Keinen Wechsel im Turnier gab es in der siegreichen Dennacher Mannschaft. Auch erfahrene Nationalspielerinnen mussten daher zusehen. Foto: Kraushaar

Faustball: TSV Dennach verdient sich viel Lob und Respekt für Europapokal-Organisation.

"Sie entschuldigen, wenn ich jetzt nicht einfach so losreden kann, aber ich bin von dem was unsere Mannschaft hier geleistet hat noch tief berührt", kämpfte Alfred Gerwig vom TSV Dennach sichtlich um Fassung.

Wer wollte es dem Mann verdenken. Der erste Vorsitzende hat mit seinem rührigen Helferteam die Weichen gestellt, dass dieser Faustball-Europapokal der Damen vor der in 14-tägigem, ehrenamtlichen Einsatz erstellten der Naturtribüne problemlos über die Bühne gehen konnte. Und so kam vorsichtig für das nächste Jahr die Austragung der World Games in Dennach ins Gespräch.

Selbstredend, dass Gerwig die Goldmedaille für den "Großen Macher im Hintergrund" (IFA Vizepräsident Franco Giori) nur als Stellvertreter für die vielen Ehrenamtlichen vor, während und nach dem Europapokal-Event entgegen nahm. Von Neuenbürgs Bürgermeister Horst Martin, Enzkreis-Landrat Karl Röckinger, MdL Viktoria Schmidt (CDU), MdL Ulrich Rülke (FDP), bis zu den Funktionären Ulrich Meines (Deutsche Faustball-Liga), Volker Schuler (Sportkreis Präsident Calw), Karl Katz (Fachgebietsleiter Faustball im STB), Andreas Hölzlberger (Turngau Nordschwarzwald-Vorsitzender) hatten viele Ehrengäste den erfolgreichen Sportlern bei der Siegerehrung die Ehre erwiesen.

Einen Europapokal, gleich in welcher Sportart, erlebt man nicht alle Tage, und in der Regel schon gar nicht vor der Haustüre. Wenn dann der Gastgeber auch noch gewinnt – Sportler-, Funktionär- und Fan-Herz, was willst du mehr? In Dennach war diese Frage relativ einfach zu beantworten: ein paar Hitzegrade weniger. Erbarmungslos knallte die Sonne auf die beiden Spielfelder. "Sicherlich mit ein Grund, warum heute viele von unseren – vor allem älteren Stammgästen – nicht gekommen sind", so Karl Katz. Der Fachwart und Ex-Bundesligatrainer hätte sich natürlich auch mehr Besucher erwünscht, aber wer setzt sich bei 37 oder 38 Grad schon den ganzen Tag solchen Temperaturen aus. Auch hier gab es eine klare Antwort: Die Spielerinnen.

Die bekamen das Angebot angesichts der Bedingungen nur auf zwei Gewinnsätze zu spielen, was jedoch der überwiegende Teil der Mannschaften – obwohl die Warnung von Seiten der Ärzte im Raum stand - nicht wollte. Dass die zum Europapokal qualifizierten Teams fit waren, zeigte der relativ ruhig Tagesverlauf von Turnierarzt Dr. Hiller der nur einmal bei einer anfänglich bös aussehenden Verletzung einer Spielerin vom TV Jahn Schneverdingen – die sich später als nicht gravierend herausstellte - und einem Kreislaufproblem gefordert war.

Sportlich gab es an der Ausnahmestellung des TSV Dennach nichts zu rütteln. Einmal, im Spiel gegen den Jahn Schneverdingen, ging es über fünf Sätze, dabei wurde eine 2:0-Führung verspielt. "Aber die konnten anschließend das hohe Niveau aus diesem Spiel nicht über das ganze Turnier halten", stellte TSV-Trainer Rudolf Reuster fest.

