Derzeit entsteht der Anbau am katholischen Kindergarten St. Franziskus. Fotos: Preuß Foto: Schwarzwälder-Bote

Anbau kommt voran / Petra Heini informiert über Hintergründe / Flexible Betreuungszeiten

Dauchingen (spr). Die Gemeinde investiert aktuell mehr als eine Million Euro in die Erweiterung des katholischen Kindergartens St. Franziskus und das künftige Familienzentrum. Petra Heini, Leiterin des Kindergartens, erklärt die Hintergründe und erläutert die Zukunftspläne der Einrichtung. 

Frau Heini, derzeit entsteht der Kindergartenanbau. Viele Bürger wundern sich über die Dimension angesichts sinkender Kinderzahlen. Wie werden Sie das Gebäude nutzen?

Mit diesem Anbau werden gleich drei Notwendigkeiten abgedeckt. In erster Linie handelt es sich um die Deckung des Nachholbedarfs an Räumlichkeiten. Unser Kindergarten ist von der ursprünglichen Größe mit vier Kindergartengruppen, 100 Kindern und zwölf Mitarbeitern auf mittlerweile acht Gruppen, 165 Kinder und 26 Mitarbeiter gewachsen. Die Altersspanne von ein bis zehn Jahren umfasst sämtliche Betreuungsformen wie Kinderkrippe, Kindergarten und Schülerhort. Aufgrund flexibler Betreuungszeiten und des Mittagsessensangebot arbeiten wir im Tagesschichtdienst. Mittlerweile essen täglich 60 bis 80 Kinder in unserer Einrichtung. Diese veränderte Situation erklärt bereits sehr deutlich die Notwendigkeit eines Speiseraums, Verteilerküche, Pausenraum, Materialraum, Ausweichraum, Kleingruppenraum und so weiter, da bei jeder Aufstockung der Gruppenzahl und Form ausschließlich Gruppenräume geschaffen wurden. Ebenso haben sich im Laufe der Jahre Familiensituationen und pädagogische Ziele und Inhalte weiterentwickelt, auf die wir reagieren müssen und wollen. 

Wird es mit dem Anbau also neue Angebote geben, etwa mit längeren Betreuungszeiten bei höheren Gebühren? Wie ist die Nachfrage nach Flexibilisierung? 

Immer wieder wurden in unserer Einrichtung die Betreuungsangebote und -zeiten am Bedarf der Eltern und Familien verändert. Unsere Eltern können bereits hohe Flexibilität in den Betreuungszeiten nutzen, da sie innerhalb unserer täglichen Rahmenöffnungszeit ihre individuellen Belegungszeiten selbst festlegen können. Seit März haben wir mit dem Angebot zweier Ganztagesgruppen das Betreuungsangebot nochmals erweitert. In diesem Bereich haben Eltern die Möglichkeit, eine Gesamtbetreuungszeit von 49 Stunden wöchentlich zu buchen. Auch wird es keine Gebührenerhöhung geben, die aufgrund des Anbaus stattfindet. Für die jeweilig aktuellen Elternbeiträge liegen die Empfehlungen des Städte und Gemeindetags sowie des Erzbischöflichen Ordinariats zugrunde. Insofern haben Elternbeiträge nichts mit Baumaßnahmen zu tun. 

Was bedeutet Familienzentrum für Sie in Dauchingen? Welche Angebote sind hier denkbar oder in Planung? 

Das Stichwort "Familienzentrum" ist momentan in aller Munde und bedeutet für uns wörtlich Familie im Zentrum. Die Angebote und Betreuungsformen orientieren sich an dem Lebensumfeld und an der Lebenslage von Familie. Familienzentren heben die Besonderheit, dass keines dem anderen gleicht, weil sich Inhalte immer an den Gegebenheiten und Bedürfnissen vor Ort orientieren. Ein Familienzentrum lebt von Kooperationen, Vernetzungen und niederschwelligen Angeboten. Und genau dies ist das Spannende. In einem Familienzentrum ist die Niederschwelligkeit ein deutliches Merkmal. Das heißt, dass Eltern schnell, unkompliziert und ohne große Wege und lange Wartezeiten Unterstützung für ihren Alltag rund um ihre Familie bekommen können. Es gibt in unserer Elternschaft zum Glück immer wieder Referenten zu bestimmten Themen. 

Vernetzung ist also ein großes Thema: Mit welchen Partnern werden Sie kommende Angebote organisieren? 

Ein Familienzentrum lebt stark von Kooperationspartnern und Menschen, die mitgestalten. Familien sollen im Familienzentrum vielfältige Unterstützung für den Alltag mit ihren Kindern geboten werden. Vieles dieser Angebote haben wir bereits umgesetzt, wie Kooperation Frühförderstelle, Grundschule Dauchingen, Logopädie, thematische Elternabende für die Altersgruppe von eins bis zehn Jahren, Zusammenarbeit mit der Familienbeauftragten des Schwarzwald- Baar-Kreises, Projekt Stärke, Alltagstipps in schriftlicher Form zum Mitnehmen. Vieles konnte aber aus Platzmangel noch nicht ausgebaut werden, zum Beispiel Kooperationen und Beratungen mit Therapeuten. Auch könnte ich mir vorstellen, dass eine Kooperation mit Vereinen von Dauchingen denkbar wäre und sicherlich zu geeigneten Aktionen gute Resonanz verspricht. 

Das weitere große Thema heißt Inklusion. Was verbessert sich in den Möglichkeiten und Angeboten durch den Anbau? 

Inklusion ist ein Begriff, der momentan sehr medienwirksam scheint. Schon immer waren Kinder und ihre Eltern mit unterschiedlichen Handicaps oder Behinderungen in unserer Einrichtung herzlich willkommen. Die Barrierefreiheit wird sich durch den Anbau weiter verbessern. Im Alltag von behinderten Kindern ist ein wesentliches Ziel zentral: Das Kind muss von der Integration/Inklusion profitieren, sich in seiner Umgebung wohl fühlen und bestmöglich gefördert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine vertrauensvolle, wertschätzende, ehrliche und gute Zusammenarbeit zwischen Eltern, Therapeuten und Kindergarten notwendig und erfolgsversprechend. Aufgrund unserer vielen positiven Erfahrungen werden wir dies weiterhin so praktizieren. Natürlich kommen uns die neuen Räumlichkeiten, wo es ebenfalls Therapie- und Besprechungsräume gibt, zu Gute. 

Erzieherinnen und Erzieher sind derzeit stark gesucht. Gibt es auf Sicht überhaupt genügend Mitarbeiter für Ihre Pläne?  

Endlich gibt es für pädagogische Berufsgruppen eine vielfältige Arbeitsstellenauswahl, das habe ich zuerst gedacht, als sich die Stellenzeigen häuften. Mittlerweile ist meine grundsätzliche Freude darüber getrübt, denn der Mangel an pädagogischem Personal weitet sich aus und macht sich auch bei uns bemerkbar. Es ist schwer, geeignete Mitarbeiter zu finden, die fachlich gut, motiviert sind und vor allem Freude an ihrer Arbeit haben. In Dauchingen ist es uns bis jetzt immer gelungen, qualifiziertes Personal zu finden. Unsere Stellen sind derzeit mit 26 Mitarbeitern vollständig und sehr gut besetzt. Wir setzen darauf, den Kindergarten Dauchingen mit der Vielfältigkeit der Betreuungsformen und der Weiterentwicklung zum Familienzentrum als attraktive Arbeitsstelle zu positionieren, bei der es vielfältige Möglichkeiten der Mitgestaltung gibt. u  Die Fragen stellte Stefan Preuß.