So könnte es damals gewesen sein, als Margarete ihrem Mann Kurt Modell saß und dabei vorgelesen hat. Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder-Bote

Projektgruppe Frauengeschichte rückt mit Biografie Künstlergattin Margarete Weinhold in den Fokus

Von Jeanette Tröger

Calw. Zwei Sessel, ein kleiner Tisch mit gehäkelter Spitzendecke, darauf zwei geblümte Mokka-Sammeltässchen, auf dem Flügel dahinter ein Kofferplattenspieler aus den Fünfzigern – das war ein Teil der Szenerie zur Vorstellung des Buches über die Künstlergattin Margarete Weinhold. Der andere Teil versetzte das Publikum ins Weinholdsche Maler-Atelier. Margarete alias Ursula Schröder-Zeuch sitzt ihrem Mann Kurt (in Person von Wolf Stefan Reiser) Modell und liest dabei vor aus Karl Mays Winnetou.

Im Konzertsaal der Musikschule stellte die Projektgruppe "Frauengeschichte in Calw" die von ihr erstellte Biografie "Margarete Weinhold – Künstlergattin. Leben, Familie, Freunde" vor. Sie ist in der  "Kleinen Reihe" des Archivs der Stadt Calw erschienen. Stadtarchivar Karl Mayer gratulierte den vier Autorinnen Beate Ehnis, Marion Fürst, Marina Lahmann und Petra Prokein zur Fertigstellung des "grafisch schönsten Buchs" in der Reihe. Respekt bezeugte er den Frauen auch für die Themenwahl und die akribische Auswertung der Quellen, wodurch sie Ergebnisse präsentieren können, die das bisherige Bild der Margarete Weinhold erweitern und vertiefen.

Marina Lahmann erzählte von der fünfjährigen Entstehungsgeschichte der Biografie, von der oft mühsamen Entzifferung der von Margarete in kleinster Schrift verfassten Kalendernotizen und Tagebücher. Und diese Aufzeichnungen mussten aus dem damaligen Zeitgeist heraus gewertet und verstanden werden.

Lahmann veranschaulichte die Lebensumstände der Malerfamilie, Marion Fürst legte in ihren Ausführungen den Schwerpunkt auf Margaretes drei große Leidenschaften Musik, Kino und Tanz. Hierzu passend hörte das Publikum eine auf dem alten Plattenspieler und damit im authentischen Klang aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts abgespielte Aufnahme der Altistin Trude Sannwald, die Margarete besonders schätzte. Petra Prokein gab einen kurzen Einblick in Margaretes Rolle als Mutter von Corona, genannt Cora, und zeichnete den Lebensweg der Tochter bis zu deren frühem Tod mit 55 Jahren nach. Die Originalaufnahme eines französischen Kinderlieds, gesungen von Cora, brachte die Stimme der Malertochter in den Konzertsaal.

"In unserem Buch über Margarete Weinhold werden im Wesentlichen die Jahre zwischen 1922 und 1949 beschrieben", erklärte Beate Ehnis. Breiten Raum nehmen in der Biografie die Beziehungen zu Familie, Künstlerkollegen und vor allem Freunden ein, insbesondere Margaretes Freundschaft zu Fanny Schile, geborene Gundert, einer Cousine von Hermann Hesse.

Bei der Buchvorstellung anwesend war Marie Luise Bodamer, die Tochter von Fanny Schile. Die betagte Zeitzeugin erzählt im Buch, wie sie die einen langen Lebensweg dauernde Freundschaft ihrer Mutter mit Margarete erlebt hat. Die Biografie macht Lust, sich mit Margarete im speziellen und mit ihrem familiären Umfeld, dem großen Freundeskreis und der damaligen kulturellen und politischen Landschaft, in die ihr Leben eingebunden war, zu beschäftigen. Oder, wie es Karl Mayer ausdrückte: nachzulesen, wie sich "die lokale Bohème schlug und vertrug."