Wieder Störfeuer aus dem Kreis Böblingen Richtung Hermann-Hesse-Bahn / Kreisverwaltung will abwarten

Von Hans-Jürgen Hölle

Calw. Im Kreis Böblingen wird nach der Bekanntgabe der Ergebnisse einer Analyse zur standardisierten Bewertung für die Hermann-Hesse-Bahn des Verkehrswissenschaftlichen Instituts (VWI) an der Uni Stuttgart schon die Frage gestellt, ob das das Ende des Projekts sein könnte.

Bei der Kreisverwaltung will man dagegen erst einmal abwarten. Nämlich darauf, wie Michael Stierle vom Calwer Landratsamtsamt, der zuständig für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und damit natürlich auch für dieses Bahnprojekt ist, gestern auf Anfrage erläuterte, dass das Verkehrsministerium in Stuttgart seine Untersuchung dieser Bewertung abgeschlossen hat. Ende dieses Monats könnte das der Fall sein.

Bei der Informationsveranstaltung des Landkreises heute Abend in Althengstett zur Hesse-Bahn sollte auf das Papier des VWI nach seinen Worten eigentlich noch nicht eingegangen werden. Aber das könnte sich ändern. Zu heftig dürfte das neuerliche Störfeuer aus dem Kreis Böblingen sein: "Insgesamt ergibt sich aus Sicht des VWI ein erhebliches Risiko der Belastbarkeit des Ergebnisses der Nutzen-Kosten-Untersuchung, die zumindest hinsichtlich der angesprochenen Positionen einer detaillierten Konkretisierung und Sensitivitätsbetrachtung bedürfen", lautet das Fazit der Untersuchung,

In Auftrag gegeben hatten diese die Städte Weil der Stadt und Renningen. Das Ergebnis ist für die beiden Bürgermeister Thilo Schreiber ( Weil der Stadt) und Wolfgang Faißt Wasser auf deren Mühlen. Sie bezweifeln nämlich den Nutzen einer zweiten Bahnverbindung zwischen ihren beiden Kommunen.

Die standardisierte Bewertung für die Hesse-Bahn, so befinden Stefan Tritschler und Matthias Körner vom VWI, gehe teilweise von falschen Zahlen aus. Alle Annahmen auf der Nutzenseite nachgerechnet, stutzt ihr Gutachten das bisher berechnete Kosten-Nutzen-Verhältnis bei einem Dieselbetrieb zwischen Calw und Renningen von einem Wert von 1,37 auf 1,07 zusammen. Er würde damit nur noch knapp über der 1,0 liegen, die Voraussetzung für eine Förderung ist. Im VWI-Gutachten wird auch davon ausgegangen, dass die Kosten für den Tunnel bei Ostelsheim und die insgesamt erforderlichen 14 Eisenbahnunterführungen viel zu günstig angenommen worden sind.

Diese Kritik des VWI können wiederum die Vertreter der Bürgeraktion "Unsere Schwarzwaldbahn" aus dem Kreis Böblingen nicht nachvollziehen, die der Hesse-Bahn positiv gegenüber steht. Die Uni Stuttgart habe im Vergleich die pauschalen Kostensätze der Deutschen Bahn (DB AG) verwendet. Damit vergleiche das VWI Äpfel mit Birnen: Private Bahnen, die so genannten NE-Bahnen, planten und bauten seit langem preisgünstiger wie die DB AG, dies bei gleichem Nutzen, Leistungsfähigkeit und Sicherheit, stellt sie fest.

Im Übrigen sieht sich die Bürgeraktion durch dieses Gutachten bestätigt: "Die Bahnverbindung von Calw nach Renningen ist die wirtschaftlichste Variante", ist diese Initiative überzeugt.

Aber es gibt im Zusammenhang mit den Tunneln auch noch von anderer Seite Kritik. vom Umweltschutzbeauftragten der Nagolder Ortsgruppe der Naturfreunde, Dieter Laquai. Die geplante Trasse führe durch zwei Tunnel, in denen insgesamt 7000 Fledermäuse ihr Quartier bezogen hätten. "Sie müssen ihr Leben lassen, wenn die Züge wie geplant mit 90 und 100 Stundenkilometern durchrasen", hat Laquai unlängst gesagt.