Evelin Scheib ist neue stellvertretende AOK-Geschäftsführerin. Foto: AOK Foto: Schwarzwälder-Bote

Gesundheit: AOK Nordschwarzwald weist auf erhöhten Personalbedarf hin

Nordschwarzwald. Die Zahl der Pflegebedürftigen ist im Nordschwarzwald zwischen 2013 und 2015 um 1728 Personen von 19 196 auf 20 944 angestiegen. Das entspricht einer Zunahme um neun Prozent.

Gut 30 Prozent werden in Pflegeeinrichtungen betreut, während knapp 70 Prozent zuhause durch ambulante Pflegedienste oder Angehörige versorgt werden. Grundlage sind Erhebungen des statistischen Landesamtes, die zum Stichtag 15. Dezember 2015 erhoben wurden.

Bereits im Jahr 2016 konnte die AOK bei ihren Versicherten im Nordschwarzwald eine weitere Zunahme an Pflegeanträgen zum Vorjahr feststellen. Mit dem Inkrafttreten des Pflegestärkungsgesetzes II zu Jahresbeginn und den damit verbundenen deutlichen Verbesserungen für die Betroffenen und Angehörigen ist die Zahl im Januar nochmals deutlich nach oben gestiegen.

Bei der AOK Nordschwarzwald wurden im Januar 367 mehr Anträge eingereicht, als zum Vormonat Dezember, das sind 20 Prozent. Auf die Landkreise verteilt heißt das: 506 Anträge in Freudenstadt (plus 84 zum Vormonat, 595 Anträge im Landkreis Calw (plus 99 zum Vormonat) und 1101 Anträge in Pforzheim und Enzkreis (plus 184 zum Vormonat).

"Bis 2030 wird bundesweit damit gerechnet, dass die Zahl der Leistungsempfänger aus der Pflegeversicherung um ein Drittel zunehmen wird", sagt Evelyn Scheib, die seit Januar stellvertretende Geschäftsführerin der AOK Nordschwarzwald ist. Derzeit sei allerdings nicht sicher, ob in Zukunft für immer mehr Pflegebedürftige auch genügend Pflegepersonal vorhanden sei. "Aktuell werden im Nordschwarzwald noch rund zwei Drittel der Betroffenen durch ihre Angehörigen gepflegt. Aber auch dieser Anteil wird auf längere Sicht abnehmen. Grund dafür sind die zunehmenden Singlehaushalte und die demografische Entwicklung. Damit wird sich der Mangel an Pflegekräften noch verschärfen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist, dass auf dem Land noch viele Familien leben."

Gerade vor diesem Hintergrund plädiert Scheib dafür, die bundesweite Reform der Pflegeausbildung noch vor der Bundestagswahl zu verabschieden. "Es ist sehr bedauerlich, dass der bereits vorliegende Gesetzentwurf in der parlamentarischen Warteschleife hängt und die schwarz-rote Regierungskoalition sich nicht einigen kann. Wenn wir eine menschenwürdige Pflege haben wollen, brauchen wir dringend mehr ausgebildete Pflegekräfte."