Windgeschwindigkeit. Gleichzeitig ist sie aber der entscheidende Punkt, der über die Wirtschaftlichkeit des Standortes entscheidet. Daher wird zum angedachten Standort auf der Anhöhe an der Gemarkung zu Trossingen das Windpotenzial ermittelt. Beim optischen Fernmesssystem (Lidar) beträgt der Messzeitraum in der Regel drei Monate, bis ein erster qualifizierter Eindruck gewonnen werden kann über durchschnittliche Windgeschwindigkeit, Windscherung (Zunahme des Windes in der Höhe) und Turbulenzen. Die Messung kann auch zur Beurteilung des prognostizierten Energieertrags herangezogen werden.

Seit dem Herbst nun gibt es einen Auftrag für die Untersuchung des Windpotenzials im Bereich der geplanten Anlage. Finanziert wird der Deißlinger Aneil von 15 500 Euro über den Eigenbetrieb Gemeindewerke Deißlingen. Witterungsbedingt seien vor allem im Dezember Messungen schlecht möglich gewesen. Deshalb könnten wohl erst Ende März belastbare Daten erwartet werden, erklärt der Bürgermeister. Ralf Ulbrich sprach, als der Gemeinderat Ende September grünes Licht für den Messauftrag gab, von "etwa vier bis fünf Millionen Euro" Gesamtprojektkosten. Er gehe von zwei Windrädern aus, da eines nicht wirtschaftlich sei, sagte der Bürgermeister.

Den Projektbeteiligten ist klar, dass der geplante Standort über dem Wannengrund an der Gemarkungsgrenze zu Trossingen kein Spitzenstandort ist. Immerhin werden aber Windgeschwindigkeiten von um die sechs Kilometer pro Stunde in Nabenhöhe erwartet.

Und was erwartet man zu dem Vorhaben vom grünen Umweltminister, wenn er am kommenden Mittwoch neben anderen Terminen im Kreisgebiet auch den Treff in Deißlingen hat? Da wolle man sich ins Zeug legen für ein verstärktes "good will" der Landespolitik. Guter Rückhalt aus Stuttgart gilt als wichtig bei der Projektierung eines solchen Großvorhabens. Zum Beispiel dahingehend, dass man für den wegen des Aspekts des Artenschutzes nicht unumstrittenen Standort einen Abwägungsspielraum beanspruchen kann, insbesondere hinsichtlich des Widerstreits mit dem Artenschutz, der sich im Fall des bei Trossingen/Deißlingen auserkorenen Areals auf die Vogelwelt und Fledermauspopulationen fokussiert. Soll heißen: Wird eine Windsituation konstatiert, die eine Investition als betriebswirtschaftlich rentabel erscheinen lässt, dann sollte das Vorhaben auch gelingen dürfen.

Ab 18.30 Uhr am 25. Februar hat im Hotel Hirt der Bürger das Wort

Nach seinem Gemeindebesuch stellt sich Untersteller am Mittwoch ab 18.30 Uhr in einer Bürgerfragestunde im Nebenzimmer des Hotels Hirt. Dann können Bürgerinnen und Bürger sich in einer Veranstaltung des grünen Kreisverbands über die Arbeit des Ministeriums informieren und Fragen stellen. Um 19.30 Uhr schließt sich die Veranstaltung "Grün regiert – reden Sie mit!" an. Nach der Begrüßung durch Alexander Rustler, Sprecher des Grünen Kreisvorstands, sowie einem Grußwort von Bürgermeister Ralf Ulbrich hält Minister Untersteller einen Impulsvortrag zur aktuellen Umwelt– und Energiepolitik des Landes. Anschließend besteht die Möglichkeit zur Diskussion. Moderiert wird der Abend von Wolfgang Kaiser, Mitglied des Landesvorstands von Bündnis 90/Die Grünen Baden-Württemberg.

Wie wirkt sich das neue Umweltverwaltungsgesetz in den Kommunen aus? Wie stehen wir bei der Energiewende da? Was bedeuten die Zahlen 50 – 80 – 90? Das sind zum Beispiel Fragen, deren Beantwortung auf großes Interesse stoßen könnten, hofft Sonja Rajsp, Kreisgeschäftsführerin von Bündnis 90/Die Grünen. "Umwelt, Klima und Energiewirtschaft sind drei überaus wichtige Säulen unserer politischen Arbeit, und wir sind gespannt auf Informationen aus erster Hand zu Themen wie Versorgungssicherheit, Wärmewende und Windkraft", betont Rajsp.