Mit überwältigender Mehrheit kündigten die Mitglieder der Spar- und Kreditbank dem Vorstandsmitglied Bernd W., im Raum steht eine ganze Liste an Vorwürfen von sexueller Belästigung am Arbeitsplatz bis zu zweifelhaften Kreditvergaben. Foto: Heinig

Spar- und Kreditbank: Mitglieder kündigen Bernd W. Vorstandsmitglied sieht sich als Mobbingopfer.

Dauchingen - Mit überwältigender Mehrheit widerriefen die Mitglieder der Spar- und Kreditbank Dauchingen am Mittwochabend die Bestellung des Vorstandsmitglieds Bernd W. und kündigten ihm fristlos aus "wichtigem Grund". Ein Schaden sei der Bank nicht entstanden, versicherte der Aufsichtsratsvorsitzende Roland Bertsche.

Mit einer außerordentlichen Mitgliederversammlung reagierte der Aufsichtsrat auf Anschuldigungen aus den Reihen der Mitarbeiter gegenüber W., nachdem dieser die angebotene Aufhebungsvereinbarung nicht angenommen hatte.

Mit der von Andreas Fandrich, Fachanwalt der Genossenschaftsbank, vorgetragenen Chronologie der Ereignisse im Juni dieses Jahres wurde ausgesprochen, was bisher nur als Gerüchte in Dauchingen die Runde gemacht hatte. W., seit sechs Jahren neben Lothar Birk Vorstandsmitglied, wird von mehreren der 13 Mitarbeiter sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz vorgeworfen, außerdem Kreditvergaben in Abhängigkeit persönlicher Gefälligkeiten, pflichtwidrige und zweifelhafte Kreditvergaben sowie Verstöße gegen das Bankgeheimnis, Konditions- und Überziehungskompetenzen. Der Bank sei zwar nur ein Schaden "im niedrigen fünfstelligen Bereich" entstanden, so Fandrich, jedoch mache der absolute Vertrauensbruch eine weitere Zusammenarbeit unmöglich.

W., der mit seinem Anwalt Alexander Kästle in der Festhalle erschienen war, trat vor die 180 Mitglieder, wies alle Vorwürfe zurück und bezeichnete sich als Mobbingopfer. Nie habe der baden-württembergische Prüfungsverband seine Arbeit beanstandet, nie habe er eine Abmahnung des Aufsichtsrates erhalten. "Ich bin bereit, meinen Vertrag zu erfüllen und stelle meine Arbeitskraft weiterhin für die Spar- und Kreditbank Dauchingen zur Verfügung", verlas W. Andernfalls werde er seine "Angelegenheit auf gerichtlichem Wege weiterverfolgen". Nichtsdestotrotz stimmten 97 Prozent der anwesenden Mitglieder für den Widerruf seiner Bestellung und 95,8 Prozent für die fristlose Kündigung mit sozialverträglicher Auslauffrist bis zum 30. September.

Da Frank Kohler, Prokurist seit Anfang 2015, erst Ende 2017 Führungstätigkeit zum Nachfolger von W. bestellt werden kann, wird jetzt kurzfristig ein Interimsvorstand gesucht. Gespräche werden bereits geführt, so Aufsichtsrat Günter Haffa.