Kriminalität: Zunahme im Kreis Calw um 26,2 Prozent

Von Axel H. Kunert

Vom Primus zum Sorgenkind: Der Kreis Calw ist der klare Verlierer bei den Wohnungseinbrüchen im vergangenem Jahr im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Karlsruhe (PP Ka).

Karlsruhe/Kreis Calw. Um drastische 26,2 Prozent stieg hier die Zahl der Einbrüche an. Was auf den ersten Blick paradox erscheinen mag: Insgesamt sank die Zahl der Einbrücke im Bezirk des PP Ka. Und zwar um ebenfalls eindrucksvolle 16,2 Prozent.

Hintergrund dieser widerlaufenden Zahlen: Vor allem in den Ballungsräumen Karlsruhe und Pforzheim konnten die Zahlen der gemeldeten Wohnungseinbrüche sehr massiv zurückgefahren werden, in Pforzheim sogar um fast 50 Prozent. Dagegen stiegen die Zahlen in den Landkreisen Enz, Karlsruhe und am stärksten in Calw durchgängig spürbar an. Was, so Polizeipräsident Günther Freisleben, natürlich vermuten lasse, dass manche Tätergruppen ihren Wirkungskreis aufgrund der erhöhten Polizeipräsenz in den Städten einfach aufs Land verlagert hätten. Es gebe also einen nachweisbaren "Verdrängungseffekt". Freisleben daher an die Bürger im Kreis Calw gewandt: "Das ist aber ein Ergebnis, das wir so nicht stehen lassen werden." Man werde adäquat auf die veränderte Situation reagieren, habe dies im Verlauf von 2015 auch schon getan, beispielsweise mit der Einrichtung einer zusätzlichen, vierten zentralen Ermittlungsgruppe am Standort Calw speziell für die Aufklärung von Einbrüchen.

Der Anstieg bei den Wohnungseinbrüchen im Kreis Calw in absoluten Zahlen ausgedrückt: Nach 81 Einbrüchen 2013 und 141 in 2014 stieg die Zahl im zweiten Jahr in Folge auf jetzt 178 gemeldete Delikte. Das entspricht über zehn Prozent aller Einbrüche im Bereich des PP Ka (2015: 1686 Einbrüche; 2014: 2011) und stellt ein trauriges Allzeithoch in der Einbruchsstatistik für den Kreis Calw da. Aber immerhin: Im Berichtszeitraum konnten für den Kreis Calw auch insgesamt 20 Tatverdächtige ermittelt werden, was absolut einer Zunahme, in der Aufklärungsquote aber aufgrund der hohen Fallzahlen einer Verschlechterung (neu: 14,6 Prozent) entspricht. Was der Polizei dabei auffiel: Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger ging um 6,5 Prozent zurück, wobei wiederum vor allem Georgier als Täter besonders herausstachen – wie auch bereits im Vorjahr.

Um die Calwer Zahlen besser in die landesweite Entwicklung einordnen zu könne, nannte Polizeipräsident Freisleben zum Vergleich die Zahlen ähnlicher Landkreise aus dem Bereich anderer Präsidien. So weise beispielsweise der benachbarte Kreis Freudenstadt für 2015 ebenfalls einen drastischen Anstieg bei den Einbruchszahlen aus, nämlich um sogar 34,3 Prozent. Und einsamer Spitzenreiter im Landesvergleich sei der Alb-Donau-Kreis mit einer Zunahme von 149,5 Prozent.

Was die Statistik auch verhagelt habe: Bis zum Herbst seien die Zahlen noch deutlich besser gewesen, zeitweise habe man beim PP Ka mit einem Rückgang bei den Einbruchszahlen von über 30 Prozent rechnen können. "Aber dann kam die dunkle Jahreszeit." Und mit ihr eine extreme Zunahme bei den Einbrüchen.

Die gute Nachricht bei all den schlimmen Zahlen für die Landkreise: "Wir haben mit der Entwicklung in Karlsruhe und Pforzheim gezeigt, dass wir wissen, wie wir die Zahlen bei den Wohnungseinbrüchen spürbar herunterdrücken können."

Das Rezept dort: Erhöhte Einsatzbereitschaft; intensivere Spurensicherung; starke Vernetzung der zugeordneten Dienststellen und die Umsetzung des Pilot-Projekts "Predictive Policing", mit der künftige Einbrüche auf Basis statistischer Erfahrungswerte quasi "vorhergesagt" werden können.

Tatsächlich, so Karl-Heinz Ruff als zuständiger Leiter der Kriminalpolizeidirektion, habe sich durch den Einsatz der neuen Software und die darauf aufbauende gezielte erhöhte Polizeipräsenz in den gefährdeten Bezirken die Zahl der Einbrüche in Brennpunkt-Bereichen "spürbar" reduzieren lassen. Ein wesentlicher Grund für die aus Präsidiumssicht insgesamt ja positive Entwicklung bei den Einbrüchen.

Aktuell werde "Predictive Policing" aufgrund der dafür notwendigen Datenbasis (zurückliegender Fälle) für das PP Ka nur in Karlsruhe und Pforzheim eingesetzt.

Künftig wolle man aber auch die Landkreise wie eben Calw in die Nutzung der Vorhersage-Software miteinbeziehen. Wofür man, so die Kehrseite der Medaille, aufgrund der zunehmenden Fallzahlen ja auch eine stetig wachsende Datenbasis habe, wie man sie auch brauche.