Die jüngere Generation würde sich über mehr Konzerte wie den Nagolder Sommerzauber mit Christina Stürmer freuen. Foto: Fritsch

Schüler der Nagolder Berufsschule befragen junge Generation dazu, was sie für Zukunft des Kreises für wichtig halten.

Kreis Calw - Die Prognos-Studie weist dem Kreis Calw den Weg in eine vielversprechende Zukunft. Doch ist das auch eine Zukunft nach dem Geschmack der jungen Generation? Schüler der Nagolder Berufsschule haben sich umgehört – und kamen zu teilweise überraschenden Ergebnissen. Sie sollten eigentlich nur an wissenschaftliches Arbeiten herangeführt werden, doch was die Schüler eines Projektkurses an der Kaufmännischen Schule Nagold unter Federführung von Stephan Egnolff da in ihrer Umfrage unter Altersgenossen herausgefunden haben, könnte für die politisch Handelnden ein wichtiger Fingerzeig für die Zukunft sein.

42 Schüler machten sich im vergangenen Schuljahr in kleinen Projektgruppen daran, eine Art Prognos-Studie für die jüngere Generation auf die Beine zu stellen. Dazu führten die Schüler insgesamt 797 Interviews mit jungen Menschen im Alter zwischen 16 und 28 Jahren. 57,5 Prozent der Befragten waren Schüler, 15 Prozent Auszubildende, 11,3 Prozent Arbeitnehmer und fünf Prozent Studenten. 40 Prozent waren zwischen 18 und 25 Jahren, 35 Prozent unter 18 Jahren und 16 Prozent über 25.

Auch beim Bildungsabschluss war die Gruppe der Befragten heterogen: 13 Prozent Abiturienten, neun Prozent mit Fachhochschulreife, neun Prozent haben die Werkrealschule abgeschlossen, fast 50 Prozent haben die Mittlere Reife.

Ein wichtiges Ergebnis der Interviews lautet: So schlecht findet die junge Generation den Kreis Calw gar nicht. Fast zwei Drittel können sich demnach vorstellen, ihre private und berufliche Zukunft im Kreis Calw zu verbringen. "Wir haben es hier besser, als wir es vorher wussten", fasst Heike Kleine, eine der an der Studie beteiligten Schülerinnen, das Ergebnis zusammen. Und auch Lehrer Stephan Egnolff findet, dass der Kreis für die Jugendlichen besser ist, als sein Ruf: "Wir haben hier gute Sachen, aber keiner redet drüber", sagt Egnolff im Gespräch mit unserer Zeitung.

Damit die jüngere Generation tatsächlich dem Kreis erhalten bleibt, sollte nach deren Auffassung aber trotzdem noch einiges passieren. An erster Stelle steht da die Verbesserung der Infrastruktur, die fast drei Viertel der Befragten anmahnen. Als besonders wichtig wird dabei die Hermann-Hesse-Bahn angesehen, wie auch der Ausbau der Breitbandanbindung.

Fast ebenso viele plädieren für einen Ausbau des Freizeitangebots. Vielen fehlt in diesem Zusammenhang der Event- oder Erlebnis-Charakter der Angebote – ob nun in den Freibädern, bei den Cafés und Kneipen oder was Konzerte abgeht. In der Umfrage nennt die jüngere Generation auch konkrete Verbesserungsvorschläge: Dazu gehört etwa der Bau eines Kunstmuseums und die Förderung junger Künstler, die Erweiterung der Einkaufsmöglichkeiten, die Eröffnung von mehr Clubs oder Bars für junge Leute aber auch die Wiederbelebung alter Traditionen der Schwarzwaldkultur und die Organisation von Volksfesten.

Freilich beschäftigte sich die Umfrage nicht nur mit dem Freizeitangebot. Auch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen spielten dabei eine gewichtige Rolle. Damit die jüngere Generation dem Kreis erhalten bleibt, sollte genügend günstiger Wohnraum vorhanden sein, auch die Perspektiven für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sollten gegeben sein, zudem sollten die Schulen an ihrer Attraktivität arbeiten. Dazu zählt für die Befragten auch eine bessere Vernetzung von Schule und Wirtschaft – wie es zum Beispiel die Unternehmen MEVA in Haiterbach, Häfele in Nagold und Seuffer in Calw vormachen. Aber auch die Möglichkeit einer professionellen Weiterbildung spielt in den Überlegungen der Jüngeren eine wichtige Rolle.

Zudem sollte der Landkreis am Image arbeiten. Bisher setzt man da auf Bewährtes und eher auf die ältere Geberation. "Das Image einer Region ist wichtig für die Jugend", weiß Lehrer Stephan Egnolff. "Sie wollen da wohnen, wo etwas geht." Dass man in dieser Hinsicht nicht alles selbst bieten muss, gibt der Vize-Landrat Frank Wiehe zu bedenken: "Da können wir über die kommunalen Grenzen hinweg kooperieren", blickt er in die Zukunft.

Eine Zukunft, in der auch die eine Rolle spielen könnten, die den Kreis bereits verlassen haben. Mit denen sollte man stärker in Kontakt bleiben, so ein Ergebnis der Befragungen. Denn wenn man die Bindungen sich nicht lösen lasse, bestehe die Möglichkeit, dass so mancher eine Rückkehr in Betracht zieht – wenn er merkt, dass es im Kreis Calw besser ist als gedacht.