Der Weilersbacher Weg: Reicht er für die Erschließung und den Betrieb einer Pferdezuchtanlage wirklich aus? Foto: Preuß Foto: Schwarzwälder-Bote

Gemeinderat erteilt notgedrungen sein Einvernehmen / Dimension des Vorhabens sorgt für Diskussionen

Dauchingen (spr). Auf dem Lankebühl in Dauchingen, also dem Gelände unterhalb des Windrades, angrenzend an Weilersbacher Gemarkung, soll eine große Pferdezuchtanlage entstehen. Der Gemeinderat erteilte in seiner jüngsten Sitzung dem Vorhaben notgedrungen das Einvernehmen, da landwirtschaftliche Anlagen im Außenbereich privilegiert sind.

Bürgermeister Torben Dorn sieht aber noch offene Fragen, etwa bei der Zufahrt und der Entsorgung. Eingereicht wurde der Bauantrag von Jürgen Vogg aus Radolfzell. Der Unternehmer betreibt den Weiherhof nahe Radolfzell, ein Gestüt mit Halle und Reitplatz im historischen Ambiente. Die drei Söhne der Familie sind allesamt im Reitsport aktiv, zum Teil als Profis. Auf dem Gut Weiherhof werden auch Reitturniere veranstaltet.

Der Antrag sieht vor, dass das als Bartler-Hof bekannte Areal nach Osten bebaut wird. Und zwar mit einer Halle in den Ausmaßen von 42 mal 22 Metern. In die Reithalle integriert sind 16 Pferdeboxen. An die Halle schließt sich ein Reitplatz in den Maßen 70 mal 30 Meter an. Die bestehende Lagerhalle soll zum Futterlager ausgebaut werden. Was aus den beiden bestehenden Wohnhäusern werden soll, entzieht sich der Kenntnis der Gemeinde.

Bürgermeister Torben Dorn ist befremdet über das Vorgehen des Bauherren, denn gleich zwei offizielle Schreiben der Gemeinde blieben gänzlich unbeantwortet: "Wir haben die Familie Vogg gebeten, mit uns Kontakt aufzunehmen, doch das ist bislang nicht erfolgt." Fragen gibt es genug, vor allem zur Erschließung, die ausschließlich über den Weilersbacher Weg erfolgen kann. Der ist alles andere als in gutem Zustand. "Vor zwei Jahren ist eine Schätzung für eine Sanierung gemacht worden, bei Kosten von 193 000 Euro war das Thema schnell vom Tisch", so Dorn. Ein Komplettausbau würde sogar 300 000 Euro kosten. Die Frage sei nun, wie viel Verkehr die Anlage generiere, und mit welchen Fahrzeugen dort gefahren wird, denn Futter, Stroh oder weitere Materialien müssten ja transportiert werden.

Vor allem sei der Weg sehr beliebt bei Spaziergängern, nicht nur bei schönem Wetter seien viele Bürger mit Kinderwagen, Walkingstöcken oder Hunden unterwegs, um eine Runde zu drehen. Diese Idylle wäre bei viel Verkehr vorbei. "Wir sehen den Bauherren da schon in der Pflicht, etwa wenn dort Lastkraftwagen fahren", so Dorn. Informationen über Grünflächenausgleich oder die Entsorgung liegen der Gemeinde ebenfalls nicht vor, vom Landratsamt habe man, im übrigen handschriftlich, nur erfahren, dass die Baugenehmigung erteilt worden sei.

Auf Nachfrage sagte Heike Frank, Pressesprecherinn des Landratsamtes, zu, in der kommenden Woche nach Möglichkeit Informationen geben zu wollen, es bedürfe aber der Rückfrage beim zuständigen Fachamt. Vogg selber ließ eine telefonische Anfrage als auch eine Mail mit Fragen unbeantwortet. Fragen zur Investitionssumme, möglichen Arbeitsplätzen, eventuellen Plänen für eine Reitschule oder Maßnahmen zur Entsorgung – aus Radolfzell gibt es keine Reaktion.

Im Ort sorgt das Vorhaben nicht zuletzt wegen seiner Dimensionen für Diskussionen, die mangelnde Transparenz "nach Gutsherrenart", so ein Bürger, stößt dabei vielen Einwohnern ausgesprochen unangenehm auf. "Wir können nur hoffen, dass die Familie Vogg ihr Verhalten ändert", zeigt sich Dorn einstweilen mäßig vom Vorgang begeistert. Als Pferdezuchtanlage fällt das Vorhaben in den Bereich Landwirtschaft und wirft noch nicht einmal Gewerbesteuer ab.