"Ja wir hatten uns mehr erhofft; die Endrunde war unser Ziel, mindestens das Spiel um eine Medaille", räumte deren Trainerin Christie Seitz ein. Nach einer völlig unnötigen Niederlage im Spiel um Platz fünf im norddeutschen Vergleich gegen den Alhorner SV, in dem man beide Sätze in der Verlängerung per Eigenfehler vergeigte, ging es mit einem sechsten Platz im Gepäck für den deutschen Vizemeister zurück in die Lüneburger Heide.

Die beiden deutschen Vertreter waren schon in der Vorrunde im Kampf um die Medaillen ausgeschieden, ebenso wie der ersatzgeschwächte Titelverteidiger Union Arnreit aus Österreich. Bis ins Finale kämpfte sich der Schweizer Meister TSV Jona vor. "Gegen die kann man in der Form nicht gewinnen", stellte Bruno Traxler zum 1:3 fest und freute sich über Platz zwei. Die Bronzemedaille ging an den FSC Wels (Schweiz) der im kleinen Finale den 17. maligen österreichischen Meister Linz/Urfahr bezwangen.

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(amk). "Hinterher weiß man alles besser, da ist es dann leicht zu sagen wir haben alles richtig gemacht" so Dennachs Trainer Rudolf Reuster. Wichtig war aus seiner Sicht der Sieg im letzten Spiel der Vorrunde, "die wir dann auch als Gruppensieger abgeschlossen haben." Damit bekam seine Mannschaft im Halbfinale mit dem FSC Wels den vermeintlich leichteren Gegner, was sich mit dem nächsten 3:0 Sieg auch bestätigte.

Trotz der Hitze zog Rudolf Reuster das ganze Turnier ohne einen Wechsel durch. "Wenn es läuft, bleiben die Spielerinnen auf dem Platz das haben wir schon im Vorfeld so abgesprochen. Ich muss mir nicht während des Turniers noch eine Baustelle ins Nest legen, das habe ich aus dem vierten Platz bei der Hallen-DM in Bretten gelernt als ich gefälligkeitshalber Lena Wahl (stammt aus Bretten) eingewechselt habe. Außerdem hat Janina Krämer ihre Aufgabe bei ihrem ersten großen Turnier bis auf zwei, drei Bälle die ihr über den linken Arm rutschten sehr gut gemacht", stellte Reuster fest.

Sonja Pfrommer – Christina Grüneberg – Anna-Lisa Aldinger – Sophia Scheidt – Janina Krämer war die Besetzung. Des einen Freud, des anderen Leid. Jasmin Fischer und Annkatrin Aldinger hätten sicherlich auch gerne gespielt, dennoch feuerten sie ihre Mannschaft von außen vorbildlich mit an.

Der Arzt hatte nochmals auf das Risiko Spitzensport bei der Hitze hingewiesen, die IFA bot zwei Gewinnsätze an, die Mannschaften wollte jedoch mehr. "Bei drei Sätzen ergeben sich einfach mehr Möglichkeiten", begründete Rudolf Reuster seine Haltung zu dieser Frage. Heraus kam ein Kompromiss. Die Platzierungsspiele wurden dann auf zwei Gewinnsätze gespielt.

Etwas bedauert wurde der Umstand, dass die beiden Halbfinalspiele nicht hintereinander, sondern parallel gespielt wurden. So stand Platz eins – mit dem TSV Dennach – wesentlich mehr im Blickfeld als Platz zwei, wo längs gespielt wurde. "Das hat zeitliche Gründe, die Halbfinals können auch über fünf Sätze gehen", erklärte Fachwart Karl Katz vom TSV Grafenau.

Ohne Schiedsrichter geht es nicht, auch im Faustball. Mit Daniel Graf (Schweiz) Gerhard Bieringer und Karl Prückl (Österreich) sowie Christiane Oberkersch und Nicole Heldmaier (beide TSV Gärtringen) wurden fünf internationale Unparteiische danach ausgezeichnet.