Ralf Ulbrich spricht über aktuelle Ereignisse in der Gemeinde. Foto: Böhm Foto: Schwarzwälder-Bote

Seniorennachmittag: Zum Zopfbrot serviert der Bürgermeister Wissenswertes und Nachdenkliches

Kleine Tradition beim ökumenischen Seniorennachmittag in Deißlingen: Bürgermeister Ralf Ulbrich war zu Gast und sprach über Vergangenes und Künftiges. Sein mitgebrachtes Gedicht regte zum Nachdenken an.

Deißlingen. Vorab begrüßt die evangelische Pfarrerin der Kirchengemeinde Deißlingen-Lauffen, Rose Winkler, die zahlreich erschienenen Besucher. Dann folgt ein gemütlicher Teil des Nachmittags: Beisammensein mit Kaffee und Zopfbrot.

In den vergangenen Jahren habe es sich bewährt, dass Bürgermeister Ulbrich in den ersten Januarwochen den Seniorenkreis besucht habe, so Winkler. Als "eine kleine Tradition" beschreibt auch Ulbrich die alljährliche Zusammenkunft. So gebe es die Gelegenheit, zurückzublicken, was die Gemeinde bewegt habe, aber auch einen kleinen Ausblick zu wagen, was noch bewegt werde.

"Es war ein besonderes Jahr", beginnt Ulbrich seinen Rückblick von 2016 und fügt hinzu, dass es auch ein schaffiges Jahr gewesen sei.

Sorgentelefon im Rathaus eingerichtet

Seit Ende 2016 gebe es schnelleres Internet in der Gemeinde. In Partnerschaft mit dem Landkreis sei die Breitbandverkabelung ermöglicht worden. Erwähnenswert sei ebenso die Gewerbeschau, die rund 3000 bis 5000 Besucher angelockt habe. Nun solle sie alle vier Jahre stattfinden. Große Projekte wie die Sanierung der Mehrzweckhalle und Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED stünden 2017 weiterhin auf dem Plan. Viel Zeit werde ebenso das Projekt "Jugendgerechte Kommune" beanspruchen. Ziel sei es, ein Konzept zu erarbeiten, wie man die Jugend ansprechen und dauerhaft an die Gemeinde binden könne. Gemeinsam mit 15 Kommunen aus Deutschland werde dieses Konzept verfolgt.

Auch die Interessen der Senioren kommen nicht zu kurz. So stehe laut Ulbrich ab dem 1. März eine Mitarbeiterin im Rathaus zur Verfügung, die sich um alles kümmere, was die ältere Generation bewege. Zwölf Stunden in der Woche sei das Sorgentelefon erreichbar. "Kleiner Mosaikstein" zum Thema Mobilität seien 2017 die "Mitfahrbänkle". Sobald der Boden aufgetaut sei, sollen zwei Bänke in den Ortsteilen aufgestellt werden – zunächst probeweise. Die Bänke signalisieren, dass man mitgenommen werden möchte.

Immer mehr Senioren zieht es in die Ortsmitte

Außerdem kam Ulbrich auf die innerörtliche Entwicklung zu sprechen. Die kürzlich ausgewerteten Fragebögen, die zuvor an Senioren verteilt wurden, zeigten, dass ein großes Interesse bestehe, in der Ortsmitte zu wohnen. Häufig wolle die ältere Generation ihren Wohnraum verkleinern. Nicht alle, aber viele Senioren wären auch bereit, dafür ihr Haus zu verkaufen. Die freistehenden Häuser könnten wiederum an die jüngeren Bürger verkauft werden.

Zur Frage aus dem Seniorenkreis, wie die aktuelle Situation mit den Flüchtlingen im Ort sei, führt Ulbrich auf, dass Normalität eingekehrt wäre. Mittlerweile sei sogar wieder Raum frei, dennoch werde diese Aufgabe die Gemeinde 2017 beschäftigen. Bei manchen "Stinkstieflern", so Ulbrich salopp, sei man froh, wenn sie wieder in ihre Heimat zurückkehren.

Gedicht regt zum Nachdenken an

Doch es gebe auch positive Beispiele: Viele signalisieren, dass sie bleiben möchten, beginnen Praktika und Ausbildungen. Zudem glaubt Bürgermeister Ulbrich zwar nicht, dass noch mehr Flüchtlinge kommen werden, zumindest nicht mehr in solch einem Ausmaß, es werden jedoch zunehmend Klimaflüchtlinge kommen. Vor allem aus Afrika und Orten, die irgendwann nicht mehr bewohnbar seien. Verantwortlich seien wir mit unserem Lebensstil, so Ulbrich.

Zwischenzeitlich las er ein Gedicht von Bob Moorehead vor: das "Paradox unserer Zeit". Kleiner Ausschnitt: "Wir haben hohe Gebäude, aber eine niedrige Toleranz, breite Autobahnen, aber enge Ansichten."

"Es ist etwas zum Nachdenken, was 2017 unsere Gesellschaft ausmacht", sagt Ulbrich und erntet Applaus. Nachdenklich beendet er auch seine Rede am Seniorennachmittag und freut sich auf Gespräche unter vier, sechs oder acht Augen.