Cro bei seinem Tour-Abschlusskonzert in der Stuttgarter Schleyerhalle am 5. Oktober vor rund 13.000 Fans. Foto: Leif Piechowski

Cro hat auf der Karriereleiter einfach ein paar Sprossen übersprungen. Zum zweiten Mal in nur einem Jahr spielt der Rapper mit der Pandamaske in der Schleyerhalle vor ausverkauftem Haus.

Ungefähr in der Mitte des Konzerts stimmt der Gitarrist von Cro die bekannte Nirvana-Melodie von „Smells Like Teen Spirit“ an. Von den rund 13 000 jungen Fans in der Stuttgarter Schleyerhalle kennt wohl kaum jemand das Lied. Und noch weniger das Deodorant namens „Teen Spirit“, das Nirvana-Sänger Kurt Cobain damals zu dem berühmten Songtitel inspiriert haben soll. Hier am Samstagabend in der Mehrzweckhalle in Cannstatt passt es dennoch perfekt: Das hier ist der Zeitgeist der Teenager. Denn der Rapper Cro trifft das, was man wohl den Nerv der Zeit nennt. Die Handys leuchten, die Augen der Kids auch – und alle singen Zeile für Zeile mit.

Cro ist der clevere Rapper mit der Pandamaske, der den Abschluss seiner „Passt schon. Punkt“-Tour zu Hause in der sogenannten Mutterstadt am Neckar feiert. Das Konzert wird fürs Kino mitgeschnitten, in einige der über 100 Lichtspielhäuser live übertragen, in anderen in zwei Wochen gezeigt. Das gelang noch keinem deutschsprachigem Rapper vor ihm.

Konfetti und Leuchtbuchstaben

In den knapp 90 Minuten Konzert ist alles dabei, was eine Show in dieser Größe heutzutage haben muss: Glitzerkonfetti, Pyroeffekte, die drei leuchtenden Buchstaben C, R, O und jede Menge Gute-Laune-Lieder. Denn genau das ist es, was die Musik von Carlo Waibel, der sich Cro nennt, auszeichnet. Sie hat eine gewisse Unbeschwertheit. Etwas Fluffiges mit Mitsingpotenzial. Dabei stibitzt er sich fröhlich durch die Popgeschichte. Sampeln nennt man das. Hier ein bisschen Iggy Pop, da etwas Bloc Party und dann auch noch Aloe Blacc.

Für Kodimey Awokou und Sebastian Andrej Schweizer – Geschäftsführer von Cros Plattenfirma Chimperator – ist der Erfolg von Cro ein Zufallsprodukt aus „zur richtigen Zeit am richtigen Ort“. „Da kommt vieles zusammen. Und natürlich Carlos Musik“, sagt Schweizer am Samstagnachmittag in den Katakomben der Schleyerhalle. Für die Plattenfirma Chimperator mit Büros in Stuttgart und Berlin war der Erfolg von Cro der Lohn für ihre Mühen. Schon 1999 haben sie das Label noch als Studenten gegründet, hatten ein paar Künstler wie etwa auch die Orsons im Repertoire. Dann aber kam Cro. Ein Glücksgriff für die Stuttgarter. Es ist jetzt fast genau zwei Jahre her, dass der gewitzte Rapper mit Pandamaske und einem gut gelaunten Song namens „Easy“ auf sich aufmerksam machte. Im Video sangen schöne Mädchen mit zur Melodie von Bobby Hebbs „Sunny“.

Sunny war der Durchbruch für Cro

Für Carlo Waibel alias Cro war das Lied der Durchbruch. Es war der Traumstart zu einer Traumkarriere. In der Zwischenzeit wurde das Video auf dem Internetportal You Tube mehr als 35 Millionen Mal angeklickt, Cro hat 1,8 Millionen Platten verkauft, hat mehr als 1,8 Millionen Facebook-Freunde. Das sind Zahlen, die viel wert sind in der neuen, schnöden Internetwelt.

In der Schleyerhalle aber werden diese Ziffern Realität. Da hört man den Hype regelrecht. Zuletzt war der Kreischpegel wohl vor einigen Jahren bei Tokio Hotel ähnlich hoch. An den Ständen, an denen man Cro-Devotionalien kaufen kann, decken sich die Kids mit T-Shirts mit Pandadruck, Kappen mit Pandamotiv und Jacken, auf denen „Panda Banda Cro“ geschrieben steht, ein. Auf dem aktuellen Tour-Shirt hält ein Comic-Panda den Stuttgarter Fernsehturm wie ein Zepter. Es ist ein Bild mit Symbolkraft. Cro ist der „King of Raop“, der König des „Raop“, wie er sein Musikgenre selbst bezeichnet – eine Mischung aus Rap und Pop.

Einfach ein netter Typ

Und diese fröhliche Musik lässt seine Fans im Takt springen wie bei „Einmal um die Welt“ oder lässt sie Klamotten in der Luft kreisen wie etwa bei „Wir waren hier“. Das ist Musik, bei dem nur schlechte Menschen die Mundwinkel nach unten ziehen können. Die Musik ist ein Rundum-sorglos-Paket. Live wird sie umgesetzt mit seinem DJ Psaiko.Dino, einem Gitarristen und Schlagzeuger. Mehr braucht es nicht. Cros Texte erzählen von einem netten Typen, der von einem besseren Leben träumt und seiner Liebsten Hymnen wie beispielsweise „Du“ schreibt. Das kommt gut an im Teenie-Universum. Cro weiß das. Er überlässt den Fans seinen Job und lässt sie seinen Überhit „Easy“ singen.

Die Realität aber hat Carlo Waibels Texte längst eingeholt. So sprechsingt er in dem Lied „Kein Benz“: „Ich hab’ keinen Benz vor der Tür / Keinen Cent für ’en Bier / Doch ich spür’, irgendwann wird das anders.“ Das ist es schon. Als ganz am Schluss der Vorhang fällt, steht darauf groß „Danke“. Und auch die Termine für die Tour im kommenden Jahr. Am 29. November 2014 wird Cro wieder in Stuttgart spielen. Vermutlich an selber Stelle.