Wird mit Engagement aus Dauchingen fortgeführt: Das Projekt "Spurwechsel", hier zwei der drei Elektrofahrzeuge. Foto: Preuß

Ratssitzung: Bürgermeister hinterfragt Engagement der Gemeinde und will Förderung ausweiten.

Dauchingen - Das Elektro-Mobilitätsprojekt "Spurwechsel" soll weitergeführt werden. Dies beschloss der Gemeinderat, nach einer umfangreichen Diskussion, die durchaus auch grundsätzliche Fragen und die besonderen Verkehrsbelastungen im Ort thematisierte.

Andreas Meyer als Projektbeauftragter der drei beteiligten Gemeinden Deißlingen, Niedereschach und Dauchingen hatte zuvor eine Bilanz vorgelegt. Mehr als 900 Fahrten sind demnach seit November 2014 durchgeführt worden. Nach zögerlichem Beginn werde das Angebot immer besser angenommen, im Januar 2016 wurden 80 Fahrten gebucht. "Damit sind wir dann auch schon am Rande der Auslastung. Noch mehr Fahrten unterzubringen wird schwierig, das muss ja genau in eine Lücke passen", so Meyer.

68 Prozent aller Fahrten dienen dem Besuch von Ärzten, Krankenhaus oder Physiotherapie, zehn Prozent entfallen auf Einkäufe. Die Hauptkundschaft setzt sich aus Personen jenseits von 60 Jahren zusammen, wobei häufiger Frauen das Angebot nachfragen als Männer. Angesichts sehr geringer Kosten für die Gemeinde durch die Förderung des Landes in den ersten drei Jahren, die teilweise Nutzung des Fahrzeuges als Dienstwagen, den hohen Nutzen gerade für die ältere Bevölkerung und die geschaffene Lade-Infrastruktur für alle Bürger, die elektrisch fahren wollen, bezeichnete Meyer das Projekt als "vollen Erfolg".

Dem mochte sich Ratsherr Ingo Österreicher (Freie Wähler) nicht anschließen. "Ich will da nicht von einem Erfolgsmodell sprechen. Für das Geld aus Steuermitteln hat das doch überhaupt nicht durchgeschlagen. Mit einem effizienten Diesel könnten wir das billiger anbieten. Wir haben da viel Geld ausgegeben, da kann man nicht von einem Erfolg sprechen."

Bei Bürgermeister Torben Dorn sorgte diese Einlassung für sehr deutlichen Widerspruch. Man habe in Dauchingen durch die Durchgangsstraßen erhebliche Belästigungen durch Verkehrslärm und Abgase, das sei ja wohl unstreitig. In dieser Situation könne man doch nicht mit Dieselfahrzeugen anfangen, wenn es Förderung für Elektrofahrzeuge gebe. "Wir können doch nicht zusätzlich für Lärm und Abgase sorgen in unserer Situation", zeigte sich Dorn einigermaßen fassungslos. Der Bürgermeister hob das Thema auf die grundsätzliche Ebene: Wo denn eigentlich der Beitrag der Gemeinde für den Klimaschutz liege, fragte er ins Gremium.

"Da gab es mal eine Plakette als Öko-Gemeinde, und seitdem ist aber auch gar nichts passiert in diese Richtung." Er forderte, dass das Umweltförderprogramm der Gemeinde überarbeitet und ausgeweitet werden müsse und kündigte eine entsprechende Initiative der Verwaltung dazu in einer der kommenden Gemeinderatssitzungen an.

Auch von weiteren Ratsmitgliedern erhielt Österreicher Widerspruch. Es sei sehr wohl ein Erfolgsmodell, betonte Meinrad Gönner, das zeige doch die hohe Resonanz. Als Gemeinde müsse man doch Vorreiter in Umweltfragen sein, betonte Ursula Heiser. Horst Frank fügte an, dass durch das Angebot es älteren Autofahrern erleichtert werde, aus Sicherheitsgründenden Führerschein abzugeben.

Martin Geiger betonte, dass nach noch nicht einmal zwei Jahren Fahrdienst eine negative Bilanz sehr voreilig wäre: "Zwei Jahre sind doch für solch ein Projekt gar nichts. Da steckt Innovation drin, das ist sozial, das muss sich entwickeln, deshalb sollten wir es unbedingt weiterführen."

Mathias Schleicher hob auf die Außenwirkung ab: "Gerade wir im ländlichen Raum müssen doch Dinge neu denken, um unsere Attraktivität zu erhalten." Das Projekt Spurwechsel sei dafür ein erfolgreiches Beispiel und müsse fortgeführt werden.