Gemeinde Dauchingen will Johann-Linde in der Butschhofstraße retten / Baum ist nicht mehr standsicher

a Von Stefan Preuß

Dauchingen. Die Gemeinde besitzt auf der gesamten Gemarkung nur ein einziges Naturdenkmal: Die so genannte Johann-Linde n der Butschhofstraße. Doch der Baum ist stark gefährdet.

Deshalb startet in den kommenden Tagen eine Rettungsaktion, bei der die Krone stark gestutzt werden muss. Der um 1885 gepflanzte Baum hat eine Höhe von 16 Metern. Der Stammumfang beträgt 3,65 Meter, und die Krone weist einen Durchmesser von 14 Metern auf. Die Stammlänge beträgt gut sechs Meter, obwohl in den 60-er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts ein Teil des Wurzelwerks beim Bau des nebenstehenden Hauses gekappt worden war. 1990 wurde die Linde erstmals aufwendig saniert und dann als Naturdenkmal in das Verzeichnis der Unteren Naturschutzbehörde aufgenommen. Bei der damaligen Sanierungsmaßnahme wurde Totholz in der Krone entfernt, und die Krone danach mit Seilen stabilisiert.

Der damals schon teilweise hohle Stamm konnte durch Verschraubungen mit Gewindestangen stabilisiert werden. "Scheer- und Torsionskräfte konnten damit vom Stamm abgehalten werden", erläutert der Sachverständige Christof Hilbert.

Als Grund für die Verletzung des Baumes und den Hohlraum vermutet der Sachverständige einen Blitzeinschlag "vor 60 bis 70 Jahren". Die Maßnahme bewährte sich, denn als Extrem-Orkan Lothar im Dezember 1999 blies überstand die Linde den Sturm, während benachbarte Fichten reihenweise umfielen. Dieses Jahr nun fand eine Bestandskontrolle zusammen mit einem Vertreter des Landratsamtes, Christof Hilbert und Klaus Wehrmann als Mitarbeiter der Gemeinde statt. Das aktuelle Gutachten belegte, dass weiter fortgeschrittene Schäden zu beklagen sind. Demnach ist die Linde derzeit nicht mehr standsicher, da das Stamminnere komplett ausgehöhlt und durch einen parasitären Pilz befallen sei. Das tragfähige Holz der Stammrinde ist nur noch in einer Dicke von neun bis elf Zentimetern vorhanden. Die gerätetechnische Untersuchung mit Ultraschallwellen (Arbotom) ergab, dass die Restwandstärke am Stamm-Fuß nur noch sieben Zentimeter beträgt. Der Stammfäulepilz sei ein sehr alter, gut angepasster Parasit, sagte Hilbert, "er lässt den Wirt sehr lange am Leben." So sei die Baumkrone jährlich komplett grün und mit Blüten im Sommer. "Die Baumkrankheit ist von außen nicht sichtbar".

Im Prinzip habe sich ein Wettlauf entwickelt: Innen fresse sich der Pilz durchs Holz, außen wachse neues, belastbares Holz nach. Als Maßnahme zur Wiederherstellung der Stand- und Verkehrssicherheit sei die Höhenreduktion der Krone unter das Niveau des Wohnhauses nebenan unumgänglich. Sollte der Pilz weiter voranschreiten, wäre ein weiteres Stutzen bis auf das Niveau der Dachrinne notwendig.

Die artenschutzrechtliche Voruntersuchung hat ergeben, dass keine besonders zu schützende Arten wie Fledermäuse oder seltene Insekten in der Stammhöhle vorhanden sind, so dass die Arbeiten vorgenommen werden dürfen.