In der Nacht auf Mittwoch wurde in London ein Hochhaus ein Raub der Flammen. Foto: Findler

Feuerwehren im Kreis gut aufgestellt. Experten: Fassadenbrand wie in London nicht möglich.

Kreis Calw - Die Bilder der Hochausbrände in Stutensee und London schockierten in den vergangenen Tagen die Welt. Sind solche schrecklichen Ereignisse auch im Kreis Calw möglich? Wir hakten nach

"In Deutschland ist es aufgrund der Vorgaben nicht möglich, dass eine Fassade auf diese Weise durchbrennt, wie es in London geschah", unterstreicht Joachim Bley, Leiter des Dezernats Umwelt, Technik und Bauen im Landratsamt, dem auch der Katastrophen- und Brandschutz zugeordnet ist. Medienberichten zufolge bestand diese aus Kunststoff – zur Verschönerung des Gebäudes. "Die Vorschriften hierzulande Thema sehen die Verwendung schwer brennbaren Materials vor und fordern je nach Höhe des Gebäudes einen Brandriegel", so Bley.

"Außerdem schreibt die Landesbauordnung (LBO) im Paragraf 38 für diese Sonderbauten einen zweiten Rettungsweg vor, sodass der Brand in London nicht mit unseren Bedingungen vergleichbar ist", stellte Joachim Theurer, Brandschutzsachverständiger fest. So sehe das Gesetz ein zusätzliches Sicherheitstreppenhaus vor. Theurer führt die Brandverhütungsschauen durch und ist zu gleich Kommandant der Feuerwehr in Altensteig.

"Im ländlichen Raum haben wir nur eine geringe Zahl von Hochhäusern, also Gebäuden, die höher als 22 Meter sind", sagte der stellvertretende Kreisbrandmeister Volker Renz, Kommandant der Feuerwehr Haiterbach. Im Kreis Calw beträfe es je ein Gebäude in Bad Herrenalb, Calmbach und Nagold.

Übungen in privaten Wohnanlagen möglich

"Mit Drehleitern bei den Feuerwehren sind wir flächendeckend versorgt und kommen an die allermeisten Gebäude heran", bekräftigte Bley. Standorte dieser Einsatzfahrzeuge seien Altensteig, Bad Herrenalb, Bad Wildbad, Calw, Nagold und Schömberg. Darüber hinaus ist für Wildberg 2018 eine weitere Drehleiter geplant.

"Zu Sonderbauten zählen auch Schulen, Krankenhäuser oder Hallen und jeder Kommandant muss sich in seiner Gemeinde um die spezielle Situation kümmern und die Leistungsfähigkeit für den Ernstfall sicherstellen, also anhand des kommunalen Bedarfsplans abarbeiten", so Renz. So sei auf die Alarm- und Ausrückeordnung (AAO) unter anderem auf die potenzielle Anzahl zu rettender Personen abgestimmt. Offen seien die Wehren auch für private Bauträger von Wohnanlagen, um mit Übungen dort die Bedingungen zu prüfen.

Bley appelliert an jeden einzelnen Mitbürger, in seinem Umfeld dafür zu sorgen, dass Brandschutzvorschriften eingehalten wird. "Ein Klassiker sind große Mengen an Reifen, die in Tiefgaragen lagern", so Renz und Theurer. Deren Entfernung reduziert die Brandgefahr.

Noch schlimmer sei der Keil, mit dem Brandschutztüren zur Belüftung offen gehalten werden. "Damit ist deren Zweck, Brand und vor allem das giftige Rauchgas abzuhalten, außer Kraft gesetzt", warnte Theurer.